Erstellt am: 4. 6. 2016 - 20:09 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-13, 04-06-16.
#fußballjournal16 #emjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16
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Tor: Robert Almer (Austria), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/D), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D)
Abwehr: Florian Klein (VfB Stuttgart/D), György Garics (Darmstadt/D), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Watford/ ENG), Kevin Wimmer (Tottenham/ENG), Martin Hinteregger (Mönchen-gladbach/D), Christian Fuchs (Leicester City/ ENG), Markus Suttner (Ingolstadt/D)
Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Marko Arnautovic (Stoke/ ENG), Martin Harnik (VfB Stuttgart/D)
Angriff: Lukas Hinterseer (Ingolstadt(D), Rubin Okotie (1860 München/D), Marc Janko (Basel/SUI).
Alles über den Malta-Test, alles über den ÖFB-Kader.
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Kader Team Nederland
Tor: Jasper Cillessen (Ajax Amsterdam), Jeroen Zoet (PSV Eindhoven), Kenneth Vermeer (Feyenoord)
Abwehr: Kenny Tete, Ron Veltman (Ajax Amsterdam), Ron Vlaar (Alkmaar), Virgil Van Dijk (Southampton/ ENG), Jeffrey Bruma, Jetro Willems (PSV Eindhoven), Patrick Van Aanholt (Sunderland/ENG)
Mittelfeld: Kevin Strootman (AS Roma/ITA), Riechedly Bazoer (Ajax Amsterdam), Georginio Wijnaldum (Newcastle/ENG) Luciano Narsingh, Marco Van Ginkel (PSV Eindhoven), Tonny Vilhena (Feyenoord)
Angriff: Steven Berghuis (Watford/ENG), Vincent Janssen (AZ Alkmaar), Memphis Depay (Manchester United/ENG), Bas Dost (VfL Wolfsburg/ DEU), Luuk De Jong (PSV Eindhoven), Quincy Promes (Spartak Moskva/ RUS)
Verletzt: Daley Blind (Manchester United/ENG).
Out sind ua: Tim Krul; Daryl Janmaat (Newcastle/ENG), Stefan de Vrij (Lazio Rom/ITA), Bruno Martins Indi (Porto/POR), Erik Pieters (Stoke/ENG); Jordy Clasie (Southampton/ ENG), Wesley Sneijder (Galatasaray/TUR), Jeremain Lens (Sunderland/ENG), Arjen Robben (Bayern/D), Klaas-Jan Huntelaar (Schalke/D), Robin van Persie (Fenerbahce/TUR) uvam...
Kommt's mir nicht mit den verpatzten Generalprobe-Sprüchen
... die sind soviel wert wie ein populistisches Wahlversprechen: nur ein Gemeinplatz zum Nachplappern, etwas, was ihr zum Trost hören wollt. Rein statistisch (also faktisch) ist das nämlich ein Blödsinn, alles andere ist Aberglaube.
Mir ist, so blöd das klingt, diese Niederlage deutlich lieber als noch ein ernudelter Sieg a la Malta. Weil damit jetzt endlich diese dümmliche Überschätzungs-Walze aufhört, mit deren Leierstimmung der Boulevard und das traditionell manisch-depressive Fan-Volk seine Mannschaft schon im ersten selbsterkämpften Groß-Turnier seit ewigen Zeiten zum Titel hinlabern wollte.
Das Ziel wird weiter ein mit letzter Kraft erreichtes Viertelfinale sein müssen. Und dazu ist es nötig, dass der fehlende Ernst, die übergroße Sorglosigkeit, die Vorsicht, mit der eine Mannschaft, die sich nicht committen wollte, in dieses Spiel gegangen ist, das all dies wegfällt.
Nur dann lässt es sich gegen Kaliber wie die Niederländer bestehen. Oder Portugal. Nur dann kann man schwächere Teams wie Malta ohne Gezitter besiegen. Oder Ungarn oder Island.
Ich habe heute keine Unsicherheit, keinen Rückfall in alte Zeiten gesehen, sondern eine Handbremsen-Fahrt, die keine Rücksicht auf das Hier und Jetzt genommen hat, sondern sich bereits im Tunnelblick der Turnierteilnahme befand.
Wenn die Mannschaft, wenn das Coaching-Team stark genug ist, jetzt keine Verunsicherung aufzureißen, der jetzt sofort einsetzenden medialen Depression (die ebenso grundlos vom Zaun gebrochen werden wird, wie ihre Schwester, die grundlose Euphorie zuvor) zu entgehen, dann hat dieser sorglose Auftritt was wirklich Gutes: er verwirrt nämlich die Gruppen-Gegnerschaft. Die muss sich ihre bereits fix erarbeiteten Erkenntnisse jetzt überdenken; kriegt eine Zusatzaufgabe.
Lässt sich das ÖFB-Team auf eine geißelnde Selbstbeschädigung ein, dann war diese Niederlage jedoch der Beginn einer Serie nach unten. Ich halte beide, Mannschaft und Betreuer für zu gesetzt und selbstsicher, um diesen Fehler zu machen.
Wechselzeit - verwässert das ein bereits verlorenes Match?
Koller wechselt, und der Plan stammt noch aus der Zeit, als es nur 0:1 stand, direkt nach dem Tor (67.): 11 Harnik für 10 Junuzovic und 10 Hinterseer für 21 Janko, also gehen wohl Harnik rechts und Sabitzer und Hinterseer in die Spitze, oder? Verschätzt, Sabitzer bleibt hinter Hinterseer. Harnik und Arnautovic rochieren, Sabitzer wirkt als Pass-Geber aus der Etappe fehl am Platz.
Bei den Oranje kommt (70.) 16 Van Ginkel für 6 Strootman, Kapitän ist jetzt Bruma. Dann ersetzt 22 Cillessen Tormann 1 Zoet, der ein bissl angeschlagen ist (74.)
79.: 4 Hinteregger für 15 Prödl und 18 Vilhena, ein Kerl mit wilden Locken, kommt für 8 Bazoer.
82.: 22 Jantscher ersetzt den wundgespielten Arnautovic, an dem es am allerwenigsten lag und 18 Schöpf kommt für den zentral ein wenig verlorenen 20 Sabitzer. Jetzt ergibt das 4-1-4-1 wieder Sinn.
86.: letzter Wechsel in orange 12 Veltman für 2 Tete.
Der letzte Wechsel in weiß-schwarz? 6 Ilsanker für 14 Baumgartlinger (90.)
Die Holländer spielen - wieder meist über links - tolle Konter. Österreich findet kein Mittel.
Keine Wechsel, die selben Elf sollen's richten
Kollers Reaktion auf das bisher Gezeigte ist interessant: die, die noch keine Einstellung hingekriegt haben, sollen es in Halbzeit 2 gefälligst besser machen.
Außerdem steht Baumgartlinger tiefer, was wieder mehr Risiko bedeutet - und sich gleich in einer guten Chance für Janssen (52.) äußert.
Dafür kriegt Alaba postwendend seine Torchance am linken Eck, das war gefährlicher als alles in Halbzeit 1.
Erster Wechsel: 17 Narsingh für 7 Berghuis (61.)
Zweiter Wechsel (sechs pro Team sind erlaubt): der erwartete 19 Luuk De Jong statt Janssen (65.)
Und direkt danach verwertet Wijnaldum eine der diesmal gut durchgespielten (wieder Promes über links) Offensiv-Aktionen zum 0:2.
Das - wenig erfreuliche - Halbzeit-Fazit
Marcel Koller ist nichts vorzuwerfen. Er hat auf den schnellen/blöden Rückstand gut reagiert, auf ein 4-1-4-1 umgestellt, das sich dem exzellenten Spiel der Niederländer besser anpasst.
Was die herausgearbeiteten Chancen betrifft, hält sich alles die Waage, als Heimteam verfügt Österreich über mehr Ballbesitz - der entscheidende Faktor ist eine gewisse Sorglosigkeit, die sich entweder durch die Angst, sich voll rein zu hauen (Verletzungsgefahr und so) oder durch eine gewisse Malta-Verunsicherung teilerklären ließe.
Innenverteidigung (vor allem Dragovic, der auch beim Tor schlecht aussah) und Sechser stehen zu tief, die rechte Seite liefert offensiv (Sabitzer) wenig und kann defensiv Promes nicht standhalten. Die linke Seite hat sich nach schwachem Beginn erholt, Junuzovic und Alaba mühen sich in der offensiven Zentrale, können sich aber auf die zunehmende Raum-Verengung, mit der die niederländische Abwehr vorgeht, nicht effektiv reagieren.
Es liegt nicht am Personal, es liegt nicht am Coaching, es liegt an einer Gesamt-Einstellung, an mangelnder Ernsthaftigkeit.
Österreich müht sich, vor allem wegen seiner Sorglosigkeit
Immerhin: als erste Konsequenz des bislang verpatzten Tests ist Alaba nach vorne, neben Junuzovic gerückt, man riskiert ein 4-1-4-1. Und zwar so weit, dass er beim 4-4-1-1-Gegenpressing dann, wenn der Gegner aufbaut, die vorderste Rolle, also den Job von Junuzovic übernimmt.
Baumgartlinger lässt sich eine Spur zu weit fallen, so dass sich im Aufbau drei zentrale Spieler vor dem gegnerischen Mittelstürmer befinden - da gibt man eine Anspielstation vor... Warum Dragovic halbrechts nicht wie in den besten ÖFB-Spielen ein wenig weiter vorne spielt, die Innenverteidigung also asymmetrisch agiert, weiß ich nicht.
Die Holländer spielen gar kein allzu wildes Pressing, kommen erst ab der Mittellinie - die Österreicher könnten das Spielfeld also viel enger machen. Im übrigen haben die Holländer auf die neu arrangierte Offensiv-Zentrale eingestellt und das Spielfeld enger gemacht: die Vierer-Abwehr steht recht eng beinander, die Mittelfeldspieler, teilweise sogar die Flügel, sichern dabei die Flanken.
Auch wenn der holländische Stangenschuss wieder wegen einer bösen Abfälschung zustande gekommen ist - es wird einfach ein gutes Stück zu wenig Sorge getragen im österreichischen Spiel, ja, "sorglos" ist bislang das Wort des Abends.
Macht die Niederlande also das nötige Portugal-Sparring?
Ja, sofern die dann auch im klassischen 4-3-3 antreten werden. Berghuis - Janssen - Promes, das ist ein echter Dreier-Angriff, wunderbares Flügelspiel, bis direkt an die Seitenlinie. Die drei im Mittelfeld dahinter stehen recht eng zusammen, die Abwehr dahinter ist wieder recht ordentlich, feldübergreifend aufgefädelt.
Defensiv stehen sie in einem 4-3-2-1-Tannenbaum, mit Janssen ganz vorne und einer leicht verschobenen 5er-Linie (3-2) vor der Abwehr. Sieht alles sehr konzeptuös aus.
Nach einigen, aber viel zu langen Jahren der entsetzlichen Anpassung an diverse destruktive Philosophien, hat die Niederlande wieder den Jungbrunnen der ureigensten Spielanlage gefunden. Die kommen wieder, ganz stark - da muss man sich keine Sorgen machen. Dafür ist heute das ÖFB-Team zuständig.
Das frühe Tor, das keiner braucht...
Das Gegentor in Minute 9 reiht sich nahtlos hinter Alabas Eigentor ein: Berghuis-Flanke wird durch Abfälschung bananig, ja. Dass aber der durchgeschlichene Janssen allein direkt vor Almer nur noch streichelweich abgenickt werden muss, ergibt sich daraus aber keineswegs schlüssig. Ein bisserl schauen darf Dragovic, darf auch Klein schon...
Immerhin: nur drei Minuten später spielt Alaba die erst große Chance seit der Malta-Anfangsphase heraus. Das ÖFB-Team ist nun drin im Spiel.
VOR dem Anpfiff...
... sieht das Großbild sowohl auf der Ehrentribüne als auch unter den Teamspielern nur Söhne-Singer. Ja klar, ein Mann der weiter denkt als sein Zumpferl Schatten wirft (um die Tante Jolesch abzuwandeln) ist ein Luxus. Über den Team Österreich weder politisch noch sportlich (via ÖFB) verfügt.
Schön zu sehen, wie Danny Blind seine Mannschaft einstellt: er nummeriert sie durch, wie einst bei der Spatzenelf, von 1 bis 11, auf Basis der Positionen. Elf Freunde sollt ihr sein, keine Stars, keine großen Namen, sondern jene, die die entsprechenden Positionen am besten ausfüllen. Psychologisch fein gedacht.
Und auch die einstigen rassistischen Untertöne dürften keine Rolle spielen: die Mannschaft ist überwiegend schwarz, auch die früher immer mehrheitlich weiße Abwehr.
VOR dem Match:
Was ist von diesem letzten Freundschaftsspiel vor der Euro zu erwarten? Schaulaufen, Kampf ums Leiberl, taktische Varianten? Eher nichts davon.
Kollers Aufstellung birgt keine geheimen Fingerzeige, er testet einfach aus.
Und er wird auch keine unziemlichen Erwartungen stellen: keiner seiner Kicker wird so wild tackeln, rutschen und in den Zweikampf gehen, dass er seinen Einsatz in Frankreich gefährdet. Es wird auch nicht großartig experimentiert werden, man bleibt in der Grundformation, dem offensiven 4-2-3-1, dass zu einem defensiv pressenden 4-4-1-1 wird. Einzig die Möglichkeit, sich gegen ein 4-3-3 zu stellen, wie es dann wohl auch Portugal spielen wird, lockt. Aber auch nicht allzu sehr.
Es geht drum sich einzuspielen, locker zu machen, lässig zu werden, Sicherheit zu kriegen, also gegen die Schwergewichter aus den Niederlanden, die nicht an der Euro teilnehmen dürfen, eine gute Figur machen, am besten gleichwertig tänzeln, am besten zu Ehren des heute verstorbenen Muhammad Ali.
Team Holland ist im Neuaufbau: die Zahl der vergleichsweise jüngeren Spieler aus der eigenen Liga überwiegt die der Legionäre. Und vor allem: die großen Namen fehlen fast allesamt. Hier will eine einstige Macht eine einmalige Schwächephase schnellstmöglich vergessen lassen. Gut dabei: auch der Elftal geht es nicht um schnellen Gewinn, sondern um systematischen Aufbau. Das kommt der ÖFB-Elf entgegen.
Außerdem wird sich zeigen ob wenigstens einige ÖFB-Kicker wenigstens heute die Hymne so singen, wie sie jetzt gehört - auch aus Respekt vor z.B. den Fußball-Frauen, und nicht so wie es Team Hofer und Gabalier gerne hätte.
Österreich: 1 Almer; 17 Klein, 3 Dragovic, 15 Prödl, K 5 Fuchs; 14 Baumgartlinger, 8 Alaba; 20 Sabitzer, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 21 Janko alle in weiß-schwarz.
Niederlande: 1 Zoet; 2 Tete, 3 Bruma, 4 Van Dijk, 5 Van Aanholt; K 6 Strootman, 8 Bazoer, 10 Wijnaldum; 7 Berghuis, 9 Janssen, 11 Promes laufen in oranje auf.
Nur auf der Bank: die eigentlich erwarteten Linksverteidiger Jetro Willems und Flügel Memphis Depay. Luuk De Jong wird wohl wieder den Joker machen.
Danny Blind muss auf seinen verletzten Sohn Daley verzichten, ebenso wie auch auf Robben und Sneijder. Außerdem sind Van Persie und Huntelaar einmal draußen.
Es sind 48.000 Zuschauer da, sold out.