Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Alleine im Weltraumfriedhof"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

4. 6. 2016 - 15:16

Alleine im Weltraumfriedhof

Gestrandet im All: In "Duskers" geht es ums nackte Überleben. Nur, wenn wir verlassene Raumschiffe plündern, sichern wir die Chance aufs eigene Überleben. Doch die Gefahr ist groß.

Viele Science-Fiction-Geschichten wollen uns glaubhaft machen, dass es im All immer aufregend und gesellig sei. Man trifft neue Spezies und Zivilisationen, erforscht bemerkenswerte Planeten und stößt sich in der einen oder anderen Raumschlacht die Hörner ab. Wir wissen aber, dass es in Wirklichkeit die meiste Zeit sehr still und leer im Weltraum ist. Wer nicht gerne alleine ist, sollte also lieber nicht Astronaut_in werden.

Man kann sich aber über eine Simulation wagen, etwa mittels eines Computerspiels. Ein aktuelles Indie-Game widmet sich nämlich dieser Einsamkeit im All. Es heißt "Duskers" und versetzt uns als letzten Überlebenden auf ein ramponiertes Raumschiff.

Drones to the rescue

Warum die ganze Galaxis nur noch aus halbzerstörten Raumschiffen besteht, die regungslos im All schweben, ist in "Duskers" die große Grundfrage. Wir haben aber keine Zeit für ausführliche Recherche oder gar philosophische Überlegungen, sondern müssen in erster Linie mal überleben. Drei unserer Arbeitsdrohnen sind noch voll einsatzbereit, und das ist auch unsere einzige Möglichkeit, an verlassene Raumschiffe anzudocken und übrig gebliebene Güter und Rohstoffe zu bergen.

Jede Drohne hat am Anfang ein bis zwei Funktionen, etwa Stromversorgung, Unsichtbarkeit, Abschleppen anderer Drohnen oder einen Bewegungssensor. Letztgenannter ist besonders wichtig, wenn es darum geht, ob man die nächste Tür öffnen sollte oder lieber nicht. Denn nicht immer treffen wir auf den Schiffen nur auf übrig gebliebene Materialien, die wir plündern können. Manchmal sind auch noch automatische Verteidigungsroboter aktiv. Oder aber es lauert eine noch tödlichere Gefahr.

Drohnen erforschen ein verlassenes Raumschiff.

Misfits Attic

Textsteuerung via Terminal

"Duskers" überträgt die subtile Horror-Atmosphäre der Marke "Alien" in ein Computerspiel: Die meiste Zeit ist alles ruhig, allerdings auch immer dunkel und verwinkelt. Wir versuchen, mit unseren Drohnen Stück für Stück die einzelnen Raumschiffe zu erkunden und mit den dortigen Vorräten und eventuell geborgenen weiteren Drohnen unser Überleben zu sichern. Wenn aber plötzlich diverse furchteinflößende Kreaturen vor uns stehen, gilt es schnell zu handeln.

Ähnlich beklemmende Unterhaltung im Weltraum gab es schon Anfang 2015 in "Deadnaut".

Interessanterweise steuern wir unsere Drohnen am schnellsten nicht per Mausklick oder Richtungstasten, sondern mit getippten Befehlen. Zum Beispiel lassen sich mit der Anweisung "navigate 1 2 3 a1" die Drohnen 1, 2 und 3 gleichzeitig und automatisch flugs wieder zurück ins Dock steuern. Das bereits oben erwähnte "motion" zeigt Bewegungen in den umgrenzenden Räumen an, "gather" sammelt Materialien in der Umgebung ein, und so weiter. Diese etwas archaische Steuerung ist am Anfang ungewohnt, geht aber nach circa einer Stunde in Fleisch und Blut über.

Ein riesiges Raumschiff in dunklen Farbtönen, schlecht beleuchtet.

Misfits Attic

"Duskers" ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

Achtsamkeit ist in "Duskers" alles. Aber wer seine Drohnen geschickt managt und im Eifer des Gefechts auch weiß, wie man effizient die Flucht antritt, wird es auf dem Weltraumschrottplatz noch weit bringen.