Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. EM-Journal '16-11, 03-06-16."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

3. 6. 2016 - 14:53

The daily Blumenau. EM-Journal '16-11, 03-06-16.

Tschech-o/und-Slowakei: so ähnlich und so grundverschieden.

#emjournal16 #fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16

EM-Journal '16-2, 12-05-16: Der finale ÖFB-Kader für die #Euro16

EM-Journal '16-1, 11-05-16: Ein erster Check von Island und Ungarn

EM-Journal '16-4, 25-05-16: Portugal bleibt Favorit - nur für den Gruppensieg

EM-Journal '16-3, 20-05-16: Geheimfavorit England

EM-Journal '16-5, 27-05-16: Wie sich der Krieg auf die Chancen von Russland und Ukraine auswirkt

EM-Journal '16-6, 30-05-16: Die Schweiz erwischt die Euro in Unform

EM-Journal '16-7, 31-05-16: Belgien, nicht mehr geheimer Geheimfavorit

EM-Journal '16-9, 01-06-16: Zlatan der Letzte und andere Schweden-Troubles

EM-Journal '16-10, 02-06-16: Deutschland als große Variable

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Pavel Vrbas Czech Republic squad

Tor: Petr Čech (Arsenal/ ENG), Tomáš Vaclík (FC Basel/SUI), Tomáš Koubek (Slovan Liberec).

Abwehr: Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen/ D), Roman Hubník, David Limberský (Viktoria Plzeň), Pavel Kadeřábek (Hoffenheim/D), Michal Kadlec (Fenerbahçe/TUR), Marek Suchý (FC Basel/ SUI), Kapitän Tomáš Sivok (Bursaspor/TUR).

Mittelfeld: Vladimír Darida (Hertha Berlin/D), Bořek Dočkal, Ladislav Krejčí, Josef Šural (Sparta Praha), Daniel Kolář (Viktoria Plzeň), David Pavelka (Kasımpaşa/TUR), Jaroslav Plašil (Bordeaux/FRA), Tomáš Rosický (Arsenal/ ENG), Daniel Pudil (Sheffield Wednesday/ ENG), Jiří Skalák (Brighton&Hove Albion/ ENG).

Angriff: David Lafata (Sparta Praha), Tomáš Necid (Bursaspor/TUR), Milan Škoda (Slavia Praha).

Auf Abruf: Jan Kovařík (Viktoria Plzeň),
Ondřej Zahustel, Lukáš Mareček, Patrik Schick (Sparta Praha), Matěj Vydra (Watford/ENG).

Bei der Quali noch dabei: Václav Procházka (Osmanlispor/TUR), Filip Novák (Midtjylland/DEN), Tomáš Kalas (Middlesbrough/ENG), Lukáš Vácha (Sparta Praha), Václav Pilař, Milan Petržela, Jan Kopic, Ondřej Vaněk (Viktoria Plzeň), Václav Kadlec
(Midtjylland/DEN).

Bei der U21 bleibt Talent Václav Černý (Ajax/NED).

Out: Aleš Hruška (Příbram); Tomás Kalas (FC Chelsea/ENG) Jakub Brabec, Mario Holek (Sparta Praha), Lukáš Bartošák (Slovan Liberec), Jakub Rada (Mladá Boleslav), Tomáš Souček (Slavia Praha), Kamil Vacek (Piast Gliwice/POL), Martin Frýdek (Sparta Praha), Martin Pospíšil (Jablonec),

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Ján Kozáks Team Slovakia

Tor: Matúš Kozáčik (Viktoria Plzeň/TCH), Ján Mucha (Slovan Bratislava), Ján Novota (Rapid Wien/ AUT).

Abwehr: Peter Pekarík (Hertha Berlin/D), Ján Ďurica (Lokomotiv Moskva/RUS), Kapitän Martin Škrtel (Liverpool/ ENG), Tomáš Hubočan (Dinamo Moskva/RUS), Norbert Gyömber (AS Roma/ITA), Kornel Saláta (Slovan Bratislava), Milan Škriniar (Sampdoria/ITA), Dušan Švento (FC Köln/D).

Mittelfeld: Ondrej Duda (Legia Warsaw/POL), Marek Hamšík (SSC Napoli/ITA), Patrik Hrošovský (Viktoria Plzeň/TCH), Juraj Kucka (AC Milan/ITA), Róbert Mak (PAOK Saloniki/GRE), Viktor Pečovský (Žilina), Ján Greguš (Jablonec/ TCH), Miroslav Stoch (Bursaspor/TUR), Stanislav Šesták (Ferencvárosi TC/UNG), Vladimír Weiss (Al-Gharafa/KAT)

Angriff: Michal Ďuriš (Viktoria Plzeň/TCH), Adam Nemec (Willem II/NED).

In der Quali noch dabei: Lukáš Tesák (FC Kairat/KAZ), Filip Kiss (Haugesund/NOR), Erik Sabo (PAOK Saloniki/ GRE), Martin Jakubko (Ružomberok), Filip Hološko (FC Sydney/AUS), Róbert Vittek (Slovan Bratislava).

Out: Martin Dúbravka (Esbjerg/DEN); Ľubomír Michalík (Dunajská Streda), Lukáš Štetina (Dukla Praha/TCH), Branislav Niňaj (Lokeren/BEL), Matus Conka (Spartak Trnava), Patrik Mráz (Piast Gliwice/POL), Peter Čögley (Bohemians Praha/TCH), Matúš Bero (Trenčín), Marek Sapara (Ružomberok), Karim Guédé (SC Freiburg/D), Adam Zreľák (Slovan Bratislava), Marek Bakoš (Viktoria Plzeň/TCH), Jakub Sylvestr (Paderborn/ DEU).

Bei dieser Euro warten zwei wirkliche Herausforderungen: zur Härtesten kommen wir noch, aber auch die Nummer 2 hat es in sich: die Akteure der beiden Nationalteams der Tschechischen Republik und der Slowakei, die erstmals beide ein großes Turnier bestreiten, richtig zuzuordnen. Wer dabei fehlerfrei bleibt, werfe den ersten Stein (und probiere sich danach an Wales/Nordirland/Irland).

Nicht nur für Menschen, die noch mit einer gemeinsamen Tschechoslowakei aufgewachsen sind, sind die Unterschiede schwer auszumachen, nur anhand ihrer Stars zu differenzieren.
Tschechien (heißt nicht so, aber man sucht ja aktuell nach einem offiziellen Namen sucht um das verbal-Ungetüm Czech Republic zu beseitigen) hat Peter Cech, den vielleicht einst weltbesten Keeper, den wegen seiner ledernen Schutzmütze (nach einer schlimmen Kopfverletzung) jeder kennt und Tomas Rosicky, den kleinen Mozart, den letzten Rest einer irgendwie glänzenden Generation rund um Pavel Nedved, Poborsky, Baros und Co.
Und die Slowakei, die hat Skrtel, den unaussprechlichen Liverpool-Verteidiger und Irokesenträger Marek Hamsik von Napoli, einen der letzten echten Spielmacher. Zu wissen, wo jetzt Darida oder Durica genau spielen, ist für eine Euro, in der die ehemals vereinten Nationen Seite an Seite und vielleicht auch gegeneinander antreten, dann fast schon zu viel verlangt.

Dazu kommt dass beide Coaching Teams (Vrba resp. Kozák) auch noch dasselbe System anwenden. Und auch noch beide eine brauchbare Vorbereitung spielen: die Slowaken haben jüngst (im Sturm von Augsburg) Deutschland gebogen, die Tschechen gestern in Kufstein (!) Russland besiegt.

Haben wir es also mit zwei identischen, einer einzelnen Fußball-Kultur entsprungenen Mannschaften zu tun, ähnlich wie das auf den ersten Blick beim tschechisch-slowakischen Nationalsport, dem Eishockey, der Fall ist? Die Antwort ist glücklicherweise: Nein.

Tschechen und Slowaken sind ein Musterbeispiel dafür, dass ein System noch gar nichts über die Herangehensweise und das Gesicht einer Mannschaft aussagt.

Mit oder ohne Rosicky: Tschechien will das Spiel bestimmen

Die Tschechen haben, was die Chancen aufs weiterkommen betrifft, die wohl mühsamste Gruppe erwischt. Es gibt keinen wirklichen Außenseiter - neben Spanien müssen sie sich mit Kroatien und der Türkei matchen - die ihnen aktuell beide ein Stückerl voraus sind.

Nachdem Vrbas Team gegen Spanien startet, ist die Marschroute klar: Vorsicht ist angesagt. Problem: das wiederum entspricht so gar nicht der Philosophie der Mannschaft. Denn im Gegensatz zum slowakischen 4-2-3-1 ist das tschechische auf überfallsartige Offensive angelegt, mit Lenker Darida sowie vorstoßenden Außenverteidigern (Kaderbarek und ex-Trunkenbold Limersky).

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Matches gegen Kroatien und die Türkei zu wilden Schlagabtäuschen entwickeln, in denen alle drei Teams ihr Heil in der Flucht nach Vorne suchen. Von der Philosophie kommt das dem tschechischen Spiel nämlich sehr entgegen.

Die zentrale Frage - spielt der alternde und verletzungsanfällige Rosicky oder spielt er nicht - ist vielleicht gar keine oder bereits gelöst; trotzdem wird das Trainerteam diese Verwirrungs-Karte ziehen. Es ändert zwar nichts an der Ausrichtung (kann Rosicky nicht, übernimmt Dockal, der sonst halt rechts spielen würde, das Zentrum), aber bindet beim Gegner Aufmerksamkeit, die anderswo abgeht. In diese Löcher werden die Tschechen gezielt hineinstoßen.

Übrigens: Ein nur für jene, die seinen zweiten Frühling bislang übersehen haben, überraschendes Comeback feiert Ex-Austrianer David Lafata, der mit 34 Chancen auf einen Fixplatz hat. Von der individuellen Klasse und auch ressourcentechnisch sind die Tschechen ein Level über den slowakischen Nachbarn zu stellen - ob sie auch als Team-Einheit gut genug funktionieren, wird sich - vor allem angesichts der schweren Gruppe - weisen.

Es kann leicht sein, dass Team Czech Republic trotz dreier brauchbarer Leistungen vorzeitig aus dem Turnier geht. Bleiben sie drinnen, ist eine Achtelfinal-Begegnung mit Österreich nur in einem kaum vorstellbaren Fall möglich. Im Viertelfinale hingegen sind mehrere Konstellationen denkbar.

Bestformation: Čech; Kadeřábek, Sivok, Michal Kadlec, Limberský; Pavelka, Darida; Dočkal/Skalák, Rosický/Dočkal, Krejčí; Lafata/Necid.

Finale Squad: Petr Čech (Arsenal/ENG), Tomáš Vaclík (FC Basel/SUI), Tomáš Koubek (Slovan Liberec), Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen/D), Roman Hubník, David Limberský (Viktoria Plzeň), Pavel Kadeřábek (Hoffenheim/D), Michal Kadlec (Fenerbahçe/TUR), Marek Suchý (FC Basel/SUI), Kapitän Tomáš Sivok (Bursaspor/TUR), Daniel Pudil (Sheffield Wednesday/ENG), Vladimír Darida (Hertha Berlin/D), Bořek Dočkal, Ladislav Krejčí, Josef Šural (Sparta Praha), Daniel Kolář (Viktoria Plzeň), David Pavelka (Kasımpaşa/TUR), Jaroslav Plašil (Bordeaux/FRA), Tomáš Rosický (Arsenal/ENG), Jiří Skalák (Brighton&Hove Albion/ENG), David Lafata (Sparta Praha), Tomáš Necid (Bursaspor/TUR), Milan Škoda (Slavia Praha).

Trotz der Klasse eines Hamsik: die Slowaken bleiben reaktiv

Jan Kozak geht mit seiner Mannschaft als klarer Gruppenaußenseiter ins Turnier: Top-Favorit ist England, dann reden alle zurecht über das mit Gareth Bale erstarkte Wales und dazu kommt noch der 2018er Gastgeber Russland, sowieso ein Riese im Vergleich mit dem kleinen Verband unseres Nachbarn.

Diese Underdog-Rolle pflegt die Slowakei gedeihlich, hat daraus eine durchaus pfiffige Spiel-Philosophie entwickelt, die mehrere Trickster-Elemente aufweisen kann, aber auch ihre Schwächen hat.

Die konnte etwa die deutsche Mannschaft beim letzten Test aufdecken: sie überließ dem Außenseiter über einige Zeit hin das Spiel, sah überraschend lang beim Aufbau bis hin ins letzte Drittel zu, ehe man dann störend eingriff - und versuchte mit schnellem Umschalt-Spiel zu kontern. Das hat die Slowaken deshalb massiv verunsichert, weil das ja eigentlich ihr Schmäh ist. Ballbesitz gegen gleichwertige oder gar bessere Gegner ist man nicht gewohnt, man lehnt und wehrt ihn auch ab.

Im Normalfall sollen Kucka (aktuell der andere Iro-Träger, was seine ohnehin schon furchterregende körperliche Präsenz noch verstärkt) und sein Nebenmann in der Mittelfeld-Zentrale Bälle erobern oder aus der Abwehr bekommen um sie so schnell wie möglich an eine der vorderen Anspielstationen weiterzuleiten. Das ist zum einen Hamsik, ein wirklicher Kreativspieler mit einem Köcher voll Ideen, ein steter Gefahrenherd, Ballverteiler und Vollender. Das ist zum zweiten die Flügelzange Mak - Weiss, die seit ihrer gemeinsamen Jugendzeit bei Man City Zeit hatte ein gemeinsames Spielverständnis zu entwickeln.

Damit hat es sich aber auch schon, was Außergewöhnliches betrifft. Der Rest hat normale Klasse. Guter Tormann, erfahren-sichere Innenverteidigung, anständige Außenspieler (unter anderem Ex-Salzburger Dusan Svento, der eine Chance auf ein paar Einsätze hat), bullige Center-Angreifer.

Defensiv steht man 4-4-2, die Flügel rücken ein, Hamsik und der Neuner stören vorne. Der Abwehrverbund (Viererkette und die beiden Sechser) lassen sich aber - wenn man's bissig macht - recht leicht unter Druck setzen und die Bälle abnehmen. Eine richtige Offensiv-Formation gibt es gar nicht, im Gegenstoß-Fall steht man am ehesten in einem 4-2-4 da.

Das ist alles recht reaktiv und vorsichtig; dem Wissen um den eigenen Standard, die eigene Klasse geschuldet. Viel mehr als die finalen 23 hat das Fußball-Land aktuell nicht anzubieten. Und die Tatsache, dass es für den braven oder im internationalen Maßstab doch biederen Rapid-Tormann Novota zu einer Nominierung reicht, zeigt auch, wo das Ende der Fahnenstange ist.

Die Slowakei kommt über Geschlossenheit, eine geduldige Defensiv-Taktik und ein Alles-in-die-Wagschale-Werfen bei ihren Kontern. Für die besten 24 am Kontinent reicht das derzeit durchaus aus.

Werden die Nachbarn sensationeller Gruppen-Zweiter, sind sie ein möglicher Achtelfinal-Gegner Österreichs, als möglicher Gruppendritter (und das ist in Reichweite) würden sie wohl auf einen ganz Großen, vielleicht sogar wieder Deutschland treffen.

Bestformation: Kozáčik; Pekarík, Škrtel, Ďurica, Hubočan/Švento; Kucka, Pečovský/Hrošovský; Duda/Mak, Hamšík, Weiss/Šesták; Ďuriš/Nemec.

Kader: Matúš Kozáčik (Viktoria Plzeň/TCH), Ján Mucha (Slovan Bratislava), Ján Novota (Rapid Wien/AUT), Peter Pekarík (Hertha Berlin/D), Ján Ďurica (Lokomotiv Moskva/RUS), Kapitän Martin Škrtel (Liverpool/ENG), Tomáš Hubočan (Dinamo Moskva/RUS), Norbert Gyömber (AS Roma/ITA), Kornel Saláta (Slovan Bratislava), Milan Škriniar (Sampdoria/ITA), Dušan Švento (FC Köln/D), Ondrej Duda (Legia Warsaw/POL), Marek Hamšík (SSC Napoli/ITA), Patrik Hrošovský (Viktoria Plzeň/TCH), Juraj Kucka (AC Milan/ITA), Róbert Mak (PAOK Saloniki/GRE), Viktor Pečovský (Žilina), Ján Greguš (Jablonec/TCH), Miroslav Stoch (Bursaspor/TUR), Stanislav Šesták (Ferencvárosi TC/UNG), Vladimír Weiss III (Al-Gharafa/KAT), Michal Ďuriš (Viktoria Plzeň/TCH), Adam Nemec (Willem II/NED).