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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

4. 6. 2016 - 10:57

FM4 Artist Of The Week: Jake Bugg

Der Brite Jake Bugg überraschte vor wenigen Jahren als Wunderkind. Bald erscheint wieder ein neues Album von ihm. Und er spielt ein FM4 Überraschungskonzert! Am Montag in Wien!

FM4 Artist Of The Week

FM4 Überraschungskonzert mit Jake Bugg in Wien
Am Montag, 13. Juni 2016
Gratis-Einlass ab 20:30, bis es voll ist!
1160 Wien, Ottakringer Platz 1

Jake Bugg, der eigentlich mit richtigem Namen Jacob Edwin Kennedy heißt, ist mittlerweile 22 Jahre alt und veröffentlicht bald sein drittes Album. Er nennt es "On My One", was soviel bedeutet wie 'on my own'. Ganz alleine tut Jake Bugg so manches, auch wenn dieser junge Mann, der in einem der härtesten Sozialbauten in der nordenglischen Stadt Nottingham aufwuchs, gleich mit seinem ersten Album Rockstar-Status erlangte - zuhause in Großbritannien, aber auch weit darüber hinaus. In Nottingham sagt man 'on my one' wenn man 'on my own' meint.

Im Titelsong vom neuen Album von Jake Bugg heißt es etwa: "Where do I call home? No place to go. Where do I belong?" - Innehalten also und nachdenken - über den wundersamen Lebensverlauf, der Jake Bugg innerhalb von ein paar Jahren aus Nottingham herauskatapultiert und in die Welt geschmissen hat.

jake bugg live mit gitarre

Hanna Silbermayr

Just a Poor Boy

FM4 Überraschungskonzert

Radio FM4

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Wo viel Licht, da ist auch viel Schatten, so heißt es jedenfalls. Aber nein, ein Jake Bugg jammert gewiss nicht, auch wenn er ein Gefühl des Entwurzeltseins anspricht im Titelsong von seinem neuen Album, wo er gar Gott anruft: "Where's God? He's even left me on my one." Sogar Gott hat den Mann und sein Lied verlassen. Es geht noch weiter in diesem Song mit Zweifeln, oder Bitterkeit gar? "I had my dreams. But in this world they are gone, they're gone." Jake Bugg ist "so lonesome on my one".

Und auch wenn dieser Album-Titelsong klar Autobiografisches an sich hat, etwa die Zeile "I'm just a poor boy from Nottingham", oder auch "three years on the road, 400 shows", wir müssen uns um ihn, so versichert Jake Bugg jedenfalls im FM4-Interview, keine allzu großen Sorgen machen: "Ich bediene mich hier der Blues-Tradition", sagt Bugg. Er ist ein 'wayfaring stranger', ein Reisender mit seinen Songs, ein verehrter Outlaw. Das erinnert ein wenig an Simon & Garfunkel und ihr "The Boxer", das ja ebenfalls mit "I'm just a poor boy…" beginnt, von dem Jake Bugg aber sagt, dass er diesen Song nicht wirklich kenne.

Ansonsten wird das neue Jake-Bugg-Album aber vielmehr als ein von Hip-Hop inspiriertes Album angekündigt als ein Singer/Songwriter-Werk. "Oh ja", meint Jake Bugg weiter im FM4-Gespräch, "Ich mag Hip Hop sehr gerne, und ich bin klar davon beeinflusst, aber ich schreibe letztlich Songs, von denen ich nie weiß, wie sie klingen werden, wenn sie fertig sind. Ich würde den hörbaren Einfluss auf meinem neuen Album eher als Soul beschreiben und nicht als Hip-Hop."

"On My One", so hieß es Anfang des Jahres, würde eine Zusammenarbeit mit Mike D. von der legendären New Yorker Band The Beastie Boys beinhalten. Dazu kam es dann aber letztlich nicht. Es gab zwar ein Treffen der beiden in New York, man arbeitete an einem Track, aber mehr wurde letztlich nicht daraus. Warum, weiß Jake Bugg selbst nicht wirklich. Mike D. schickte den Track bis heute nicht an Bugg, und von einer weiteren Zusammenarbeit war sowieso keine Rede mehr. "Manchmal funktionieren Dinge eben nicht", meint Jake Bugg, "da gibt es gar keinen genauen Grund dafür. Aber vielleicht waren meine Songs noch nicht ausgefeilt genug."

Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung für Jake Bugg - der schon mit dem letzten Album US-Aufnahme-Luft geschnuppert hatte - bei Rick Rubin in dessen Tonstudio im kalifornischen Malibu, wo er auch Mike D. erstmals getroffen hatte. Schließlich schrieb Jake Bugg dann einfach selbst die Songs, alleine - 'on my one' - und holte schließlich den US-Producer Jacknife Lee zu Hilfe, der schon mit den Editors oder Veteranen wie R.E.M. im Studio war.

Love, Hope and Misery

"Darf ich deine berührenden, langsamen Songs Balladen nennen?", frage ich Jake Bugg am Telefon in London, wo er nun im Westen der Stadt ein Haus bewohnt, "Oder ist 'Ballade' eine Art Schimpfwort?" - "Nein, ganz und gar nicht ist es das", meint er, "diese Songs sind ja Balladen".

Neben dem Titelsong "On My One" ist ein neues Stück wie "The Love We're Hoping For" eine Ballade, in der Jake Bugg singt "She wouldn't answer the door, the curtains were drawn, and the love we're hoping for is dying, just like this city." Oder auch das ebenfalls superhübsche "Love Hope And Misery" mit der Zeile "you must hate me, when you're down and lonely" – ein klassischer Popsong wie aus alten Tagen.

Jake Bugg ist eine alte Seele in einem jungen Körper. Aber auf der ersten Single vom neuen Album, "Gimme The Love", ist er ein junger Mann, der gar versucht ist, das Tanzbein zu schwingen, der ein 'Großmaul' ist und sich womöglich für Jack White hält.

Bitter Salt

Jake Bugg - On My One

Universal

"On My One" von Jake Bugg erscheint am 17. Juni bei Universal Music.

Auf "Put Out The Fire" hat Jake Bugg einen guten Drive, samt dezentem Country-Vibe. Das wirklich hübsche "Never Wanna Dance" hat gute Beats, während "Ain't No Rhyme" an die Beastie Boys erinnert und irgendwie entrückt ist. "Bitter Salt" ist ein schnellerer, etwas klaustrophobischer electro-poppiger Song, in dem Jake Bugg sinniert "it's so hard, it's so hard". In "Living Up Country" geht es beschwingt zu, mit toller Gitarre und wieder ein bisschem einem Country Feeling. Der vorletzte Song am Album, "All That", ist wieder eine Ballade, wie aus den späten 60er oder frühen 70er Jahren, aber gleichzeitig so im Hier und Jetzt stehend; von einer sehnsüchtigen Liebe singt Jake Bugg: "When I was in New York, I met a girl. She lives by the ocean. She's got all that." Und schließlich ist da noch das letzte Stück, "Hold On You", ist ein flotter, moderner Gitarrenpopsong.

"You have to compromise all the time", sagte Jake Bugg einmal. Aber es gibt ja auch gute Kompromisse, solche, die letztlich wirklich Sinn machen. "On My One" ist ein insgesamt recht eklektisches Album geworden, mit dem einen oder anderen Kompromiss. Das Thema Einsamkeit zieht sich wie ein zarter roter Faden fast ganz hindurch. Being Jake Bugg, das ist nach wie vor nicht einfach, aber es gibt keinen Weg zurück.

FM4 Überraschungskonzert mit Jake Bugg in Wien

Am Montag, 13. Juni 2016
Gratis-Einlass ab 20:30, bis es voll ist!
1160 Wien, Ottakringer Platz 1