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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

1. 6. 2016 - 15:44

The daily Blumenau. EM-Journal '16-9, 01-06-16.

Zlatan der Letzte. Schweden hat diesmal noch ganz andere Probleme als nur das groteske Ego eines Superstars.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16

EM-Journal '16-2, 12-05-16: Der finale ÖFB-Kader für die #Euro16

EM-Journal '16-1, 11-05-16: Ein erster Check von Island und Ungarn

EM-Journal '16-4, 25-05-16: Portugal bleibt Favorit - nur für den Gruppensieg

EM-Journal '16-3, 20-05-16: Geheimfavorit England

EM-Journal '16-5, 27-05-16: Wie sich der Krieg auf die Chancen von Russland und Ukraine auswirkt

EM-Journal '16-6, 30-05-16: Die Schweiz erwischt die Euro in Unform

EM-Journal '16-7, 31-05-16: Belgien, nicht mehr geheimer Geheimfavorit

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Team Sverige

Tor: Andreas Isaksson (Kasımpaşa/TUR), Robin Olsen (København/DEN), Patrik Carlgren (AIKSolna).

Abwehr: Mikael Lustig (Celtic/SCO), Andreas Granqvist (FK Krasnodar/ RUS), Pontus Jansson (Torino/ITA), Victor Lindelöf (Benfica/POR), Erik Johansson, Ludwig Augustinsson, (København/ DEN), Martin Olsson (Norwich/ENG).

Mittelfeld: Kim Källström (Grasshopper Zürich), Pontus Wernbloom (CSKA Moskva/RUS), Albin Ekdal (Hamburger SV/D), Oscar Lewicki (Malmö FF), Sebastian Larsson (Sunderland/ENG), Jimmy Durmaz (Olympiakos/ GRE), Oscar Hiljemark (Palermo/ITA), Erkan Zengin (Trabzonspor/TUR), Emil Forsberg (RB Leipzig/ DEU)

Angriff: Zlatan Ibrahimović (Paris St. Germain/FRA), John Guidetti (Celta Vigo/SPA), Marcus Berg (Panathinaikos/GRE), Emir Kujovic (Norrköping).

Auf Abruf: Johannes Hopf (Gençlerbirliği/TUR); Emil Krafth (Bologna/ITA), Marcus Rohdén (Elfsborg), Isaac Kiese Thelin (Bordeaux/FRA).

Verletzt: Mikael Antonsson (København/DEN).

In der Quali noch dabei: Kristoffer Nordfeldt (Swansea/ENG); Pierre Bengtsson (Mainz 05/D), Filip Helander (Hellas Verona/ITA), Alexander Milošević (Hannover 96/D), Anton Tinnerholm (Malmö FF); Oscar Wendt; Branimir Hrgota (Mönchengladbach/ D), Gustav Svensson (Guangzhou/CHN), Nabil Bahoui (Hamburger SV/D), Abdul Khalili (Mersin İdman Yurdu/TUR), Alexander Kačaniklić (Fulham/ENG) und Ola Toivonen (Sunderland/ ENG).

Heuer ausprobiert: Karl-Johan Johnsson (Randers/ DEN), Jacob Rinne (Örebro); Per Nilsson (København/DEN), Emil Salomonsson (IFK Göteborg), Sebastian Holmén (Dynamo Moskva/ RUS), Pa Konate (Malmö FF), Emil Bergström (Rubin Kazan/ RUS), Adam Lundqvist, Joakim Nilsson, Viktor Claesson (Elfsborg), Linus Wahlqvist; Nicklas Bärkroth (IFK Norrköping), Gustav Engvall, Sebastian Eriksson (IFK Göteborg), Mikael Ishak (Randers/ DEN), Melker Hallberg (Hammarby), Alexander Fransson (FC Basel/SUI); Christoffer Nyman (IFK Norrköping), Kerim Mrabti (Djurgårdens).

Out: Johan Dahlin (Midtjylland/DEN); Jonas Olsson (West Bromwich Albion/ENG), Markus Holgersson (Anorthosis Famagusta/CYP), Mattias Johansson (AZ Alkmaar/NED), Behrang Safari (Basel/SUI), Kristoffer Olsson (Midtjylland/DEN), Niklas Hult (Nice/FRA), Johan Larsson, Magnus Eriksson (Brøndby/DEN), Robin Quaison (Palermo/ITA), Jakob Johansson (AEK/GRE), Simon Gustafson, Pär Hansson (Feyenoord/NED), Alexander Gerndt (BSC Young Boys/SUI), Sam Larsson, Simon Thern (Heerenveen/NED).

Oldies: Johan Elmander (Brøndby/DEN), Tobias Hysén (IFK Göteborg), Alexander Farnerud (Torino/ITA), Emir Bajrami (Elfsborg), Markus Rosenberg (Malmö FF).

Check: Simon Tibbling (Groningen/NED), Mervan Celik (Akhisarspor/TUR), Samuel Holmén (Konyaspor/TUR), Erton Fejzullahu (Dalian/CHN), Joel Ekstrand (Watford/ ENG), Muamer Tankovic (AZ/NED), Petter Andersson (Midtjylland/ DEN), Daniel Larsson (Gaziantep/TUR), Rasmus Jönsson (Aalborg/DEN), Guillermo Molins, Rasmus Bengtsson (Malmö FF).

#emjournal16 #fußballjournal16

Schweden leidet. An einer schlechten Qualifikation, an der daraus resultierenden Vertrauenskrise des Trainers seinen Spielern gegenüber, an zu viel Rücksicht auf Traditionen und Folklore und an einem Kapitän, der auch mit 34 noch nicht in sein Amt hineingewachsen ist.

Ich Zlatan Ibrahimović, Opfer und Bully

Unlängst hat mir mein Schwager die Ibrahimovic-Biografie "Ich, Zlatan" geschenkt, augenzwinkernd, er interessiert sich rein höflichkeitshalber für Fußball. Er hatte kurz reingelesen, und sein Begleitsatz zum Buch war "Du, der is' aber schon nicht ganz dicht, oder?". Mein Schwager ist ein großer Freund von Außenseiter-Geschichten, verqueren Zugängen und nicht-stromlinienförmigen Figuren. Sein diesbezüglicher Respekt für Zlatan hielt sich aber in ganz engen Grenzen.

Ich hab dann auch reingelesen und schnell gemerkt warum: diese Mischung aus Opfer und Bully, die Methode immer die Rolle anzunehmen, die grad Vorteile bringt, dieses manisch-depressive Switchen zwischen Wehleidigkeit und Gott-Status erzählt letztlich die Fußball-Anti-Geschichte. Die Narrative, das Bild das wir von allen echten Stars, allen wahren Idolen (mit der Ausnahme vielleicht von Maradona, dem grellen Joker in diesem Comic) haben, sind vom Ausgleich getragen, vom Bewusstsein der eigenen Fehlbarkeit, von der nötigen Relativierung der eigenen Bedeutung. Zlatan hat all das nicht.

Und er nicht nur deshalb kein ganz Großer. Sondern auch, weil er es nie in einer echten Top-Liga geschafft hat - Italien und Frankreich, das ist zweite Kategorie und in Barcelona ist er (mit Anlauf und Ansage) ja gescheitert. Und auch weil der Bully erst dann von allen anerkannt wird, wenn er Frieden und Wohlstand in die hood bringt.

Zlatan spielt spektakulär und schießt Tore. Aber wie weiland Toni Polster erweist er damit seiner Mannschaft allzu oft wahre Bärendienste: bei Inter, Milan oder PSG ließ sich das kompensieren; wenn es aber hart-auf-hart geht, im europäischen Bewerb oder im mit deutlich weniger Klasse besetzten schwedischen Nationalteam, wirkt sich seine Spielweise aus.

Altbekannte und neu hinzugekommene Erschwernisse

Schweden wurde nach einer wirkliche mauen Qualifikation 2014/15 Gruppen-Dritter und musste in die Relegation. Weder da noch dort war es der funkensprühende Ibra, der sein Team zur Euro führte. Im Gegenteil: meist war es das Team hinter ihm, das ihn durchschleppte.

Im Gegensatz zu Cristiano Ronaldo, dem anderen herausragenden Einzelspieler einer nicht ganz so qualitätsvollen Nationalmannschaft lässt sich Ibrahimovic allzu oft (in gefühlt mindestens jedem zweiten Match) hängen; und das als Kapitän.

Das alles nur zur Erklärung warum sich mein Respekt für Ich. Zlatan auch in sehr sehr engen Grenzen hält.

Mittlerweile ist er 34 und wird nicht mehr allzu viele große Turniere für den SvFF spielen. Ein wirklich gutes war noch nicht darunter. Ich bezweifle, dass das heurige eine Ausnahme machen wird.

Erik Hamréns und Marcus Allbäcks Team Schweden hat nicht nur damit ein (allerdings altbekanntes) Problem, sondern auch mit der Tatsache, Matches mit Ibra systemisch immer um ihn herum bauen zu müssen: Schweden spielt deshalb ein recht stocksteifes 4-4-1 & Zlatan. Okay, nicht nur deshalb, sondern weil man das immer schon so gemacht hat - kein Argument, weil Tradition und Folklore allein (und das schwedische 4-4-2 ist so nahe an Folklore wie das Billy-Regal) nie Argumente sind.

Ohne Ibrahimovic traut man sich manchmal richtig was zu, hat schon einmal ein 4-3-3 ausprobiert, geht damit aber um wie ein US-Politiker mit studentischen Kiff-Erfahrungen - ertappt/peinlich berührt. Dabei schaut es nicht so schlecht aus, wenn etwa der offensive Durmaz zum Teil eines Dreier-Mittelfeldes wird. Darin könnte die schwedische Zukunft in der Post-Zlatan-Zeit sein, einer Ära, die sich vielleicht weder an Egos, an Tradition oder an Folklore, sondern an den Fähigkeiten der vorhandenen teamfähigen Spieler orientiert.

Plagen und Positiva

Aktuell plagt Hamren aber ein weiteres Problemfeld, allerdings ein eigenhändig Errichtetes: seit dem Euro-Quali-Auftakt im September 2014 (dem einzigen Remis Österreichs in der Campaign, in einem übervorsichtig geführten Match) blieb nämlichkein Stein auf dem anderen - das Team wurde komplett durchgewürfelt. Vor allem in der Defensive, da blieben heuer nur zwei von sieben berufenen Verteidigern übrig.

Dazu kam heuer eine enorme Fluktuation in den ersten Testspielen, als Hamren an die 20 vergleichsweise neue Spieler ausprobierte, von denen dann bis auf den dritten Tormann und den 4. Stürmer niemand in den Kader aufgenommen wurde. Nachdem man nicht davon ausgehen kann, dass ein Teamchef im Frühjahr vor einem Groß-Turnier einfach so Talente-Sichtung, fast wie bei einer Casting-Show betreibt, muss der Coach wirklich verzweifelt gewesen sein. Das ist eine Misstrauenserklärung an teile seines Teams. Und das kann nicht gut sein fürs Gefüge.

Kommen wir zum Positiven: neben Oldie Granqvist hat sich mit Viktor Lindelöf erst kürzlich ein junger Innenverteidiger, der im unschwedischen Portugal spielt, etabliert, daneben mit Ludwig Augustinsson ein junger Linksverteidiger, dazu kommen mit Lewicki, Hiljemark, Guidetti noch ein paar andere zwischen 21 und 24, denen man zutrauen kann, ein künftiges Backbone zu bilden. Die fünf sind gemeinsam mit Ersatz-Goalie Carlgren letzten Sommer überraschend U21-Europameister geworden; außerdem ist natürlich auch mit Emil Forsberg, dem Angreifer von RB Leipzig zu rechnen.
Denn die Alten, neben Zlatan und Granqvist auch Tormann Isaksson, Källström, Seb Larsson oder Zengin kommen langsam in die Jahre und dazwischen, bei den Mitt-20ern hat sich niemand wirklich als Führungsspieler aufgedrängt.

Das hat auch mit der konservativen Spätberufungs-Politik der Blau-Gelben zu tun. John Guidetti etwa, den Man City nach jahrelangen Verleihspielchen jetzt an Celta abgegeben hat, ist 24 und gilt nach vielen Verletzungen und unfassbaren 23 U21-Spielen als ewiges Talent, der vom Team ferngehalten wurde wie Prince Charles von der Krone. Er wurde erst im letzten Herbst eingebaut und fährt jetzt als erster Back-Up-Stürmer mit. Ein Talent mit 24. Das erinnert stark an österreichische Verhältnisse in der Prä-Koller-Ära.

Zwischen der recht neuformierten Abwehr und dem mit Berg neben Zlatan erstbesetzten Angriff prangt das schwedische Prunkstück: das Mittelfeld. Da ist jede Position nominell doppelt, aber letztlich dreifach besetzt, weil fast jeder alles kann.

Das meiste Gerede gab es zuletzt um Albin Ekdal, der lange wackelte: er hatte sich beim Feiern in einer Hamburger Reeperbahn-Disco bei "einem Sturz auf einen Glastisch" am Schulterblatt verletzt. Leitfigur wird weiter Kim Källström sein, Kapitän bei GC in der Schweiz, und sollten Durmaz/Zengin auch endlich einmal ihr Können ausspielen, dann könnte der Ball sich schon überreden lassen zum Freund der Blau-Gelben zu werden.

Schweden steckt in einer schweren Gruppe mit den hoch bewerteten und selbstsicheren Belgiern, und den taktisch unberechenbaren Italienern sowie den Iren. Da wird schon Platz 3 samt Aufstieg ein hartes Stück Arbeit. Gewinnt Österreich die Gruppe F und geht Schweden als zweiter weiter, sieht man sich im Achtelfinale. Fürs Viertelfinale gibt es zwei recht unwahrscheinliche Möglichkeiten. Aber wozu auch: man hatte ja bereits das Vergnügen.

Bestformation: Isaksson; Lustig, Granqvist, Lindelöf/Erik Johansson, Augustinsson/Olsson; Larsson/Durmaz, Källström, Ekdal/Lewicki, Zengin/Forsberg; Berg, Ibrahimović.

Der finale Kader: Andreas Isaksson (Kasımpaşa/TUR), Robin Olsen (København/DEN), Patrik Carlgren (AIK Stockholm); Mikael Lustig (Celtic/SCO), Andreas Granqvist (Krasnodar/RUS), Pontus Jansson (Torino/ITA), Victor Lindelöf (Benfica/POR), Erik Johansson, Ludwig Augustinsson (København/DEN), Martin Olsson (Norwich/ENG); Kim Källström (Grasshopper Zürich), Pontus Wernbloom (CSKA Moskva/RUS), Oscar Lewicki (Malmö FF), Oscar Hiljemark (Palermo/ITA), Sebastian Larsson (Sunderland/ENG), Albin Ekdal (Hamburger SV/D), Jimmy Durmaz (Olympiakos/GRE), Erkan Zengin (Trabzonspor/TUR), Emil Forsberg (RB Leipzig/D); Zlatan Ibrahimović (Paris St. Germain/FRA), Marcus Berg (Panathinaikos/GRE), John Guidetti (Celta Vigo/SPA), Emir Kujovic (Norrköping). Große Abwesende: Mikael Antonsson (København/DEN), Ola Toivonen (Sunderland/ENG)