Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. EM-Journal '16-8, 01-06-16-Extra."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

1. 6. 2016 - 12:05

The daily Blumenau. EM-Journal '16-8, 01-06-16-Extra.

Geht es nach dem ÖFB, präsentiert sich Österreich in Europa (kurz nach der Ausstellung seiner strengen nationalen Ader) als Hort eines vorsintflutlichen Patriarchats. & andere Erkenntnisse des Malta-Tests.

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16

EM-Journal '16-1, 11-05-16: Island und Ungarn

EM-Journal '16-4, 25-05-16: Portugal bleibt Gruppen-Favorit

EM-Journal '16-3, 20-05-16: Geheimfavorit England

EM-Journal '16-5, 27-05-16: Der Krieg, Russland und die Ukraine

EM-Journal '16-6, 30-05-16: Die Schweiz in Unform

EM-Journal '16-7, 31-05-16: Der nicht mehr so geheime Geheimfavorit Belgien

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Marcel Kollers finaler Kader

Tor: Robert Almer (Austria), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/D), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D)

Abwehr: Florian Klein (VfB Stuttgart/D), György Garics (Darmstadt/D), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Watford/ ENG), Kevin Wimmer (Tottenham/ENG), Martin Hinteregger (Mönchen-gladbach/D), Christian Fuchs (Leicester City/ ENG), Markus Suttner (Ingolstadt/D)

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Marko Arnautovic (Stoke/ ENG), Martin Harnik (VfB Stuttgart/D)

Angriff: Lukas Hinterseer (Ingolstadt(D), Rubin Okotie (1860 München/D), Marc Janko (Basel/SUI).

Erster Nachrücker ist Valentino Lazaro (RB Salzburg)

Stand-By: Andreas Lukse (Altach), Daniel Bachmann (Stoke/ENG); Emanuel Pogatetz (Union Berlin/D), Michael Madl (Fulham/ ENG), Andreas Lienhart (Altach), Stefan Lainer, Andreas Ulmer, Yasin Pehlivan (RB Salzburg), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Florian Grillitsch (Werder Bremen/D), Guido Burgstaller (Nürnberg/D), Andreas Ivanschitz (Seattle Sounders/USA), Florian Kainz, Louis Schaub (Rapid), Karim Onisiwo (Mainz/D), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/D).

Außerdem waren in der Quali noch dabei: der dauerverletzte Christoph Leitgeb (RB Salzburg) und Marco Djuricin (Brentford/ ENG).

Considered: Cican Stankovic (RB Salzburg), Thomas Gebauer (Ried), Christopher Trimmel, (Union Berlin/D), Philipp Schobesberger, Stefan Schwab (Rapid), Robert Gucher (Frosinone/ITA), Michael Liendl (1860 München/D), Alexander Gorgon (Austria), Andreas Weimann (Derby County/ ENG), Philip Hosiner (Köln/D), Erwin Hoffer (Karlsruher SC/D), Philipp Zulechner (YB Bern/SUI). Sowieso verletzt: Stefan Stangl, Christopher Dibon (Rapid) und Philipp Lienhart (Real Madrid/ SPA).

Nie berufen: Marco Knaller (Sandhausen/D), Georg Margreitter (Nürnberg/D), Patrick Farkas (Matters-burg), Emir Dilaver (Ferencvárosi TC), Christoph Martschinko, Raphael Holzhauser, Alexander Grünwald (Austria), Dominik Wydra, Kevin Stöger (Paderborn/ D), Robert Zulj (Greuther Fürth/D), Daniel Royer, Martin Pusic (Midtjylland/ DEN) uam...

Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Augsburg/D). Unangefragt: Jonathan Schmid (Hoffenheim/D), Ashley Barnes (Burnley/ ENG). Für andere Nationen spielen Moritz Leitner (Dortmund/D), Marin Leovac (PAOK Saloniki/ GRE/CRO), Anel Hadzic (Eskisehirspor/TUR/BOS), Marcel Büchel (Empoli/ITA/ LIE)...

#emjournal16 #fußballjournal16 #malechauvinsm #teamhofer

31. Mai 2016, halb neun Uhr abends, Klagenfurt.
Es ist ein offizieller Anlass, ein Länderspiel der Auswahlmannschaft der Republik.

Sieben oder acht Herren singen zu Beginn ein ebenso offizielles Lied, die Bundeshymne. Und sie singen es in einer nicht mehr gültigen Version, der in der diese Republik nur über Söhne, nicht aber über Töchter verfügt.

Sie tun es damit dem Präsidentschafts-Kandidaten Hofer gleich (und laut seinen Angaben auch seiner Großmutter) und der Rechtsaußen-Lederhose Gabalier und allen national gesinnten und patriarchalisch denkenden.

Als Bundespräsident wäre Hofer im Übrigen verpflichtet gewesen, die Hymne mit dem richtigen, gesetzlich verankerten Text zu singen; das ÖFB-Team ist es so gesehen also auch.

Nur: ist allen wurscht. Den verantwortlichen Funktionären sowieso der mit ihnen verbandelten Politik, den Medien (selbst den watchdogs, die sonst wegen jedem Schas bellen) und vor allem auch den Spielern.

Und da vor allem jenen, die sich als gesellschaftspolitisch mitdenkend präsentieren, wie Marc Janko. Das ÖFB-Team wird sich in Frankreich als bunch of male chauvinists präsentieren - und das nur Tage nach der global aufsehenerregenden Selbstdarstellung Österreichs bei der Präsidentenwahl als nationalistischer, xenophober Rechtsaußen-Haufen.

Wieder ein (berechtigter) Grund für einprasselnde europäische Häme (denn das wird thematisch aufgegriffen werden, Österreich steht unter - gerechtfertigt - erhöhter Beobachtung) und auch ein guter Grund, sich für die Gedanken- und Verantwortungslosigkeit dieser Vertreter des Landes zu genieren.

Nicht jetzt deppert sein und sowas sagen wie "Aber Sport hat doch nix mit Politik zu tun!" Man kann gar nicht nicht politisch handeln.

Wenn Aleks Dragovic die Bundeshymne nicht mitsingt, handelt er politisch - indem er dem Herkunftsland seiner Familie damit implizit seinen Respekt erweist.

Sollte Dragovic im Verlauf der Euro beginnen die Hymne mitzusingen, dann hat auch das eine gesellschaftspolitische Aussage.

Wenn Marc Janko die Bundeshymne mit dem alten Söhne-only-Text singt, dann stellt er sich in eine Reihe mit jenen, die diesen symbolischen Schritt zur Gleichbehandlung bewusst verweigern, um reaktionäre Ressentiments zu schüren, um einem konservativen Teil der Gesellschaft das Gefühl zu geben, ihnen werde was weggenommen. Wo doch etwas hinzugefügt wird: die Töchter nämlich, ohne die nix geht in diesem Land. Und es ist ohnehin nur Symbolpolitik - die Praxis sieht eh weiter bitter aus: Einkommens-Schere, fehlende Aufstiegschancen, aktive Benachteiligung, alles noch sehr 20. Jahrhundert.

Wenn Marc Janko in Frankreich die Bundeshymne mit dem richtigen, alle berücksichtigenden Text singen sollte, dann ist auch das politisch.

Weil er, weil das ÖFB-Team, dann das Team Gabalier, das Team Hofer verlassen würden. So wie sie es in Fragen des Rassismus und der Diskriminierung andauernd tun - in biederen Sonntagsreden, brav mitgemachten Aktiönchen, aber auch in mutigen Social-Media-Postings von David Alaba und anderen, wo Gleichberechtigung und Gleichbehandlung thematisiert werden.

Nur ist es halt leichter, sich einmal in einer Videobotschaft zu äußern, als die Gleichbehandlung auch in der Praxis mit Leben zu erfüllen: und selbst die Symbolhandlung des richtigen Hymnen-Absingens ist dem ÖFB-Team zu viel.

Das ist beschämend und peinlich.

Ich hab sie archiviert, die Mail von der mittlerweile ehemaligen Mitarbeiterin der Bundesliga, die darauf bestanden hatte, das Absingen der Hymne zum Saisonstart in der richtigen Text-Version (und nicht in der Söhne-only-Variante) zu gestalten und da den Gegenwind beschreibt, den sie von jenen bekommen hat, die sich in Botschaften und Sonntagsreden ganz anders äußern. Auch das ist zum Erbrechen genant.

Weil die Vorbild-Wirkenden und ihre leitenden Funktionäre eine fiese Doppelstrategie fahren, ihr Fähnlein in den jeweiligen Wind hängen und es ihnen am liebsten ist keine Wellen zu produzieren, kein Aufsehen. Also am besten: keine Stellungnahme.

Nur. keine Stellungnahme ist auch eine.

Nämlich eine auf Seiten der patriarchalen Erzreaktionäre und Nationalen, in deren Weltbild Frauen am besten an den Herd gekettet gehören, genauso wie Ausländer raus, Schwule umgepolt und die Lügenpresse enteignet gehören.

Man kann nicht nicht politisch handeln. Die Hymne in einer derart exponierten Lage aus Faul- oder Feigheit falsch zu singen, heißt sich zu positionieren. Aus der Nummer kommt der ÖFB nicht raus - da gibt's keinen Graubereich.

Jetzt noch kurz zum Sportlichen...

Die Kaderfixierung kommt wie erwartet: Lazaro ist (wie schon hier angekündigt) der 24. Mann, aufgrund seiner Vielseitigkeit auch der erste Nachrücker - denn trotz gestrigem Nennschluss können bis knapp vor dem ersten Gruppenspiel schwerer Verletzte ja noch ersetzt werden.

Wen's interessiert: Malta ist gestern mit praktisch demselben 5-4-1 aufgelaufen, das Marcel Koller am letzten Donnerstag im Test gegen den US Schluein Ilanz ausprobiert hatte. Und sah damit nicht so übel aus. Ungarn konnte damit nicht simuliert werden - die sind ganz anders aufgestellt.

Aber darum ging's gestern nicht. Da wurden Abläufe geprobt, da wurden Suttner und Schöpf eingespielt, da wurde vor allem dem länger angeschlagenen Janko wieder Sicherheit verliehen.

Es war allen anzumerken, dass sich keiner verletzen wollte, schon gar nicht im Kräftemessen mit einem vielleicht etwas zu motivierten Fußball-Zwerg. Von dessen technischem Geschick man sich dann doch überrascht zeigte.

Jedenfalls war es der Nationalmannschaft nach dem schnellen 2:0 genug, in Halbzeit zwei war den Endzweck (das Tore-Schießen) dann gar nicht mehr auf der Agenda. Erst in den letzten 5 Minuten, als Alaba seinen Fauxpas schnell wieder gut machen wollte, errang das Team ein paar schnelle Chancen, verfehlte aber sein Ziel.

Österreich mit 12 Heinz Lindner (2H 23 Özcan); 17 Klein, 3 Dragovic, 4 Hinteregger, 13 Suttner; 14Baumgartlinger (2H 6 Ilsanker), 18 Schöpf (63. 8 Alaba); 11 Harnik (64. 19 Hinterseer), 10 Junuzovic, 7 Arnautovic (2H 20 Sabitzer); 21 Janko (72. 9 Okotie).

Malta mit 1 Bonello (90. 12 Haber), 17 Camilleri (79. 15 Pisani), 20 Baldacchino, 5 Agius, 2 Zach Muscat, 7 Failla; 18 Kristensen (77. 11 R. Muscat), 4 Sciberras (83. 16Cremona) 10 Briffa, 6 Gambin; 14 Farrugia (67./ 9 Mifsud). Anm.: bei Malta fehlten mit Hogg, Borg und Schembri die drei besten Legionäre.