Erstellt am: 31. 5. 2016 - 15:02 Uhr
Futter für Virtual-Reality-Headsets
Seit Ende März weden die beiden VR-Headsets Oculus Rift und HTC Vive ausgeliefert. In den Onlineshops SteamVR und Oculus Home stehen immer mehr Downloads bereit - doch Spiele großer Videospiel-Konzerne finden sich darunter nicht. Die Majors agieren auffällig zurückhaltend - VR ist für sie noch nicht im Mainstream angelangt, zu neu und daher zu riskant. Unabhängige Entwicklerstudios dagegen sind von den neuen Möglichkeiten umso mehr begeistert. Die Onlineshops sind voll mit interessanten Experimenten und beeindruckenden Abenteuern.
Adr1ft
Das Game beginnt mit einer Katastrophe: Die Raumstation im Orbit der Erde, wo du lebst und arbeitest, wird durch eine Katastrophe zerstört. Wer den Film "Gravity" gesehen hat, kennt das Szenario: Wrackteile wirbeln durchs All, der beschädigte Raumanzug verliert Luft – die erste Aufgabe ist also, einen Sauerstoffcontainer zu finden. Gar nicht so einfach, weil das Schweben in der Schwerelosigkeit mittels Düsenantrieb geübt sein will. Außerdem lenkt die wunderschöne Grafik von der Erfüllung der zeitlich knapp bemessenen Aufgaben ab.
505 Games
Ein kaputtes Weltraumlabor hier, ein zerstörtes Mannschaftsquartier da, der Planet Erde leuchtet blau - und rund um dich die Weiten des Weltalls, das in VR tatsächlich unendlich groß wirkt. Man will eigentlich nur mit offenem Mund staunend schauen, aber der Kampf ums Überleben drängt sich auf. Warnung: Adr1ft ist nur für geübte VR-Spieler, denn selbst mir wurde - trotz drei Jahren Erfahrung mit Rift-Entwicklerkits - gelegentlich schwindelig. Virtual-Reality-Neulinge sollten das Spiel in kleinen Dosen genießen, bis Gehirn und Gleichgewichtsorgan an die völlig neue Erfahrung gewöhnt sind.
Minority Media
Time Machine VR
Wir schreiben das Jahr 2033. Ein Virus, das Millionen von Jahren im arktischen Eis eingefroren war, wurde aufgrund des Klimawandels freigesetzt und hat die Hälfte der Menschheit dahingerafft. Mittels einer Zeitmaschine reist du ins Mesozoikum, um Saurier zu scannen und Daten für eine Kur zu suchen. Ein Großteil der Handlung spielt sich unter Wasser ab, die Zeitmaschine dient also auch als U-Boot. Kreaturen wie Pliosaurus, Ophtalmosaurus und Dakosaurus sind angeblich dem aktuellen Stand der Wissenschaftlich entsprechend gestaltet – auf jeden Fall wirken sie dank der realistischen Größenverhältnisse faszierend. Kein anderes Spiel kommt derzeit der Vision, den "Jurassic Park" selbst zu besuchen, so nahe wie "Time Machine VR". Das Fliegen und Tauchen mit der Zeitmaschine ist ein bisschen magenverträglicher als das Weltraumabenteuer – trotzdem gilt auch hier: Besser mit kurzen Sessions beginnen, um die Simulatorkrankheit zu vermeiden.
The Austronauts
The Vanishing of Ethan Carter
Es ist von den drei hier vorgestellten Games das einzige, das nicht exklusiv für Virtual-Reality-Headsets entwickelt wurde. Als "The Vanishing of Ethan Carter" im Jahr 2014 erschien, galt es dank seiner stimmungsvollen Herbstlandschaft als eines der schönsten Computerspiele. Hinter der Schönheit lauert allerdings das Grauen im Stil der Geschichten von H.P. Lovecraft und Stephen King. Als Detektiv besuchst du ein verschlafenes Tal im Norden der USA. Ein Kind, das dir in mehreren Briefen von seltsamen Geschehnissen berichtet hat, ist verschwunden. Im Wald stößt du auf grausige Fallen, neben rostigen Eisenbahnschienen auf eine blutige Leiche ohne Beine.
The Astronauts
Dank übersinnlicher Fähigkeiten kannst du aus den unheimlichen Funden die Erinnerungen der betroffenen Personen rekonstruieren. "The Vanishing of Ethan Carter" ist ein langsames Spiel, dessen Rätsel dünn gesät sind – trotzdem funktioniert es großartig, weil es Beklemmung erzeugt und die Wahrnehmung der schaurig schönen Welt in den Mittelpunkt rückt. Das funktioniert gerade in Kombination mit der Langsamkeit des Spiels in Virtual Reality noch besser als auf einem herkömmlichen Bildschirm. Grundvorraussetzung, um "The Vanishing of Ethan Carter" genießen zu können, ist also, sich Zeit für das Spiel zu nehmen wie für einen guten Roman.