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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

28. 5. 2016 - 16:59

Flimmern

Torten, Knochen, Zahlen

Flimmern

Der assoziative Wochenrückblick auf FM4

Im Rahmen eines Staatsbesuches hat der ungarische Präsident Janos Ader ein ungewöhnliches Mitbringsel dabei gehabt. So werden sich heute Pilger, ungarische Würdenträger und Schaulustige in der ehrwürdigen Kathedrale von Canterbury treffen, um eine Reliquie zu bestaunen, die seit fast achthundert Jahren im ungarischen Esztergom aufbewahrt wird. Bei dieser Reliquie handelt es sich um den Ellbogen des heiligen Thomas Becket, der im 12. Jahrhundert – nachdem er als englischer Lordkanzler dem König die Unterstützung gegen den Papst verweigert hatte – von vier Rittern in der Kirche massakriert worden war. Wie offenbar bei Heiligen üblich, waren seine Körperteile nach seiner Heiligsprechung in alle Welt verstreut worden – ein Knochensplitter von seinem Ellbogen landete in Ungarn, von wo er letzte Woche heimfahren durfte.

Glasfenster mit dem Porträt Thomas Beckets

CC BY-SA 3.0 by Holly Hayes at wikimedia.org/w/index.php?curid=3433321

Thomas Becket auf einem Fenster in der Kathedrale von Canterbury (CC BY SA 3.0)

Heimfahren? Weit gefehlt, die Ungarn hatten das Ding nur mitgenommen, damit die Engländer einen schüchternen Blick auf den Rest ihres berühmtesten Märtyrers werfen können, dem Ellbogen wird am Sonntag eine Messe gelesen, dann geht es wieder heim nach Esztergom. Wem das jetzt abwegig vorkommt, der solle, ehe „typisch ungarisch“ geblökt wird, bedenken, dass die Federkrone von Montezuma in Österreich auch die ganze Zeit ausgepackt wurde, keine Rede davon, sie den indigenen Mexikanern zurück zu geben.

Beschmierter Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus

APA/GRÜNE OÖ

Beschmierter Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus

Apropos Wallfahrten: Hitlers Geburtshaus in Braunau soll nun endgültig enteignet werden, laut Innenministerium, um es "einer Nutzung zuzuführen, die der dauerhaften Unterbindung der Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts" dienlich sein soll … Man wolle verhindern, dass Hitlers Geburtshaus zur "Pilger- oder Gedenkstätte" würde. Ob es dafür nicht schon etwas spät ist? Ob das Haus abgerissen wird, ob wie bis vor kurzem Werkstätten für Behinderte darin unterkommen, ist noch nicht beschlossen, man wolle aber einen "lebensbejahenden Kontrapunkt setzen".

Am Samstag wurde Sarah Wagenknecht von der deutschen Linkspartei von einem selbsternannten Antifa-Aktivisten mit einer Schokoladentorte beworfen, mit dem Argument, sie würde Pegida "ideologische Munition" verschaffen. Wagenknecht hatte das Asylrecht als Gastrecht bezeichnet, das "verwirkt werden könnte", was nicht die Parteilinie der Linken ist. Die Linkspartei verurteilt die Aktion und steht geschlossen hinter Wagenknecht.

Sarah Wagenknecht mit einer Torte im Gesicht

APA/dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Sarah Wagenknecht nach dem Angriff mit einer Sahnetorte

Wie im Standard zu lesen war, glauben 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung, dass Ausländer mehr Geld aus Sozialleistungen erhalten, als sie in die staatlichen Töpfe einzahlen. In Wahrheit haben Ausländer 2015 9,5 Prozent aller Sozialbeiträge eingezahlt, aber nur 6,1 Prozent der Leistungen herausbekommen. Bei den österreichischen Staatsbürgern dreht sich das Verhältnis um: Sie haben 50,5 Milliarden eingezahlt, aber 57,6 Milliarden erhalten. Pro Kopf gerechnet bekamen Österreicher um 970 Euro mehr, als sie beisteuerten, Ausländer um 1.490 Euro weniger.