Erstellt am: 27. 5. 2016 - 15:00 Uhr

Musiker über die Cselley Mühle

Die Cselley Mühle in Oslip feiert dieser Tage ihr 40-jähriges Bestehen. Wir haben mit ein paar wichtigen Figuren der Mühlengeschichte gesprochen.

40 Jahre ist es mittlerweile her, seit die Cselley Mühle im burgenländischen Oslip eröffnet wurde. 40 Jahre, in denen zahlreiche Bands dort auf der Bühne gestanden sind, von den Melvins zu den Sportfreunden Stiller, von Bilderbuch zu Wanda. Wir haben Thomas Jarmer (Garish), Thomas Pronai (Bo Candy & His Broken Hearts) und David Kleinl (Tanz Baby!) nach der besonderen Anziehungskraft der Location gefragt.

Julia Grandegger

Thomas Jarmer (Garish)

Das erste Mal in der Cselley Mühle war ich im Kellertheater bei einer Band, die war eine experimentelle Gitarrenkombo. Das war eigentlich eine ganz neue Welt für mich. Ich hab da schon das Gefühl gehabt, dass das auf ein Abo hinauslaufen könnte, dass man ungefragt und ohne viel Vorabinfo einfach hinfahren und dann was neues und spannendes sehen kann.

Wir haben dort auch das erste Konzert mit eigenen Stücken gespielt. In einer Konstellation, wie sie eigentlich fast zwei Jahrzehnte lang so war. Der Abend war dementsprechend wegweisend für uns, und eigentlich auch mit einem der wichtigsten und schönsten Momente der Band verbunden: Der Abend, wo man bemerkt hat, da geht was von der Bühne runter und da kommt was vom Publikum auf die Bühne zurück.

Hans Bögl

Leute, die ich mitbringe und die zum ersten Mal in die Mühle kommen, sind nahezu berauscht von dem Ambiente, von der Ruhe und auf der anderen Seite vom Gefühl, dass man hier auch ans Werk gehen kann. Und das auf verschiedenen Ebenen: Wir haben fast alle Platten in der Cselley Mühle aufgenommen und zeitgleich bin ich sehr viel dort zu Fuß unterwegs gewesen. Im Haus, im Areal und rund ums Areal. Das waren regelrecht Studien dieser Gegend dort. Und davon gehen einfach Impulse aus, die sehr zu dem, was wir dort gemacht haben, beigetragen haben. Musikalisch und auch textlich.

Während der eine im kleinen Saal aufgenommen hat, ist der andere im großen Saal am Klavier gesessen und hat den Raum ganz allein für sich gehabt. Und dann gehst du ein paar Schritte und stehst schon mitten in der Einöde, in der Kulisse in der Natur draußen. Allein dieser Kontrast ist etwas, das eine ganz eigene Wirkung auf uns gehabt hat.

Hans Bögl

Man kann ins Beisl gehen - was auch oft die erste Tendenz ist, wenn man rein kommt - und sich gemütlich dort was abholen. Bei Festen, wenn die ganze Mühle bespielt wird, kann man wirklich seinem Gespür nachgehen. Ob man es im großen Saal mit großem Ambiente oder im kleinen Saal dezent intim haben möchte. Es herrscht einfach eine riesige Anziehungskraft, je nachdem, wonach einem ist.

Thomas Pronai (Bo Candy & His Broken Hearts, Beautiful Kantine Band)

Es ist ein riesiger Gebäudekomplex, das bemerken die Leute, die das erste Mal da sind auf jeden Fall. Idyllisch zwischen Wäldern und Wiesen gelegen im Burgenland. Wo man nachmittags und abends gemütlich sitzen kann und wo man dann am Abend durch viel Lebendigkeit und Feiermöglichkeiten überrascht wird. Wo man sich gar nicht gedacht hat, wieviele Autos da plötzlich herfahren ins Nichts.

Als 15-, 16-jährige waren wir dort, um Konzerte anzuschauen. Damals hat es noch keine Parties oder irgendsowas gegeben, damals hat es nur Konzerte gegeben. Und die haben mich und meine Kollegen, mit denen ich teilweise immer noch musiziere, ziemlich geprägt.

Hans Wetzelsdorfer

Es war eigentlich eine sehr bewegte Zeit. Da hat es in Eisenstadt Umgebung eine sehr starke Bandszene gegeben. Also wirklich unzählige Bands, die sich miteinander connected haben und die überall gespielt haben. Es hat keinen Ort gegeben, wo damals keine Bands gespielt haben. Aber die Cselley Mühle war das Überdrüberlokal. Wenn man in der Cselley Mühle gespielt hat, dann hat man es geschafft gehabt. Das war der Ritterschlag als Band.

Johanna Wohlrab

Jetzt, wo ich seit fünfzehn Jahren etwa dort arbeite und viele Tage dort verbringe, ist für mich das Besondere, dass viel improvisiert wird. Man muss ständig auf neue Situationen gefasst sein. Tagtäglich kann es passieren, dass plötzlich irgendwas anders ist. Man muss sich darauf einstellen und damit zurecht kommen. Das macht für mich das Besondere aus: Man muss immer mit Überraschungen rechnen.

Die Gegend lässt niemanden kalt: Jeder, der zu mir ins Studio und in die Cselley Mühle kommt, ist einfach beeindruckt von dieser Idylle und davon, dass man da den ganzen Tag alleine ist. Es ist kein Vergleich zu einem Studio in einer Stadt. Wenn du Montag bis Donnerstag in der Cselley Mühle bist, bist du wirklich alleine. Da ist kein Lärm und gar nichts. Das ist schon etwas, was die Leute sicher sehr beeindruckt und beeinflusst.

Lukas Gansterer

David Kleinl (Tanz Baby!)

Wir sind da damals mit einem kleinen Bildungsauftrag hinein gefahren. Wir haben versucht, so interessante, spannende, fast Antipop-Sachen hineinzubringen. 'FM4 Im Sumpf' war da ein Einfluss. Wir haben uns schon ein bisschen auf sperrige, nicht leicht konsumierbare Musik konzentriert. Wir haben auch Literaturabende und Theaterabende gemacht, die nicht so leicht bekömmlich waren.

Hans Wetzelsdorfer

Gerade Leute, die jetzt so um die dreißig sind, denken an ihre Teenie-Zeit zurück und kommen immer wieder in die Cselley Mühle. Es gibt auch eine sehr schöne Tradition, dass am Heiligabend die Mühle geöffnet hat. Das war seit ich denken kann schon so, dass sie als einziges Lokal offen hat. Jetzt ist es sehr populär geworden, aber vor zwanzig Jahren war das noch sehr speziell. Da waren auch immer sehr viel Leute da. Bei mir steht das auf jeden Fall immer noch am Programm.

Man spürt auch, dass die Generation jetzt Dinge macht, die wir auch damals gemacht hätten. Sowas wie ein Poetry-Slam, dass das funktioniert in der Cselley Mühle finde ich sehr super. Das ganze Ambiente ist natürlich ein Traum. Das ist ein einzigartiger Ort, den man glaube ich kein zweites Mal auf der Welt findet.

C'est la Mü

C'est la Müh, Samstag, 28. Mai

Am Samstag wird das Jubiläum der Cselley Mühle mit dem C'est la Mü ordentlich zelebriert. Mit dabei sind neben Tanz Baby! auch Attwenger, Schmieds Puls, Avec, Fijuka, Thees Uhlmann, Austrofred und viele mehr.