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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

25. 5. 2016 - 17:11

The daily Blumenau. EM-Journal '16-4, 25-05-16.

Jetzt hat sich auch der dritte Vorrunden-Gegner Österreichs personell committed: Portugal bleibt Favorit für den Gruppensieg, aber auch nicht für viel mehr.

#emjournal16 #fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16

EM-Journal '16-2, 12-05-16: Der finale ÖFB-Kader für die #Euro16

EM-Journal '16-1, 11-05-16: Der erste Check von Island und Ungarn

EM-Journal '16-3, 20-05-16: Alles über den ewigen Geheimfavoriten England

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Der Kader von Fernando Santos:

Tor: Rui Patrício (Sporting), Anthony Lopes (Olympique Lyon/FRA), Eduardo (Dínamo Zagreb/CRO).

Defenders: Vieirinha (VfL Wolfsburg/D), Cédric Soares, José Fonte (Southampton/ENG), Pepe (Real Madrid/SPA), Ricardo Carvalho (Monaco/FRA), Bruno Alves (Fenerbahçe/TUR), Eliseu (Benfica), Raphaël Guerreiro (Lorient/FRA).

Midfielders: William Carvalho, Adrien Silva, João Mário (Sporting), Danilo Pereira (Porto), João Moutinho (Monaco/FRA), Renato Sanches (Benfica), André Gomes (Valencia/SPA).

Forwards: Rafa Silva (Braga), Ricardo Quaresma (Beşiktaş/TUR), Nani (Fenerbahçe/TUR), Cristiano Ronaldo (Real Madrid/SPA), Éderzito António Macedo Lopes = Éder (Swansea/ENG-Lille/FRA).

Verletzt: Fabio Coentrao (Monaco/FRA-Real Madrid/SPA), Danny (Zenit St. Petersburg/RUS), Tiago (Atletico Madrid/SPA), Bernardo Silva (Monaco/FRA).

Im erweiterten Kader: Beto (Sevilla/SPA); Luis Neto (Zenit St. Petersburg/RUS), Daniel Carriço (Sevilla/SPA), Paulo Oliveira (Sporting), Ricardo Pereira (OGC Nice/FRA), Miguel Veloso (Dynamo Kyiv/UKR), Rúben Neves, André André (Porto), Pizzi, Gonçalo Guedes (Benfica), Ivan Cavaleiro (Monaco/ FRA), Silvestre Varela (Porto), Nélson Oliveira (Nottingham Forest/ENG), Lucas João (Sheffield Wednesday).

Noch nicht so recht drinnen: João Cancelo (Valencia/SPA), Ronny Lopes (Lille/FRA), Bruno Fernandes (Udinese/ITA), Bruma (Galatasaray/TUR), Nélson Semedo (Benfica), Ricardo Horta (Málaga/SPA) uam...

Aussortiert wurden Oldies wie José Bosingwa (Trabzon/TUR), João Pereira (Sporting), Ricardo Costa (FC Granada/SPA), Hélder Postiga (Rio Ave) sowie Hugo Almeida (Hannover/D), Simão (Northeast U./IND), Rúben Amorim (Benfica), Hugo Viana (Al-Wasl/VAE) und auch Raul Meireles (Fenerbahce/TUR),...

Man muss sich das so vorstellen: überall, in allen Medien- und Werbekreisen, die sich jetzt auch um die anstehende Euro kümmern müssen (was haben wir dazu? was kennt jeder Depp?) überall in der Elite und der Hautevolee und überhaupt im System sortieren sich die inneren Wolfgangfellners und fragen nach den offensichtlichen Knackpunkten, den Posterboys, den charismaverheißenden Figuren und posierenden Körpern, anhand derer man sich an dieses Mega-Event dranhängen kann.

Für Österreich ist das Alaba (wiewohl jetzt Fuchs und Janko werbespottechnisch auch wahrnehmbar sind), und für europaweit dann eben die Bringer wie Zlatan, Jogilöw, Schweini, falls er fit wird, Rooney, Bale, Lewandowski, dann Balotelli und Benzema und Ribery - was die sind gar nicht nominiert, diese Schweine nehmen keine Rücksicht auf den Boulevard! - der sowjetisch organisierte Spanier und natürlich Cristiano Ronaldo aka CR7.

Nur vorsichtig werden Mainstream-Newcomer wie Griezmann oder de Bruyne anvisiert - wer sich im Laufe des Turniers dann als tatsächlicher Darling der Massen herausstellt, das ist wieder eine andere Frage. Im Vorfeld setzt man auf die sicheren Banken.

Cristiano Ronaldo also ist die höchstdotierte Marke unter allen auflaufenden Einzelspielern. Auf ihn reduziert sich die Wahrnehmung von Portugal. Wiewohl es zuletzt ein bisserl Entlastung gab.

Denn, immerhin, und das ist fast so sensationell als würde LH Pröll sein Zweitbuch vorstellen: neben dem quasi automatisierten Interesse von Medien und Öffentlichkeit am überlebensgroßen Glam-Faktor von CR7 gibt es jetzt endlich auch einen zweiten Aspekt: das Super-Talent Renato Sanches (18), das dieser Tage von Bayern München aquiriert wurde und somit auch in einen Fokus jenseits der Fachwelt geriet.

Sanches wird nämlich womöglich gar nicht stammspielen in der Seleção, er stellt sich hinten an. Auch weil er seine Stärke als zentraler Mittelfeldspieler im klassischen 4-3-3 der Portugiesen gar nicht ausspielen kann. Und da geht es ihm ähnlich wie seinem Captain (Ronaldo nochmal): auch der ist ja eigentlich ein Winger, der perfekte Linksaußen, wird aber wohl im Zentrum spielen, in einer Art Messi- oder Pele-Rolle, als hybrider falscher Neuner.

Portugal spielt dieses 4-3-3 quasi seit ich denken kann, und zwar egal, ob sie das Personal dafür haben oder nicht. Gelegentliche Abweichungen funktionieren nicht und werden nach einem Erstversuch auch sofort wieder begraben. Alles das macht die Mannschaft ausgesprochen berechenbar. Das führt dazu, dass sie sich - unter normalen Umständen - ganz von selber deckelt. Wie auch beim anstehenden Turnier wieder.

Portugal ist - wegen der individuellen Klasse einzelner Akteure, vor allem der von CR7 - die potentiell stärkste Mannschaft in der Gruppe. Portugal wird aber sobald man auf ein diesbezüglich halbwegs gleichwertiges Team (oder eines in überragender Verfassung) trifft, immer strategische Nachteile und somit das Nachsehen haben.

Ein Ronaldo allein reicht eben nicht. Und auch ein Renato Sanches allein wird die Nachfahren der stolzen Seefahrer nicht zum ersten Titel führen können. Dieses Bewusstsein ihrer zwar vorhandenen, aber eben nur relativen Macht, ist mittlerweile tief ins portugiesische Spiel hineingesickert.

Dazu kommen ein paar aktuelle Baustellen.

Die Innenverteidigung etwa werden zwei von drei insgesamt 105jährigen (Carvalho, Pepe, Alves) bestreiten - Top-Erfahrung, aber wenig Spritzigkeit und kaum modernes Aufbauspiel. Einziges Back-Up, José Fonte, Captain der Saints, auch schon 32.

Das Mittelfeld unterwirft sich der Regie von João Moutinho, der im letzten Jahr aber abgebaut hat. Der überragende junge Akteur im defensiven Zentrum, William Carvalho (MVP der letzten U21-EM) hingegen, kommt nicht so recht zum Zug.

Zudem fehlt mit Bernardo Silva der upandcoming Flügelreißer, eine der treibenden Kräfte in der Quali, wegen einer kurzfristigen Muskel-Verletzung. Deshalb sind - neben Rafa Silva - auch wieder die beiden in die Jahren gekommenen Offensivkräfte Nani und Quaresma in der Verlosung. Mit Ronaldo im Zentrum, weil Portugal seit Nuno Gomes keinen brauchbaren Mittelstürmer mehr hat. Mit Éder ist nur einer, quasi alibimäßig, nominiert. Anmerkung: Éder alias Éderzito António Macedo Lopes ist nicht identisch mit Éder Citadin Martins, der sich im italienischen Kader (und auch im Panini-Heftl) findet...

Eine frühere Schwachstelle (nämlich die unsteten, ständig rotierenden Außenverteidiger) ist - und das trotz des Ausfalls von Coentrao, der nämlich zuletzt gar nicht mehr erste Wahl war - dafür (mit Vierinha und Eliseu) behoben.
Außerdem ist das kompakte Dreier-Mittelfeld ist neben Moutinho nicht prominent, aber dafür mit kampfstarker und vergleichsweise jungen Antreibern besetzt. Und vorne kann ein kleiner Geniestreich von CR7 alles entscheiden.

Österreich wird gut daran tun, das schnelle Umschaltspiel des zweiten Gegners früh zu blocken. Die Offensive kann sich, vor allem wenn Ronaldo aus der Tiefe oder von den Seiten kommt, extrem breit auffächern, womöglich sollte Koller dem auch ein Dreier-Mittelfeld entgegenstellen, vielleicht reicht es, wenn Junuzovic seine Rolle anders anlegt. Viel (nämlich ständige Dopplungen an den Flügeln) wird auf die beiden Außenverteidiger zukommen, die sich da fest auf ihre Vorderleute verlassen müssen. Am Papier wird das ÖFB-Konzept gegen Portugal ganz einfach aussehen - es umzusetzen wird aber ein extrem hartes Stück Arbeit.

Bestformation: Rui Patricio; Vieirinha, Ricardo Carvalho, Pepe/Bruno Alves, Eliseu; João Mário/Renato Sanches, João Moutinho/William Carvalho, Danilo Pereira; Quaresma, Cristiano Ronaldo, Rafa Silva/Nani.