Erstellt am: 22. 5. 2016 - 13:34 Uhr
Hip Hop an der Donau
Zwei Tage lang gab es bei den Bubble Days viel deutschen und anderssprachigen Hip Hop und Wakeboarder, die von überall her nach Linz gekommen sind, um über Rampen zu springen. Vielleicht steckt hinter dem Wakeboarden auch mehr, aber ich kann euch das nicht erklären. Deswegen bleiben wir lieber bei der Musik.
Am ersten Tag waren der selbsternannte König der Alpen und beliebteste Mensch von Österreich Crack Ignaz und sein Produzent Wandl da. Auf einem zur Bühne umfunktionierten Schiff brachten sie den Turn Up und verzauberten vor allem die Jungs in der ersten Reihe, die im Bucket Hat und mit Herzchenbrille gekommen waren.
Andreas Kepplinger
Danach stürmte Fatoni die Bühne und spielte ein Set, bei dem alles und mehr aus der Hip-Hop Trickkiste-herausgeholt wurde. Der Münchner hat da nicht nur das immer gleiche "(Insert Name der Stadt, in der man gerade ist), seid ihr gut drauf?" ausgepackt, sondern sich auch mit weißem Arztkittel als Ignaz Semmelweis verkleidet, Gitarre gespielt und wie Moses einst das Publikum geteilt und sich so seinen eigenen Cypher Kreis gebaut.
Andreas Kepplinger
Bei Gappy Ranks kippte die Stimmung dann ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es an der späten Stunde lag, dem ein bisschen zu leise geratenen Sound oder der Tatsache, dass Dancehall noch nicht so ganz im Mainstream gelandet ist - obwohl Rihanna und Drake gerade ihr Bestes tun - , dass die Bubble Days Crowd Gappy Ranks nicht besonders feierte. Ihm schien das aber auch ein bisschen wurscht zu sein und er hat ein paar Patois "Linz, how you doing"s gerufen und eine solide Performance im Autopilot-Modus hingelegt.
Andreas Kepplinger
Am zweiten Tag ging es mit dem FM4 Hafenfrühshoppen gleich richtig zeitig los. Aber weil die Sonne geschienen hat und es mehr als genug Wiese zum Herumliegen gab, war der Kater schnell vergessen und man konnte entspannt Skero und seiner Müßig Gang lauschen. Danach waren die verwegenen Wake Boarder an der Reihe, die mal von links nach rechts und dann von rechts nach links gezogen wurden. Und irgendwie fanden das alle großartig. Als danach Brenk Sinatra auf der großen Bühne dran war, verstand ich die Welt wieder ein bisschen besser. Mit einem souveränen Set bespielte er die riesige Wiese am Linzer Hafen, die zu der Zeit noch als Hip Hop-Picknick-Area genutzt wurde.
Andreas Kepplinger
Spätestens als das Ruff Pack die Bühne betrat, waren dann alle auf den Beinen. Das Ruff Pack bestehend aus den Österreichern Steph Kondert (Bass) und Matt "Pedals" Löscher (Gitarre) und einem der großartigsten Drummer aus New York, Daru Jones, der schon für Jack White und Mos Def hinter dem Drum Kit saß, besteht, brachte uns zum kollektiven Köpfenicken. Ob Hip Hop-Head oder Leute, die nur wegen dem schönen Wetter und dem gratis Eintritt da waren, alle haben sie im Takt mitgewippt. Um noch eins draufzusetzen, hat das Ruff Pack als Überraschungsgast Roger Rekless auf die Bühne geholt, der flüssiger freestylte, als ich manchmal spreche.
Andreas Kepplinger
Und dann war es so weit, Akua Naru betrat barfuß die Bühne und brachte das Bubble Days zum Beben. Mit einem Flow und einem Tiefsinn, der Soul und messerscharfe Reime verbindet, brachte sie uns zum Nachdenken und Feiern. Nachdenklich stimmte mich auch die Tatsache, dass sie die einzige Frau im Line Up war, und das "nur" als Gast des Ruff Packs.
Andreas Kepplinger
Nicht ganz so nachdenklich, dafür aber mit einem derben Schmäh rückte Ssio an. Mit Hype Man, Bodyguard und live Drums animierte er das Publikum, wie ein Animateur im Resort Hotel auf Mallorca. Mal ging es auf, mal dachte man sich nur noch, lass doch die Musik für sich sprechen. Aber das hat schon gepasst und es war einfach extrem schön, die gesamte Bandbreite des Hip Hop auf einer Bühne an einem Abend vereint zu sehen. Vom Conscious Rap Akua Narus bis hin zu Ssios derbem Spaß Gangsta-Rap war alles dabei. Hip Hop Hooray!
Andreas Kepplinger