Erstellt am: 20. 5. 2016 - 18:33 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-3, 20-05-16.
#fußballjournal16 #euro16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16
EM-Journal '16-1, 11-05-16: Der erste und der dritte Gegner geben ihr Personal für die Euro bekannt: ein erster Check von Island und Ungarn
EM-Journal '16-2, 12-05-16: Der finale ÖFB-Kader für die #Euro16
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England, Roy Hodgsons provisional squad
Tor: Joe Hart (Manchester City), Fraser Forster (Southampton), Tom Heaton (Burnley).
Abwehr: Kyle Walker, Danny Rose (Tottenham Hotspur), Nathaniel Clyne (Liverpool), Gary Cahill (Chelsea), Chris Smalling (Manchester United), John Stones (Everton), Ryan Bertrand (Southampton).
Mittelfeld: Danny Drinkwater (Leicester City), Ross Barkley (Everton), Eric Dier, Dele Alli (Tottenham Hotspur), Fabian Delph, Raheem Sterling (Manchester City), Jordan Henderson, James Milner, Adam Lallana (Liverpool), Jack Wilshere (Arsenal), Andros Townsend (Newcastle United).
Angriff: Jamie Vardy (Leicester City), Harry Kane (Tottenham Hotspur), Daniel Sturridge (Liverpool), Wayne Rooney, Marcus Rashford (Manchester United).
Verletzt sind Jack Butland (Stoke); Alex Oxlade-Chamberlain, Theo Walcott, Danny Welbeck (Arsenal).
Im Quali-Einsatz, but out: Leighton Baines, Phil Jagielka (Everton), Kieran Gibbs, Calum Chambers (Arsenal), Phil Jones, Luke Shaw, Michael Carrick (Manchester United), Jonjo Shelvey (Newcastle), Fabian Delph (Manchester City), Danny Ings (Liverpool).
Considered: Robert Green (QPR), John Ruddy (Norwich); Tom Cleverley (Everton), Ryan Mason (Tottenham Hotspur), Jesse Lingard (Manchester United), Charlie Austin (Southampton)
Am Altenteil in den USA: Steven Gerrard, Ashley Cole (Los Angeles Galaxy), Frank Lampard (New York City FC), Bradley und Shaun Wright-Phillips (New York Red Bulls). Rücktritt: John Terry (Chelsea).
Out: Lukas Steele (Panathinaikos/GRE); Ashley Young (Manchester United), Mark Noble, Andy Carroll (West Ham United), Marc Albrighton (Leicester City), Jay Rodríguez (Southampton)...
Warum ich glaube, dass England diesmal den entscheidenden Schritt von Eigentlich-Geheimfavoriten zum echten Player bei einem großen Turnier schaffen kann. Erstmals in diesem Jahrhundert. Und was das mit einem echten Schnitt und dem Bruch alter Traditionen zu tun hat.
This is England, Land of a thousand stances
Das Gerede der letzten Turniere, dass nämlich die Schlüsselpositionen der großen englischen Teams von Ausländern besetzt sind, und so nie etwas werden kann aus der nationalen Auswahl für die Three Lions (das Wappen und Logo der englischen Nationalmannschaft, die unter dem Georgskreuz antritt; sie ist ja keine UK-Auswahl, sondern die Repräsentation der englischen Kernlands) wird zwar vor und bei jedem Match und im Misserfolgsfall auch danach wieder thematisiert werden: Diesmal greift es aber nicht. Die Ausrede ist also Schwachsinn.
Gerade der Höhenflug von Überraschungs-Teams wie Leicester, Tottenham oder Southampton, aber auch die brauchbare Durchsetzung mit lokalem Talent, die die diese Saison nicht ganz so erfolgreichen Geldsäcke-Clubs aufweisen können, garantieren, dass Spieler mit genügend Einsätzen und auch Erfolgserlebnissen ins Team-Camp einrücken. Vardy und Kane, Drinkwater und Dier, Walker und Rose oder Alli sind allesamt vollgepumpt mit Selbstvertrauen.
Dazu kommt der unmerkliche Generationen-Umbruch: Nur die beiden Kapitäne Cahill und Rooney sind 30, alle anderen sind großteils sogar weit darunter. The Roon ist der letzte aus der alten Lad-Kultur, die die Three Lions über viele Jahre prägten, wie Lamp, Gerrard oder Terry. Außerdem ist die Altersgruppe der heute 30-Jährigen, die verlorene Generation der Defoes/Lennons/Youngs abgetreten, alles Spieler, die so beschäftigt waren sich in Vereinen und Medien durchzusetzen, dass ihnen das Erreichte in der Premier League oft genügte.
Man merkt dieses Loch, dieses Vakuum an internationaler Durchsetzungsfähigkeit auch am Legionärsanteil (der bei Null liegt). Für die jungen Beißer der 20- bis 25-Jährigen wird, eine gute Euro vorausgesetzt, auch wieder ein Ausflug in andere große Ligen möglich sein. Ein Kane, ein Alli, ein Sterling bei Barca oder Real? Warum nicht?
Vorraussetzung sich anderswo dann auch durchzusetzen, ist hohes taktisches Verständnis und strategische Flexibilität. Beides installierten die diversen Trainer-Legionäre bei den Top-Clubs (von Wenger und Mourinho über Pochettino und Pellegrini bis zu Ranieri oder Klopp, jetzt kommt auch noch Guardiola...) - und irgendwann konnte sich dann auch die Nationalmannschaft dann nicht mehr komplett verschließen.
Im Gegensatz zu früheren Turnieren (und es ist immer noch ein bissl ein Tabubruch, seltsamerweise) kann Hodgsons England (Co-Trainer sind Ray Lewington und Gary Neville) aus zwei gleichermaßen eingeübten Systemen auswählen. Neben dem alten 4-2-3-1, das zumeist Wayne Rooney in der zentralen offensiven Rolle hinter der Solo-Spitze sah, setzte Hodgson zuletzt (wegen eines Durchhängers bei Rooney, aber auch des Überangebots an Qualität auf der entsprechenden Position) vorrangig auf ein 4-3-3 mit Drinkwater und Dier hinter Milner oder Barkley. Auch Lallana ist da eine Option. Zuletzt kam Shooting Star Dele Alli als de-facto-Zehner zum Einsatz, was insofern eine gänzlich andere Variante darstellt, weil der elegante Alli der exakte Gegenpol zu Rooney ist; und sich also auch für ein 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute (also ein sehr unbritisches System) eignet.
Die vordere Dreier-Reihe (drei aus dem Quartett Sterling - Vardy - Kane - Sturridge) ist im Gegensatz zum alten System wirklich ausschließlich stürmisch. Und in finalen Druckphasen lässt sich die Mannschaft dann auch (mit wenigen Handgriffen, nur einem Wechsel) noch offensiver (in ein 4-2-4) justieren.
Dieses englische Team präsentiert sich wie der nach einem Seminar runderneuerte Liebhaber, der plötzlich mehr als nur die Missionarsstellung draufhat und vielleicht sogar Bescheid über sein Gegenüber weiß. Für britische Mannschaften immer noch eine Besonderheit.
Teamchef Roy Hodgson hat am Wochenende einen 26er-Kader für die Euro bekanntgegeben, der die 23 Auserwählten de facto schon durchscheinen lässt. Nachdem nur 7 Abwehrspieler nominiert sind (Jagielka schaffte den Cut diesmal nicht und Luke Shaw war zu lange verletzt, um den Anschluss noch zu packen), sind die Streich-Kandidaten im Mittelfeld (Henderson und Wilshere sind wegen Verletzungen noch fraglich, Townshend nur Nachrücker) und im Sturm (Junior Rashford bekam seinen Schnupper-Kurs) zu suchen.
Probleme hat Hodgson nominell im Tor (wo die Nummer 2, Butland, ausfällt und mit Heaton ein Zweitliga-Goalie nachrückt) und auf der Außenverteidiger-Position, wo viel probiert wurde (auch Phil Jones, Leighton Baines, Kieran Gibbs oder der erwähnte Shaw) ehe sich die vier Nominierten eher übers Ausschlussverfahren, also als Notnägel, durchsetzten.
Das sind aber Troubles, die sich mit einer satten Teamleistung und einem guten Turniereinstieg sofort in Luft auflösen können. Und England beginnt die Euro gegen Russland, eine inkoheränte Mannschaft, an der sich etwa Österreich gut in lichten Höhen emporziehen konnte.
PS: Wird Österreich Gruppen-Zweiter, ist der 2. der Gruppe B, und das könnte, wenn es für die 3 Lions nicht wie erwartet läuft, eben auch England sein, der Achtelfinal-Gegner.
Bestformation: Hart; Clyne/Walker, Cahill, Smalling, Rose; Dier/Drinkwater, Barkley/Milner; Alli/Rooney; Sturridge/Vardy, Kane, Sterling/Lallana.