Erstellt am: 18. 5. 2016 - 12:07 Uhr

Astronautalis "Cut The Body Loose"

Der Indie-Rapper Andy Bothwell alias Astronautalis startet seine Europa Tour - mit neuem Album und einem Besuch in der FM4 Morningshow.

Zum heutigen Europa Tour-Auftakt in der Arena Wien hat Astronautalis die FM4 Morningshow besucht und da sein Freestyle Talent unter Beweis gestellt, und zwar mit folgenden, von den FM4 Hörer_innen ausgewählten Worten:

Jobby. Capybara. Porcupine geography.

Andy Bothwell ist Astronautalis. Wer ist John Congelton?

Ein Produzent ist jemand der ermöglicht. Und die Musiker hinter der Glaswand bestärkt und verstärkt. John Congleton ist jemand, der in den Fußnoten meiner Lieblingsalben auftaucht. Der schon wieder! Der Paper Chase Musiker hat u.a. mit St. Vincent, The Walkmen, Modest Mouse gearbeitet und mit Andy Bothwell aka Astronautalis.

Ondrusova

Ein Rapper aus Florida, der vor ein paar Jahren nach Minneapolis gezogen ist. (Why Minneapolis? "It is, in my opinion, the best, most exciting, most successful local music scene in america. It is the best place to be a musician!") 2008 ist sein bemerkenswertes Album "Pomegranate" erschienen. Produziert von Congleton. Hip hop für Leute, die sonst wenig Hip Hop hören.

Spätestens dann wusste dank "Story Of My Life" auch ich, dass es Doomtree gibt und wer P.O.S. ist. Mit "Trouble Hunters" gab es auf dem Album gar eine Hymne für unbändige "Das Glas ist immer halbvoll"-Optimisten wie mich: "Hell ain't big enough to hold us back!"

So klingt also Musik von jemanden, der sagt "My family is the foundation of my music! All of the genre hopping came from all of the wild influences they played on me. The folk from my mother, the soul music from my dad, the rap, dance and punk from my older brother, and the indie/brit pop from my younger brother. They are all there."

2011 ist das insgesamt vierte Astronautalis-Album "This Is Our Science" erschienen, mit beispielsweise einem Gast-Auftritt von Tegan Quinn ("Contrails") und einem Song über Thomas Jefferson und den russischen Chemiker Dmitri Iwanowitsch Mendelejew. Klaro, "Hotline Bling" ist auch ein Hit, aber ein Song über den Erfinder des Periodensystems? Ein guter WTF-Moment!

Die besten Alben sind doch die, die überraschen, zum Denken anregen und im positiven Sinn überfordern. Mit "De Oro" hat sich Astronautalis 2014 mit Bon Iver aka Justin Vernon ins Studio begeben und das Seitenprojekt Jason Feathers ins Leben gerufen. "All of making "Cyclone" was magic!" meint Andy Bothwell über diese Zusammenarbeit.

SideOne Dummy Records

Es war klar, dass, sobald dieser Mann sich eigenen Songs widmen wird, man mindestens das Gefühl haben wird, das Internet jetzt ausdrucken zu müssen, um die Referenzen darauf entschlüsseln zu können. Aber ebenso klar, dass man die neue Songsammlung einfach als gut tanzbare Indie-Rap-Musik annehmen wird können, wie es einem eben gerade passt. So beginnt das Album mit einem Track namens "Kurt Cobain" und enthält die Zeilen "Hey, Rap is dead, Punk is dead, We all seen that T-Shirt" gefolgt von dem Aufruf, die Hände in die Höhe zu heben.

Der Albumtitel "Cut The Body Loose" wiederum bezieht sich auf Begräbnisrituale in New Orleans und beschreibt den Moment, in dem die Begräbnis-Prozession den "Körper des Verstorbenen loslässt" und den Sarg und die Ruhestätte tanzend verlässt. (Mehr hier.)

Neben Einlagen mit Blechblasinstrumenten liefert das Album mit etwa "Sike!" auch elektronischere Momente.

Zentral auf dem Album ist der Song "Running Away From God". Egal, wo sich Astronautalis geographisch aufhält, überall trifft er auf Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, ob in New Orleans oder im slowakischen Čadca.

Astronautalis setzt diesen “kämpfenden” Menschen ein Rap-Denkmal:
"The more I tour, the more I travel, the more I see things like this – people working against, or around the large forces pushing them down. People sidestepping the rules, ignoring their kings, killing their masters, and instead of running to the arms of their gods for help or comfort, they are running away. They don’t let the size of the storm drown them, or the depth of the void swallow them whole, and the cops don’t have weapons strong enough to crush them. Everywhere I go, I see people who are undeterred, unwavering and in turn, unstoppable in their relentless pursuit of a full and happy life."

Astronautalis einen Hip Hop-Musiker nennen ist in etwa so wie wenn man sagt "Der Regenbogen ist rot" - statt bunt, hat mal jemand über diesen Ausnahmemusiker geschrieben.

Gefragt nach einem Tipp, um ein guter Freestyle Rapper zu werden, meint Astronautalis: "Don't do anything other than freestyle for 6-10 years. It is pretty much what I did."