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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

17. 5. 2016 - 13:47

Raveonettes Song-Puzzle

The Raveonettes veröffentlichen via Website jeden Monat einen neuen Song, bis Ende des Jahres dann ein komplettes Album fertig ist. Zeit für eine Zwischenbilanz in diesem Song-Puzzle.

Seit rund fünfzehn Jahren machen Sharin Foo und Sune Rose Rose Wagner unter dem Namen The Raveonettes nun schon zusammen Musik. Das erste Album des dänischen Duos, "Chain Gang Of Love", erschien 2003, ein Jahr nach dem Minialbum "Whip It On", das mit acht Songs gar nicht so 'mini' war. Weitere sieben Alben folgten, darunter eines mit Single-B-Seiten und Raritäten, das den schaurig-düsteren Titel "Raven In The Grave" trug.

Sune Rose Wagner, die männliche Hälfte der Band, wirkt jetzt mit seinen ergrauten Haaren weniger düster als mit den schwarzgefärbten Locken, die er stets trug. Und Sharin Foo, die Skandinavierin mit dem chinesischen Vater, kommt sowieso wie eine alterslose Lichtgestalt des alternativen Rock rüber. Sie gibt dem dichten Noise-Pop, Garage-Rock, Shoegaze, Electronic-Pop (oder wie immer man dieses weiterhin wilde musikalische Tier, das die Raveonettes verkörpern, bezeichnen mag) ein Gesicht, und, ja, Sharin ist wie ein Leuchtturm, an dem man sich in finsterer popmusikalischer Nacht orientieren darf.

The Raveonettes

The Raveonettes

Die Raveonettes schenken uns nun also jeden Monat einen neuen Song. Wir dürfen ihn auch gerne kaufen, wenn wir möchten. Will heißen: Bestellt man das Album, das dann Ende des Jahres mit zwölf Songs komplett ist, vor - via Online-Musikplattform Pledgemusic -, bekommt man jeden Monat den neuesten Track der Raveonettes in bester digitaler Qualität geliefert, und schließlich dann alle Lieder als CD oder auf einer Vinyl-Schallplatte, die "Rave-Sound-Of-The-Month" heißen und Mitte Februar nächsten Jahres zum Versand bereit sein wird.

Wie das Coverartwork zum Album aussehen könnte, das wird erst als allerletztes feststehen. Das Endergebnis insgesamt sehen die Raveonettes jedenfalls "potentially schizophrenic and disjointed, potentially cohesive and related", wie sie auf ihrer Webseite schreiben.

Buzzing in your ears

Als etwas schizophren und unzusammenhängend in sich, als zerlegt, darf da gleich "Run Mascara Run" bezeichnet werden, der Februar-Song der Raveonettes aus ihrem "Rave-Sound-Of-The Month"-Projekt. Zwar trägt Sune Rose Wagner zur Zeit keinen verschmierten Mascara um die Augen - passt nicht so gut zu den grauen Haaren -, aber etwas "Gefährliches" strahlt die Musik seiner Band noch immer gern aus, auch wenn Sune und Sharin, wenn man sie etwa zu Interviews trifft, die nettesten und sympathischsten Menschen überhaupt sind. "Run Mascara Run" hat dieses 'Gefährliche', das gute Rockmusik doch ausstrahlen soll. Die Stimme ist sanft und sinnlich, die Story aber düster, und die Snare-Drum tut das Übrige. Die Raveonettes als Dreampopper.

Die Raveonettes - so benannt ihrer Liebe zum Song "Rave On" des 50er Jahre-Rock'n'Roll-Stars Buddy Holly wegen und ihrer Leidenschaft zu 60er-Jahre-Girlbands wie den Ronettes - halten unsere Liebe zu ihnen also mit einem Song pro Monat am Köcheln.

Junko Ozawa

Dieses Projekt erlaubt Sharin Foo und Sune Rose Wagner, die in Los Angeles ansässig, aber privat kein Paar sind, direkter zu agieren, in einem offeneren Spielraum. Alles was Sune Rose Wagner und Sharin Foo erleben, was sie begeistert, traurig macht, etc etc, kann sofort Eingang in einen nächsten Raveonettes-Song finden. Und genau das, so scheint es, trägt schon richtig pralle Früchte.

So ist der neueste Track der Raveonettes, das poppige "Junko Ozawa", eine tanzbare, recht energetische Hommage an die geheimnisvolle japanische Sounddesignerin Junko Ozawa, jene geniale Komponistin, die hinter den Sountrack-Klassikern zu Games wie "Pac-Mania" oder "The Tower Of Druaga" steckt. Den Synthpop- Song "Junko Ozawa" erklärt Sune Rose Wagner auf der Website der Raveonettes so:

"I wanted to keep all the instrumentation in the 8-12 bit range, only using low bit synths and sounds. Even the guitars have been re-sampled and played on a synth."

Der März-Song aus diesem cleveren neuen Album-Projekt der Raveonettes trägt den Titel "Excuses". Nein, es braucht keine Entschuldigung, dass man sich das schwarze Leder wieder einmal anzieht. Es steht den Raveonettes noch immer. "Excuses" steht gleichzeitig für die experimentellere Richtung des Duos.

This world is empty without you

"Every month throughout 2016", so heißt es auf der Websites der Raveonettes, "we´ll be dropping a freshly recorded track, taking you on a ride." Und bisher ist diese Fahrt tatsächlich recht vielversprechend. Nicht dass man dabei auf dem Kopf stehen würde, wie auf einer Loopingbahn, oder so heftig geschaukelt werden würde, dass einem die Luft wegbleibt, aber das wollen wir ja auch gar nicht. Spannend ist diese Fahrt allemal. Die Musikwelt wäre doch ein wenig leerer ohne die Raveonettes.

Mein persönlicher Lieblingssong in diesem musikalischen Puzzle der Raveonettes bisher ist - gleich nach dem aktuellen Track "Junko Ozawa" - jener Song, den Sharin Foo und Sune Rose Wagner gleich Ende Jänner veröffentlichten: die chillige Synthpop-Ohrwurm-Ballade "This World Is Empty (Without You)", der ein ganz ganz feiner Song innewohnt. Die Raveonettes können es noch immer. Darum abonnieren wir jetzt schnell ihr "Rave-Sound-Of-The-Month" Album-Projekt.