Erstellt am: 16. 5. 2016 - 09:46 Uhr
"Seid ihr eine Partystadt?"
Linzfest
Die FM4 Bühne mit Clara Luzia, Nazar, Mono & Nikitaman, Russkaja, Resisters und vielen mehr. Am 14. und 15. Mai in Linz bei freiem Eintritt.
- fm4.ORF.at/linzfest
- Alle Fotos: a_kep
Für Russkaja ist die Stahlstadt wie ein Paso Doble mit Carmina-Burana-Chören, zackigen und temperamentvollen Bewegungen und viel Feuer. Für Clara Luzia ist Linz wie eine Vanillecremeschnitte mit Spritzer in einem Opel ("Ich weiß selber nicht genau warum", meint Clara). Und für Chili & The Whalekillers ist Linz wie ein einziger großer Eissalon, weil es davon tatsächlich viele gibt - zumindest auf der Landstraße.
Linz ist Linzfest und der Sonntag brachte Pop & Hip Hop - fetzt!
Chili & The Whalekillers
Mit neuer Keyboarderin und ausgeborgtem Schlagzeuger - der eigentliche Drummer hat sich die Hand gebrochen - spielen Chili & The Whalekillers auf. Instrumente werden getauscht und noch wird Saxofon gespielt, aber: "Saxofon ist eigentlich schon over. Wir wollen ja immer das neueste Trend-Instrument verwenden." Welches das ist, wissen sie aber noch nicht, lacht die Band im Interview vor dem Gig.
Die Musik ist klassischer Pop und die Texte sind von Alltags-Erlebnissen der Bandmiglieder inspiriert. Die Botschaft von Frontman Chili Tomasson ist aber eine ganz konkrete: "Wählt's nicht den Hofer! Kein Rechtsruck in Europa!" - die Linzer_innen applaudieren. Beim letzten Song spielt Keyboarderin Lisa dann noch mit der Geige auf, das steht dem Sound der Band, die Geige könnte man ruhig öfter einbauen. Áfram!
Just for one day
Eloui tanzt sich wie eine Roboter-Ballerina durch ihr Set. Kurze, kleine Bewegungen, die mehr sagen, als große Gesten. Auch ihre Bühnenansagen sind schmal, hier spricht die Musik. Eines kommt aber dennoch durch: "Das Linzfest muss bleiben!", da scheinen sich sowieso alle Artists auf unserer Bühne einig zu sein.
Es gibt Altes und Neues aus dem Eloui-Universum, auch zwei Cover sind dabei: "Heroes" von David Bowie (schnief!) und "Royals" von Lorde, ein Song wie gemacht für die sanfte Stimme der Schweizerin. Eine vierköpfige Brass-Section hat sie aufs Linzfest mitgebracht, dafür blieb die Ukulele - Elouis Signature-Instrument - fast das ganze Konzert über im Kasten. Hinter Elouis roter Haarpracht geht die Sonne unter und die Donau glitzert - well done, nature!
1100 Linz
"Abrakadabra, Nazar ist wieder da!" und am Anfang gibt es gleich einen Disclaimer des Rappers für alle Eltern, die ihre Kinder zum frühabendlichen Konzert mitgenommen haben: "Eure Kinder werden heute Abend noch ganz viele böse Wörter hören, aber macht euch keine Sorgen: Unsere Welt ist grausam und man kann sie davor sowieso nicht schützen."
Nazars Bühnenpräsenz ist enorm, ohne viel Schnickschnack, nur mit DJ und - natürlich - Muskelprotz-Security steht Nazar auf der riesigen Linzfest-Bühne und hat seine "Brüder und Schwestern" im Griff. "Linz, ich hab' gehört ihr seid eine Partystadt?" Die Antwort der Linzer_inenn ist ein bejahendes Gröhlen. Nazar sampelt Sidos "Mein Block", wenn er über seine Heimat, den 10. Wiener Gemeindebezirk rappt - und kurz ist Favoriten ein Nachbarbezirk von Urfahr.
Sein DJ spielt mit gebrochenem Arm - angeblich weil er nach dem ersten Durchgang der Bundespräsidenten-Wahl wütend gegen die Wand geboxt hat. "Ich sag euch nicht, wen ihr wählen sollt, aber macht von eurem Wahlrecht Gebrauch!"
Nazar rappt gegen Alltags-Rassismus, macht währenddessen Selfies mit Rollstuhlfahrer_innen in der ersten Reihe und gibt sich sonst auch moralisch korrekt - demnächst kommen die Raps von Nazar dann sicher auch ohne Sexismus und #nohomo-Mist aus, dann wird das ganze erst richtig dope.
Mono und Nikitaman
"Wir sind vielleicht der letzte Act, der hier auftritt." Auch Mono & Nikitaman können es nicht fassen: ein Linz ohne Linzfest? Geht es nach ihnen und ihrem Publikum, gibt es da sowieso nix zu diskutieren: Linzfest, immer wieder Linzfest!
"Gegen Rechtspopulismus!" ruft Nikitaman in die kalte Nacht hinaus und die Zuschauer_innen senden tosenden und wärmenden Applaus zurück. Zwischenzeitlich gibt es einen minutenlangen Mikrofonausfall, aber die Linzer_innen helfen aus: Zusammen mit der Band singen alle im Chor und "machen Anton Bruckner alle Ehre" - ein besonders magischer Moment. Mono schaut in den nächtlichen Himmel: "Ich glaube, ich habe gerade eine Sternschnuppe gesehen und ich wünsche mir, dass die Angst aufhört." Das wünschen wir uns auch und zumindest hier am Linzfest scheint es sie nicht zu geben. So schön.
Am Pfingstmontag geht's in Linz noch weiter mit der Wiener Tschuschenkapelle zum Beispiel, um 15 Uhr liest FM4 Kolumnist Todor Ovtcharov auf der Bühne im Donaupark und nachher gibt es Matthäus Bär auf der Bühne im Musikpavillon. Das wird dann tatsächlich kinderfreundlich.
Nächste Woche berichten wir wieder aus Linz und ihr seid im Bestfall auch dabei bei den Bubble Days 2016.
Sonst bis hoffentlich zum Linzfest im nächsten Jahr!