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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

13. 5. 2016 - 17:59

Hallo Gestaltungswillige!

122 sehr unterschiedliche Veranstaltungen zählt der Designmonat in Graz. Vermeidet man englische Begriffe, wird dieses Gestalten konkret.

Die blaue Stunde ist vorbei, einige hundert Menschen stehen auf einem Parkplatz vis-à-vis eines Einkaufszentrums und warten, bis sich die Garagentore zur "Designhalle" öffnen. Weißen Spritzer gibt es in kleinen Plastikflaschen in einem Partyzelt zu kaufen. Graz steht einen Monat lang im Zeichen von Design. Die Stadt hat sich um viele Titel beworben und etliche bekommen, unter anderem ist Graz eine "UNESCO City of Design".

"Design Thinking - Thinking Design" lautet das Motto des Designmonats, der von den Creative Industries Styria organisiert wird. Der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann zählt 4000 Unternehmen mit 14.000 Beschäftigten zur Kreativwirtschaft.

Im Designmonat gibt es nahezu täglich Veranstaltungen: von Workshops zu Drucktechniken, der Eröffnung eines Film- und Tonstudios im Schaumbad bis hin zu Lecture Days. So wird etwa die Grafikdesignerin und Illustratorin Verena Michelitsch, die von Graz nach New York gewechselt ist und für Stefan Sagmeister gearbeitet hat, vortragen.

Zwei Männer stehen vor einer Glasvitrine, in der Federn durch ein Gebläse aufgewirbelt werden. Eine Frau macht ein Foto. Aufgenommen beim "Klanglicht" im Rahmen des Designmonats in Graz

Lipp Zahnschirm

Nach Einbruch der Dunkelheit war das "Klanglicht" mit Projektionen von OchoReSotto auf die Grazer Oper und das Lichtschwert sowie Installationen am Freiheitsplatz und einer überdimensionalen, beleuchteten Puppe ein Spektakel

Was kann das?

"Selected" ist die zentrale Ausstellung des Designmonats, 47 Designer aus fünfzehn Ländern stellen Möbel und Lampen in der sogenannten "Designhalle" aus. Alexa Holzer hat die Stücke zusammengestellt, eines ihrer Lieblingsobjekte ist ein Sessel. "Es ist ein Dreibein-Holzbrett-Stuhl mit einer sehr puristischen Lehne. Im ersten Moment fragt man sich: Wie lange hält das Stück? Es schaut ungemütlich aus und die Überraschung ist: er hält gut und ist wahnsinnig gemütlich!", sagt Holzer über den "Sculptural Chair" von Kristina Damm. "Das ist ein Stück, das man direkt aus der Ausstellung kaufen kann, aber den behalte ich mir selber!" Knapp 200 Euro kostet das Sitzmöbel.

Ein anderes Möbel zieht BesucherInnen sofort an. Carina Deuschls "faltbare Badewanne" aus Carbonfaser ist noch ein Prototyp. Neugierige überlegen sich die praktische Anwendung, wo soll denn das Wasser zu- und abfließen? Einen ordentlichen Wasseranschluß würde man brauchen. In der Wildnis würde man lieber einen Bach aufsuchen, lacht eine Besucherin. "Bei den Möbeln sind wir für Neues offener und weniger kritisch. Bei Badewannen sind wir doch noch sehr konservativ!", lacht eine Besucherin.

Carina Deuschls faltbare Badewanne ist in der Designhalle in Graz ausgestellt

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Pack' die Badewanne ein!

Vor zwei Lampen bleiben etliche Menschen lange stehen. "Es schaut aus wie ein Aquarium, ist aber eine Lampe", sagt ein Besucher, der schnell im Gespräch ist mit der Designerin Emilia Lucht und erst spät wagt, sich nach dem Preis zu erkundigen. Inspiriert von den Flaschengärten, in denen Pflanzen in einem geschlossenen Ökosystem seit über dreißig Jahren leben, eine Hängelampe entworfen. "Je mehr das Licht immateriell wird, also durch die LED brauchen wir keinen Lampenschirm mehr, also haben wir gesagt, wir nutzen die Lampe als Präsentationsfläche für etwas, was uns heute in Räumen ohne natürliches Tageslicht auch fehlt: für Pflanzen", sagt Lucht.

Industriedesignerin Emilia Lucht neben ihren Hängeleuchten, in denen Pflanzen leben

Radio FM4

Emilia Lucht hat das System Flaschengarten in eine Lampe überführt

Die Assembly mit Modeschau und Markt, 19. bis 22. Mai, schaut diesmal speziell auf außergewöhnliches Schuhwerk: U.a. zeigt Sharon Golan ihren modularen Schuh. Aus sechzehn Einzelteilen kann man sich auf 256 Arten einen Schuh bauen.
Von 20. bis 22. Mai findet auch der Fesch'Markt in Graz statt.

Geeignet sind alle Pflanzen, die hohe Luftfeuchtigkeit vertragen. Den Preis geben ihr Kollege und sie auf Anfrage zu einem späteren Zeitpunkt raus. In Graz ist die Null-Serie zu sehen. "Das ist mundgeblasenes Glas. Wir sind beide auch Tischler, ich habe im Jachtinnenausbau gearbeitet. Es ist uns wichtig, das Handwerk zu bewahren", sagt Lucht. Das Glasmacherhandwerk ist rar geworden in Europa.

"Es sind 12 Kilo für die große Leuchte in einer Glasmacherpfeife, die man dreht und wendet und irgendwann in diese Form einbringt mit drei Menschen", schwärmt die deutsche Industriedesignerin. Im steirischen Bärnbach wurde die Hütte 1805 gegründet, Vasen und Schalen werden auch heute noch mundgeblasen, Beleuchtungskörper jedoch seit einigen Jahren nicht mehr gemacht. Man müsse dem Handwerk Wege bereiten, in der Industrie wahrgenommen zu werden, findet Emilia Lucht, die den Produktionsstandort in Europa und zwar in Brandenburg fand.

Eine Cartoon-Ente sucht nach Hindernissen

In der Steiermark ist jedes zehnte Unternehmen ein kreativwirtschaftliches. Den Designmonat will der Geschäftsführer der Creative Industries Styria nicht als Verkaufsschau verstanden wissen: "Der Designmonat ist ein Kaleidoskop, wo ganz viele zeigen, wer sie sind und was sie können".

Eine herausragende Position im Programm nimmt der Cartoonist Florian Satzinger ein, der für Warner Bros und Walt Disney arbeitet. Zwei Titel, die Graz trägt, kombiniert er zu einem Projekt mit Maryam Laura Moazedi, die sich mit Diversity Management beschäftigt. Graz als "Stadt der Menschenrechte" und als "City of Design" ergibt für die beiden: Inklusives Design als Folgerung. Satzinger will eine Cartoon-Ente durch "das reale Graz" schicken und damit Barrieren aufzeigen, die Menschen aus der Gesellschaft ausschließen oder diskriminieren. "The Visit of the duck in the inclusive city of Graz" ist für den 24. Mai angekündigt.