Erstellt am: 11. 5. 2016 - 18:18 Uhr
The daily Blumenau. EM-Journal '16-1, 11-05-16.
#euro16 #fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Das ist ein Eintrag ins EM-Journal '16
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Der vorläufige 30er-Kader von Bernd Storck
Tor: Gábor Király (Haladás Szombathely), Dénes Dibusz (Ferencvárosi TC), Péter Gulácsi (RB Leipzig/D), Balázs Megyeri (Getafe/SPA).
Abwehr: Attila Fiola (Puskás Akadémia), Richárd Guzmics (Wisła Kraków/POL), Roland Juhász, Ádám Lang (Videoton FC), Tamás Kádár (Lech Poznań/POL), Ádám Pintér (Ferencvárosi TC), Mihály Korhut (Debreceni VSC), Barnabás Bese (MTK Budapest), Zsolt Korcsmár (Vasas Budapest), Gergő Kocsis (Puskás Akadémia).
Mittelfeld: Zoltán Gera, Ádám Nagy (Ferencvárosi TC), Ákos Elek (Diósgyőri VTK), Roland Sallai (Puskás Akadémia), Máté Vida (Vasas Budapest), Balázs Dzsudzsák (Bursaspor/TUR), Zoltán Stieber (1.FC Nürnberg/D, gehört HSV), Ádám Gyurcsó (Pogoń Szczecin/ POL), László Kleinheisler (Werder Bremen/D).
Angriff: Tamás Priskin (Slovan Bratislava/SWK), Ádám Szalai (Hannover 96/D, gehört Hoffenheim), Krisztián Németh (Al-Gharafa/KAT), Nemanja Nikolić (Legia Warszawa/ POL), Dániel Böde (Ferencvárosi TC), Gergő Lovrencsics (Lech Poznan/POL), László Lencse (Újpest FC).
Out: Ádám Bogdán (Liverpool/ENG); Vilmos Vanczák (Sion/SUI), Leandro de Almeida (Ferencvárosi TC), Zoltan Liptak (Györ), Gyula Forro, Balazs Balogh (Ujpest); Dániel Tőzsér (QPR /ENG), Jozsef Varga, Adam Bodi (Debreceni), Krizstian Simon (1860 München/D), Zolt Kalmar (RB Leipzig/D), Istvan Kovacs, Adam Simon, Rudolf Gergely (Videoton) und Predrag Bošnjak (Haladás).
Rücktritt: Szabolcs Huszti (SGE Frankfurt/D)
Unberücksichtigt sind Goalie László Köteles (Genk/BEL), Norbert Balogh (Palermo/ITA), Kenny Otigba (Heerenveen/NED) oder Márkó Futács (Mersin Idmanyurdu/TUR). Willi Orban von RB Leipzig ist Deutscher, Norbert Gyömber (Roma) spielt für die Slowakei und György Garics für Österreich.
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Der 23er-Kader von Lars Lagerbäck und Heimir Hallögrimsson:
Tor: Hannes Þór Halldórsson (Bodø Glimt/ NOR, gehört NEC Nijmegen/NED), Ögmundur Kristinsson (Hammarby/ SWE), Ingvar Thor Jónsson (Sandefjord/NOR).
Abwehr: Birkir Már Sævarsson (Hammarby/ SWE), Ragnar Sigurðsson (Krasnodar/RUS), Kári Árnason (Malmö/SWE), Ari Freyr Skúlason (Odense/ DEN), Haukur Heiðar Hauksson (AIK Solna/ SWE), Hörður Björgvin Magnússon (Cesena/ITA, gehört Juventus), Hjörtur Hermannsson (IFK Göteborg/SWE, gehört PSV Eindhoven/NED), Sverrir Ingi Ingason (Sporting Lokeren/BEL)
Mittelfeld: Aron Einar Gunnarsson (Cardiff/ENG), Gylfi Þór Sigurðsson (Swansea/ENG), Jóhann Berg Guðmundsson (Charlton/ENG), Emil Hallfreðsson (Udinese/ITA), Birkir Bjarnason (FC Basel/SUI), Theódór Elmar Bjarnason (Aarhus/DEN), Rúnar Már Sigurjónsson (Sundsvall/SWE), Arnór Ingvi Traustason (IFK Norrköping/SWE)
Angriff: Kolbeinn Sigþórsson (Nantes/FRA), Alfreð Finnbogason (Augsburg/D, gehört Real Sociedad/SPA), Jón Daði Böðvarsson (1. FC Kaiserslautern/D), Eiður Smári Guðjohnsen (Molde FK/NOR).
Standby: Gunnleifur Gunnleifsson (Breidablik); Hallgrímur Jónasson (Odense/DEN), Hólmar Örn Eyjólfsson (Rosenborg/ NOR), Rúrik Gíslason (1.FC Nürnberg/D), Ólafur Ingi Skúlason (Gençler-birliği/TUR), Vidar Örn Kjartansson (Malmö/SWE).
Es fehlen Sölvi Ottesen, der in China bei Wuhan spielt, Gudmundur Thórarinsson und Matthías Vilhjálmsson von Rosenborg sowie Diego Jóhannesson (Real Oviedo/SPA), der Spanier unter den Isländern.
Dass mit Ungarn und Island ausgerechnet zwei Gegner Österreichs in der Gruppe F ihre Kader für die Euro mehr als frühzeitig bekanntgegeben haben, schadet den ÖFB-Strategen (Marcel Koller hat sich zuletzt intensiv mit den Kontrahenten beschäftigt) sicher nicht.
Lagerbäck/Hallögrimsson haben sich gar vorzeitig auf ihre 23 EM-Fahrer geeinigt; Ungarns Bernd Storck nominierte für seine Konditions-Trainingslager in Österreich zwar einen 30er-Kader, in dem aber einige wohl chancenlose U21-Talente aufscheinen, das Gerüst also bereits sichtbar ist.
Böhmische Dörfer und andere Anleitungen zur Unterschätzung
Bis auf ein paar halbwegs geläufige Namen sind die Teams der beiden Gruppengegner, die die österreichische Öffentlichkeit für mehr als schlagbar hält und auf dem Weg ins Achtel- bzw Viertelfinale nur als kleine Hürden ansieht, nicht weiter bekannt.
Bei Ungarn wären das Kiraly, Kleinheisler, Stieber, Szalai sind Auskennern wegen ihrer Jobs in der deutschen Bundesliga ein Begriff, Dzsudzsak, Gera, Juhasz oder Priskin haben sich anderswo in Europa einen Namen gemacht.
Und da ist dann mit Péter Gulácsi, der wohl als dritter Tormann mitfahren darf, auch noch ein Ehemaliger aus der heimischen Liga mit dabei. Den Job verdankt er einem Streit des Verbands/Coaches mit Ádám Bogdán von Liverpool, der genauso wie der kranke Vilmos Vanczák von Sion, der in der Quali häufig eingesetzte Dániel Tőzsér von QPR oder Beute-Brasilianer Leandro de Almeida nicht im Kader aufscheint.
Bei Island sind es noch weniger, da die meisten in Skandinavien spielen. Birkir Bjarnason flankt beim FC Basel gern auf Jankos Kopf, Traustason geisterte zuletzt als Option für Rapid durch die Medien, das war's aber auch schon. Und Eiður Guðjohnsen würde man eigentlich schon im Altenteil vermuten.
Trotzdem gelten die als Team enorm gut entwickelten Isländer als der deutlich gefährlichere Gegner für die ÖFB-Auswahl.
Wie der Nationalismus in den ungarischen Fußball hineinregiert
Ungarn genießt immer noch den zweifelhaften Ruf des eher durch die Qualifikation gestolperten Glücksritter. Nun, selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, spätestens seit den Relegations-Matches gegen Norwegen weht ein neuer Geist. Dazu kommt auch die nationale Stimmungen bestens beförderte gesellschaftspolitische Situation.
Die spielt nicht nur deshalb massiv in den Fußball hinein, weil der sich blendend eignet, eine "Wir gegen Sie"-Position zu verstärken, sondern weil sich Premier Orban auch mit heftigen Förderungen des Sports (Stichwort: Infrastruktur) in Szene gesetzt hat und in seiner kleinen Heimatstadt nächst Budapest einen mittlerweile in den oberen Reihen der Nemzeti Bajnokság angekommenen Verein besitzt - den Puskás Akadémia FC. Von dort kommt etwa auch der Shooting Star László Kleinheisler, dem man gefühlt ja die Quali verdankt. Dass die Orban-Propaganda ihrerseits diese Gefühligkeiten groß auschlachtet, versteht sich.
Dass 17 der 30 Kaderspieler daheim tätig sind, verstärkt den Eindruck, dass hier eine National-Auswahl den hyperpatriotischen Effekt ausspielen will. Andererseits ist Ungarn, was den Spieler-Export betrifft, einfach noch im Hintertreffen, dümpelt in etwa auf Hickersberger/Constantini-Niveau herum - auch weil seine Spieler noch nicht genug gezeigt haben um international unterzukommen.
Eine limitierte, international noch nicht angekommene Truppe
Vorerst nur ein Teil der ungarischen Nationalmannschaft (Dzsudzsak, Priskin und Nemeth sind verletzt, Stieber und Kleinheisler spielen wohl Relegation) will sich in zwei Lehrgängen in Österreich (aktuell in Bad Kleinkirchheim, später in Leogang) die nötige Fitness und die taktischen Fertigkeiten, die es für eine solche Euro braucht, erarbeiten.
Wobei Storck und sein Assistent Andreas Möller wohl an ihrem grundsätzlichen System festhalten werden: einem 4-2-3-1 mit einer konservativen Defensive und vier vergleichsweise frei floatierenden Offensiv-Kräften. In Schlussphasen, wo man noch etwas erreichen will, wird gern auf ein 4-4-2 umgebaut. Die strategischen Mittel der Mannschaft sind aber durchaus limitiert, zumeist agiert man reaktiv. Schwachpunkte sind die nur partiell gut besetzte Abwehr, der überalterte Gera und die drei Verletzten, die womöglich nicht gleich 100% gehen können. Ein ÖFB-Team in Normalform muss diese international noch nicht wirklich angekommene Truppe spielerisch in Schach halten können und dann mit guter Kombinationsarbeit im letzten Drittel ein Tor mehr schießen, als man womöglich zulassen muss.
Bestformation: Király; Fiola, Guzmics/Juhász/Adam Lang, Kádár; Zoltan Gera/Elek/Adam Nagy; Dzsudzsák, Kleinheisler, Lovrencsics/Stieber/Németh; Priskin (Szalai, Nikolić)
Die seit Jugendtagen eingespielte Freundestruppe
Bei Island ist es umgekehrt: dort baut man das klassische 4-4-2 schon auch auf ein vorsichtigeres 4-2-3-1 zurück. Beide Systeme legt das eingespielte Team aber deutlich offensiver und aktiver an. Das hat ursächlich mit der reibungslosen Arbeitsteilung im zentralen Mittelfeld zu tun: Aron Gunnarsson aus Cardiff, der Kapitän, gibt den defensiveren Part, Gylfi Sigurðsson von Swansea, der Zehner, sorgt für die kreativen Impulse. Die beiden geben das Tempo vor. Ebenso stabil ist das Dreieck, das Tormann Halldórsson (eigentlich Filmemacher) und die Innenverteidiger Ragnar Sigurdsson und Kári Árnason bilden.
Für Unerwartetes sorgen im isländischen System in erster Linie die Flügelspieler, vor allem von Birkir Bjarnason ist da einiges zu erwarten. Vorne wird neben Kolbeinn Sigthorson der 37jährige Comebacker Eidur Gudjohnsen (ein Mann mit Chelsea und Barca-Erfahrung) erwartet. Im Gegensatz zu Ungarn verfügt die Coaching-Doppelspitze (Lagerbäck nahm wie schon einst in Schweden seinen einstigen Co-Trainer als vollwertigen Partner auf) aber über einen echten zweiten Anzug, kann vor allem im Offensiv-Bereich aus dem Vollen schöpfen.
Alle 23 im Aufgebot spielen selbstverständlich im Ausland. Nur der Stand-By-Tormann, der 40jährige Gunnleifsson, ist in der heimischen 'Deild' tätig - und kann auch auf Auslandserfahrung verweisen. Die forcierte Nachwuchsarbeit der letzten Jahre trug Früchte - Höhepunkt war die U21-EM-Teilnahme 2011, das Gerüst des heutigen Kaders ist seither beisammen. Isländische Legionäre sind nicht nur in Skandinavien und Russland, sondern europaweit angesehen.
Ein gefährlicher Stolperstein, nur durch Team-Effort zu überwinden
Schwachpunkte gibt es in dieser Mannschaft, die ähnlich wie Österreich über Geschlossenheit, guten Spirit und ein stabiles taktisches Konzept kommt, in diesem Team, das sich auf Basis einer anständigen Jugendarbeit in guten Ligen weiterentwickeln konnte, eigentlich keine. Vielleicht sind die beiden Außenverteidiger ein kleiner Angriffspunkt. Eher gilt es diese Mannschaft körperlich in Schach zu halten und mit technischen Mitteln und schnellen Pass-Stafetten zu verwirren.
Bestformation: Halldórsson; Sævarsson, Ragnar Sigurdsson, Kári Árnason, Ari Skúlason; Jóhann Gudmundsson (Traustason), Aron Gunnarsson, Gylfi Sigurdsson, Birkir Bjarnason (Emil Hallfredsson); Sigthórsson, Eidur Gudjohnsen (Alfred Finnbogason).
Ein PS zum Gruppengegner Österreich:
Morgen Donnerstag (um 10:30. auch live auf ORF Sport plus) gibt Marcel Koller auch einen Kader bekannt - allerdings noch keinen für die Euro, sondern einen für Trainingslager und Testspiele (gegen Malta und die Niederlande). Es werden womöglich einige verletzte und unabkömmliche Akteure fehlen - trotzdem wird dieser Kader etliche finale Aufschlüsse geben.