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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

10. 5. 2016 - 13:01

Zehn Notizen zu Muse

Die Band brachte ihr bombastisches Drohnenspektakel gestern in die Wiener Stadthalle.

"Their most ambitious tour ever", so wird die aktuelle Serie von Live-Shows von Muse bezeichnet. Und ambitioniert ist die Drones-Tour tatsächlich: eine kreisrunde 360 Grad-Bühne in der Mitte des Publikums gibt es da zu bestaunen, fliegende Drohnen und gigantische Videoleinwände.

Gestern Abend besuchte die Band damit auch die komplett vollgepackte Wiener Stadthalle und performte eine multimedial inszenierte Show, die beeindruckend demonstrierte, wie weit es Muse seit ihren simplen Anfängen gebracht haben.

Hans-Peter van Velthoven

Vor der Show

Der zur Abwechslung mal schön warme Abend wird vom Publikum voll ausgenutzt: Vor der Halle sammeln sich die Menschen im Park daneben zum Quatschen, Trinken und Hochhypen. Der selbe Straßenmusiker, der schon nach dem Konzert von Noel Gallagher performt hat, ist auch wieder zu hören. Diesmal aber ohne Oasis-Songs.

Ärzte ohne Grenzen

Auf der gesamten Tour werden Muse von einem Team von Ärzte ohne Grenzen begleitet, das den Besuchern die Möglichkeit gibt, Informationen einzuholen, aber auch Projekte direkt zu unterstützen. Auch in Wien hat es einen Stand zu besuchen gegeben, um mehr über die Initiativen der Ärzte ohne Grenzen herauszufinden.

drohnen

Hans-Peter van Velthoven

Der Anfang

Schon in den ersten Minuten wird klar, dass man sich hier heute nicht bei einem einfachen Rockkonzert befindet, sondern bei einer richtig großen Show. "The band is excited to play for you", kommt unmittelbar vor Beginn durch die Lautsprecher und "Please refrain from flash photography".

Mit dem orchestral-inszenierten Drones-Intro wird dann gleich das imposante Stagesetup demonstriert: In transparenten Blasen fliegen die Drohnen über das Publikum und leuchten den Menschen ins Gesicht, während sich die Band im Dunklen auf den Weg zur Bühne macht.

Mit "Psycho" startet dann gleich der erste Mitklatschsong, Mitschreisong, Mitmarschiersong, mit auf Perfektion hingetrimmter Verzerrung.

Die Klassiker

Schon mit Lied Nummer 3 greifen Muse tief in die Best-Of-Kiste und ziehen den großen Song von "Origin of Symmetry" heraus. "Plug In Baby!", singt Matt Bellamy den Chorus zum gleichnamigen Lied und müsste das eigentlich gar nicht, weil das Publikum das eh sehr gut für ihn übernimmt. Im ersten Takt von "Supermassive Black Hole" ziehen die Wissenden schon die Handys zum Mitfilmen heraus. Während "Starlight" stehen dann restlos sogar die Leute auf den Sitzplätzen zum Mitklatschen und Hände in die Luft werfen auf.

Wow! #Muse #DronesTour #360gradbühne #damitallewassehen

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Das Publikum

Folgende T-Shirts mit Musikbezug konnten gestern im Publikum erspäht werden: The Libertines, Tool, Pearl Jam, Die Mos Eisley Cantina Band, Wacken Festival, Nova Rock Festival, Southside Festival, Jefferson Starship, The Rolling Stones, Motörhead, Metallica und jede Menge Muse-T-Shirts.

Die Bühne

Das ist ein überwältigendes Monstrum und vermutlich ein logistischer Albtraum von einer Bühne, die Muse da mit sich mitschleppen. Eine kreisrunde, permanent rotierende und leuchtende Installation mit Videoleinwänden darüber und daneben. Für manche Songs gibt es darauf auch gleich karaokemäßig die Lyrics zum Mitlesen.

muse

Warner Music

Die Ansagen

Die Band hält sich eher zurück mit der Publikumsinteraktion diesen Abend. Die komplett von vorne bis hinten durchgeplante Performance macht das wahrscheinlich auch nicht besonders einfach. Trotzdem gibt es eine kurze "Hallo Wien, danke fürs Kommen"-Ansage von Matt Bellamy auf Deutsch zu hören.

Die Drohnen

Die der Tour den Namen gebenden, über dem Publikum herumfliegenden Drohnen dominieren den Abend dann tatsächlich weniger als gedacht. Vor allem zu Beginn und Ende der Show werden die fliegenden Blasen eingesetzt. Einmal darf auch eine aufgeblasene Reaper-Drohne über das Publikum fliegen, die aufgrund ihrer cartoonesken Größe die Performance fast ein bisschen in Richtung Spinal Tap abdriften lässt.

Die Leinwände

Sonst sind es aber eher die Videoleinwände, die es zu bestaunen gibt. Da werden einmal die Bandmitglieder wie Marionetten mit gigantischen, auf die Leinwände projizierten Schnüre geführt, dann ein anderes Mal das Publikum beim Mitsingen am 360 Grad-Videoring über der Bühne präsentiert. Da passiert ständig so viel, dass man oft gar nicht mehr mitbekommt, wo sich gerade die Bandmitglieder befinden. Vor allem Matt Bellamy, der einmal links, einmal rechts auf der Bühne ist, und dann manchmal völlig verschwindet, während die anderen Musiker Instrumentaleinlagen als Pausenfüller zum besten geben.

Die Zugabe

Es ist des Öfteren fast zuviel des Guten, was da in perfekt durchgeplanter Stadionrock-Manier abgeliefert wird an diesem Abend. Wenn die Zugabe mit "Take A Bow" gestartet wird, die Lichter quer durch die Halle blitzen, unterstützt von den Projektionen auf den Videoleinwänden, bis dann tatsächlich unter lautem Knallen die rot-weißen Luftschlangen von der Decke der Halle fallen.

"Knights of Cydonia" beendet dann als letzter Song nach ziemlich genau zwei Stunden die Performance der Band, unter ekstatischem Jubeln und Klatschen der Anwesenden. Eine fulminante Show, die Muse hier zusammen mit dem Multimediastudio Moment Factory konzeptioniert haben. Und ein Beweis, dass die Band jetzt endgültig zu den richtig Großen des Stadionrocks gehört. For better or worse.