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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

9. 5. 2016 - 18:22

Wut tut gut

"The Angry Birds Movie" macht einen grummeligen Außenseiter zum motivierenden Helden. Als Leinwand-Umsetzung eines Videospiels hat es der Film aber nicht leicht.

Sie wird seit Jahren gerne beschworen, die angebliche Nähe von Filmen und Videospielen. Beide Medien erzählen Geschichten und arbeiten vor allem auf der audiovisuellen Ebene. Doch bei Lichte betrachtet ist die Beziehung zwischen Spiel und Film noch nie besonders gut gewesen. Games brauchen nicht zwingend eine interessante Geschichte, sondern begnügen sich oft mit einem stimmigen Setting und narrativen Versatzstücken. Filme hingegen sind nicht interaktiv.

Dennoch wollen die Entertainment-Konzerne ihre erfolgreichen Marken so medienübergreifend wie möglich wirken lassen. Ein aktuelles Beispiel ist "The Angry Birds Movie" - ein 3D-animierter Film, der die bunten Comic-Vögel von unseren Smartphones auf die Kinoleinwand holt.

Angry Birds in gelb, rot und schwarz

Rovio / Sony

Spiel als Film, Film als Spiel

Es klappt in beide Richtungen nicht: Games, die auf Filmlizenzen basieren, sind bereits seit den 80er Jahren berühmt-berüchtigt für ihre oft magere Qualität. Das beste Beispiel dafür ist das "E.T."-Spiel aus 1982, das so schlecht und unerfolgreich war, dass hunderttausende unverkaufte Spielmodule beim Zusammenbruch der Industrie 1983 in der Wüste vergraben wurden. Aber auch Spiele, die zu Filmen werden, sind meistens ein Reinfall: Von den bisher rund 30 international veröffentlichten Videospiel-Filmen hat kein einziger auf beiden Sammelkritik-Websites Rotten Tomatoes und Metacritic eine Wertung von mehr als 50 Prozent bekommen, wie diese Übersicht eindrücklich unter Beweis stellt.

Ob "The Angry Birds Movie" diese Tristesse durchbrechen wird können, ist fraglich: Der Film erscheint zu einer Zeit, in der die Videospielserie, durch die die Marke groß geworden ist, längst nicht mehr die Relevanz besitzt wie noch vor ein paar Jahren. Immerhin drückt der Film einige richtige Knöpfe und ist visuell als auch erzählerisch solide: Die Hauptfigur ist der rote Angry Bird mit den dicken Augenbrauen, der vom verlachten und verachteten Grummler zum Helden wird. Denn keiner braucht Harmonie und Ausgeglichenheit, wenn mal die Schweine die ganzen Eier der Vögel gestohlen haben.

Wie viel Spiel ist im Film?

Die große Frage, die sich bei Computerspielverfilmungen immer stellt: Wie wird das jeweilige Gameplay im Film umgesetzt? Wird die Ästhetik des Spielerlebnisses völlig außer Acht gelassen, ist das ebenso problematisch, wie wenn man sich zu stark am Spielkonzept orientiert. Bei "The Angry Birds Movie" ist letzteres der Fall: Der Film beginnt stark, mit dem Einblick in eine allzu menschliche Vogelgemeinschaft, die einige markante Figuren einführt. Doch irgendwann beugt sich die Geschichte komplett der Videospieldarstellung: Die Vögel schießen sich mit einer riesigen Steinschleuder auf die klapprigen Häuser der Schweine. Das wird in keinerlei Kontext eingebettet, der erzählerlisch irgendwie Sinn machen würde.

Kinostart

"The Angry Birds Movie" ("Angry Birds: Der Film") läuft am Freitag, 12. Mai, in Österreich an.

Eine weitere Darstellung, die im Spiel unproblematischer wirkt als im Film, ist der Umstand, dass es keine Schnittstellen zwischen den Vögeln und den Schweinen gibt: Niemand wechselt die Seiten oder hinterfragt die Handlungen der eigenen Gruppe. Das mag jetzt spitzfindig klingen, aber in Zeiten, wo Einwanderung als gesellschaftliche Chance begriffen werden sollte, sind auch hermetisch abgetrennte Comic-Vögel und Schweinecommunities kein gutes Vorbild.

Angry Birds Schwein

Rovio / Sony

"The Angry Birds Movie" wird somit das schwierige Verhältnis zwischen Film und Computerspiel nicht maßgeblich verbessern. Vielleicht passiert das aber in einem Monat, wenn der "Warcraft"-Film erscheint.