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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

9. 5. 2016 - 11:00

The daily Blumenau. Fußballwoche KW18/16.

Meisterschaftsbilanz, notwendigerweise vorzeitig. Und eine realistische Einordnung der Liga. #fuwo

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

2016 wieder regelmäßig. Und das auch mit einem wöchentlichen Fußball-Update.

WEIL es dann morgen nur noch ein Monat hin ist bis zum Start der Euro '16 und weil ich ab dann nur noch in Nationalmannschaftsstrukturen denke, wenn es um Fußball geht, kommt der Halbjahres-Rückblick schon zwei Runden und ein Finale vor dem Ende; auch wenn die internationalen Entscheidungen der letzten Woche deutlich mehr Qualität und auch einen deutlich höheren Emo-Faktor haben als die nationale - eine Aschenputtel-Story wie die von Leicester oder auch die von Atletico oder Nagelbeißer-Spannung wie im deutschen Abstiegskampf kann die hiesige Liga gar nicht hinkriegen.

WESHALB dann die immer weiter verdichtete (und das ist durchaus positiv konnotiert) Ligenreform-Debatte auch deutlich mehr Pep und Gewicht hat als der - jetzt schon absehbare - Ausgang der Saison 2015/16.

EIN Ausgang, der auch schon im letzten Sommer absehbar war - abgesehen von jenen, die ihre "Experten"-Fähnchen nicht in jeden für echten Wind gehaltenen Furz hielten - also dem Großteil der branchenernannten Berufserklärer der Branche. Alle (und die inhaltlich schwächsten, also die Krankls vorneweg...) hatten sich nach einem verhauten Salzburger Start und einigen Rapid-Erfolgen (wobei vor allem die in Europa überraschten) sofort gedreht und ihre feigen "Salzburg und Rapid gleichauf, Austria und Sturm mit Chancen"-Tipps in ein "Heuer schafft's Rapid, eh kloa!" umgeändert.

WAR damals schon Unsinn, wurde durch Wiederholung nicht besser. Fußball funktioniert eben nicht so wie politischer Populismus, wo die andauernde Behauptung Fakten schafft - auch wenn der Boulevard das gern so hätte.

RAPIDS kleiner Start-Lauf in der Meisterschaft und eine eher glückliche europäische Performance (deren Probleme schon früh erkennbar war und nur durch permanente Schönfärberei niedergehalten wurde) konnte die philosophischen und strukturellen Probleme der selbsternannten Groß-Klubs nur kurz/mittelfristig übertünchen.
Dahinter konnte nur die Admira ihre anfängliche Form konservieren (die zweite Startüberraschung, Mattersburg, trudelte zuletzt nah an die Abstiegszone) - was auch damit zu tun hat, dass Oliver Lederer ein Coach am Werk ist, der sich nicht entlang der Kantine, sondern an den Besten orientiert (und hier implizit geadelt wird). Und das ist deshalb umso bemerkenswerter, weil andere Qualitäts-Trainer (Gludovatz, Canadi) heuer nicht mehr als die Rettung schafften; und war die einzige echte Unvorhersehbarkeit der Saison. Einer Saison, die bereits bilanzierbar ist.

DIE Fakten: Red Bull Salzburg ist (im Gegensatz zu den Leipziger Brüdern...) Meister, Rapid Zweiter, Austria Dritter, Grödig wird absteigen; es sei denn die Admira schafft die Lizenz im 2. Anlauf echt nicht. Salzburg wird wohl auch Cupsieger, es sei denn der Admira gelingt ein Husarenstück. Dann spielt die international, sonst (wenn Salzburg gewinnt) der Viertplatzierte. Und das könnte auch die Admira werden. Oder doch Sturm Graz (womit ich aber nicht rechne). Mehr ist nicht mehr offen.

FÜR die europäischen Plätze 2016/17 (Österreich ist Nummer 16 im Ranking) ändert das nicht viel: Salzburg in der CL-Quali (3 Runden, immer gesetzt), der Vierte, die Austria und Rapid steigen im Quali-Runde 1 bzw. 2 bzw. 3 ein, es sei denn Admira gewinnt den Cup, dann steigen sie in QR3 ein, Rapid schon in 2, Austria in 1. Alles nicht mehr so schick wie im Vorjahr, für 2017 startet Österreich noch eine Luke tiefer, muss also besser punkten um die Top 15 Platzierung (5 Vertreter, zwei CL-Quali-Startplätze) zurückzuholen.
Gutes Gelingen dabei.
Salzburg dürfte mit einer klubinternen Ausnahme-Situation (kein kurzzeitiger Trainerwechsel und kein arger Aderlass) gut dabei sein, dass Barisic und Fink die strategischen Gestalter der internationalen Auftritte ihrer Vereine sein werden, ist noch nicht gesichert. Das kann ebenso Vor- wie Nachteil sein.

DIE Liga wird vielleicht Comebacks von Hinteregger oder Hosiner, aber eher weitere Abgänge wie die von Schaub, Gorgon oder Kainz sehen, und sich nur dann verbessern, wenn sie ihren Ausbildungs-Charakter forciert.
Die guten Leistungen der Nachwuchs-Abteilungen von Salzburg, Rapid und Austria sowie die Top-Auftritte der ÖFB-Juniorenteams (gerade steigt die U17 in ihr EM-Viertelfinale auf, ein sehr ehrenwerter Erfolg) legen die Basis in einem - wohl auch weiterhin von Willi Ruttensteiner sportlich geleiteten - Ausbildungssystem, das den Export der Besten und (daraus resultierend) eine schlagkräftige Nationalmannschaft hervorbringt.

DIE (ab demnächst dann hoffentlich gut reformierte) Bundesliga ist in diesem System nur eine gar nicht derart bedeutende Durchlauf-Station. Das mag Liga-Vermarktern, Hardcore-Fans und vor allem die vielen auf Schaum gebauten Karrieren in der Branche, der überzuckerten medialen Umsetzung und den Profiteuren von viel zu hohen TV- und Sponsor-Geldern gegen den Strich gehen, wird aber künftig noch deutlichere Konturen annehmen.

DIE Bundesliga wird deutlich stärker der Vorbereitung von Spielern auf eine echte große Liga bzw. in ein tatsächlich international kompetatives Nationalteam dienen. Und von den 12 bis 14 Profi-Vereinen, die Bundesliga-Vorstand Ebenbauer aktuell mit bloßem Auge erkennen kann, werden sich nur zwei bis drei tatsächliche Groß-Klubs durchsetzen, die internationalen Bewerbs-Ansprüchen genügen. Alles andere ist die Spatzenelf. Also möglich (und auch wünschenswert), aber nicht Teil einer globalen Matrix.