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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

8. 5. 2016 - 13:23

Der Schicksalssimulator

Gut oder böse? In "Fire Emblem Fates" für den Nintendo 3DS darf man selbst über sein Schicksal entscheiden.

Um zu erklären, was genau die "Fire Emblem"-Serie ist, ist es einfacher einmal aufzuzählen, was sie nicht ist: "Fire Emblem" ist kein Spiel für Zwischendurch, kein gigantischer Blockbuster voller Explosionen und Action.

Kein Game für Ungeduldige, Menschen, die nicht gerne lange Texte lesen oder wenig mit japanischer Popkultur anfangen können. Was es aber ist, ist ein beeindruckendes Beispiel, welche zauberhaften Welten mit simpelster Technik der alte Nintendo 3DS noch präsentieren kann.

Zwei Charaktere kämpfen in Fire Emblem Fates

Nintendo

Trotz seiner simplen Gut-Böse-Story schafft es "Fire Emblem Fates" eine Geschichte zu erzählen, die einerseits unterhaltsam ist, der man andererseits aber auch nicht - wie in so vielen anderen Videospielstories - immer gleich gedanklich einen Schritt voraus ist.

Das schafft das Spiel, indem man schon relativ früh die Entscheidungszügel selbst in die Hand gelegt bekommt: In "Fire Emblem" gibt es zwei verfeindete Königreiche, Hoshido und Nohr. Als Prinz oder Prinzessin der Hoshido ist man selbst von nohrianischen Adligen aufgezogen worden - hat also eine Verbindung zu beiden Welten und steht zwischen den verfeindeten Familien. Früh im Spiel kann man sich solidarisch einem der beiden Clans gegenüber zeigen und damit die jeweilige Kampagne freischalten. Je nach Auswahl werden damit Freunde zu Feinden und umgekehrt.

Screenshot aus Fire Emblem Fates

Nintendo

Das Ganze wird typisch für die Videospielindustrie über mehrere verfügbare Versionen des Titels möglich gemacht: "Herrschaft" und "Vermächtnis", die beide unabhängig voneinander gekauft werden können und sich fundamental in ihrer Story unterscheiden. Eine dritte Kampagne, "Offenbarung", die die Geschichte noch weiter erzählen soll, erscheint zusätzlich im Juni.

Das ist alles zu Beginn ein bisschen umständlich und lässt versuchte Gewinnmaximierung durch den Verkauf mehrerer Versionen vermuten, sollte einen aber prinzipiell nicht vom Spiel abhalten. Denn "Fire Emblem Fates" ist eines der besten 3DS-Spiele der letzten Jahre.

Charakter aus Fire Emblem Fates

Nintendo

Es ist vor allem erstaunlich, wieviel Umfang Nintendo in den neuesten Teil seiner Reihe hineingepackt hat: Das ist ein Spiel, das einen zum virtuellen Feldherr werden lässt, der in rundenbasierten Kämpfen strategisch Einheiten gegeneinander antreten lässt.

Das ist aber auch ein Aufbaustrategiespiel, in dem man seine eigene Festung entwirft, ausbaut und dann gegen feindliche Truppen verteidigt. Und tatsächlich ist das auch ein Life-Simulator, in dem man Abenteuer erlebt, Freundschaften schließt und sogar Kinder bekommt. Und sich schlussendlich entscheiden muss, wie man leben will: Gut oder Böse?

Charaktere aus Fire Emblem Fates

Nintendo

"Fire Emblem Fates" erscheint am 20. Mai für den Nintendo 3DS.

Mit so viel Content gibt es immer irgendwas im Spiel zu tun, zum Beispiel Einheiten hochleveln, Waffen kaufen, Glücksspiele spielen oder in Thermalquellen herumsitzen und sich neue Strategien überlegen. Und so realisiert man erst Stunden später, mit eingeschlafenen Händen, wieviel Zeit man gerade wieder am virtuellen Schlachtfeld verbracht hat.

Was man hier aufgetischt bekommt, sind mehrere Wochen Spielzeit, die in Zukunft auch per Downloadcontent erweitert werden soll. Eine ganze Welt voller Mythologie und Geheimnisse, zum Mitnehmen in der Jackentasche. Und ein Beweis dafür, was für grandiose Erfahrungen die guten alten portablen Konsolen im Vergleich zu heutigen Handyspielen immer noch bieten können.