Erstellt am: 6. 5. 2016 - 11:08 Uhr
Den Weltschmerz im Schwitzkasten
Es war heiß gestern Abend im Rhiz. Heiß und voll. Kein Wunder, ist die Venue aufgrund ihrer geringen Größe doch auch relativ schnell gefüllt. Vor allem von den Fans einer gehypten Band wie Isolation Berlin es ist. Für die war es gar nicht das erste Konzert in der Location am Gürtel: Vor knapp einem Jahr spielten sie schon einmal im Rhiz, vor ein paar Monaten auch akustisch am FM4 Geburtstagsfest für alle, die es nicht mehr zu Bloc Party reinschafften.
Am gestrigen Nachmittag war die Band noch zu Gast in FM4 Connected, wo sich Vokalist Tobi nicht nur als Radiohead-Hasser outete, sondern auch zugab, kein eigentliches Lieblingslied zum Livespielen zu haben: "Der ganze Weg ist ganz wichtig, da kann man nicht sagen: die Nummer ist die beste. Aber ich hab immer sehr viel Spaß an 'Wahn' am Ende."
Jan Hestmann / Radio FM4
Bei der Ankunft im Rhiz wird man gleich thematisch passend begrüßt: Die Goldenen Zitronen kommen durch die Lautsprecher, gefolgt von Schnipo Schranke und den Buben im Pelz. Eine Person trägt Star-Wars-Jogginghosen, eine andere ein R2D2-T-Shirt. Ob sich die beiden abgesprochen haben, ist aber nicht ersichtlich. Es ist auch gar nicht so voll direkt vor der Bühne. Aber das kommt noch.
Das Schöne am Rhiz ist, dass die Venue so kompakt ist, dass man bequem direkt auf die niedrige Bühne sehen kann. So kann man zum Beispiel noch vor Ankunft der Band die Gitarrenpedale am Boden betrachten. Auf einem klebt ein Cry Baby Sticker. Ob damit die Band gemeint ist, oder doch der Johnny-Depp-Film, ist aber nicht klar.
Kurz vor zehn füllt es sich dann ganz ordentlich. Ein paar Burschen positionieren sich gleich in der ersten Reihe, einer zeigt einem anderen stolz sein Unknown Pleasures T-Shirt. Die Joy-Division-Referenz, die darf natürlich heute auch nicht fehlen, obwohl Isolation Berlin mit denen nicht wirklich viel gemeinsam hat.
Radio FM4
Die Band quetscht sich dann, wie im Rhiz üblich, durchs Publikum in Richtung Bühne und stellt sich bescheiden auf derselbigen auf. Bescheiden ist auch noch der Applaus. "Ihr seid's so leiwand", schreit jemand und dann geht's auch schon los.
Tobi trägt seine typische Uniform, die Lederjacke mit Isolation Berlin hinten drauf, die so an die "Wien, du tote Stadt"-Jacke von anno dazumal erinnert. Die hat er auch schon am Nachmittag im FM4-Studio getragen. Max am Keyboard trägt ein Screamadelica T-Shirt. Eine weitere Referenz. "Ich liebe dieses Album!", schreit jemand.
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Die Band hält es gewohnt kurz mit den Bühnenansagen: "Wir sind eine Band, wir spielen jetzt ein Konzert". Lied Nummer 2 ist dann schon mal "Annabelle" - schön laut. Während im ruhigen Akustikset am Geburtstagsfest noch wärmere Töne gespielt wurden, dominiert heute Abend die verzerrte Kälte. Die Wut, der Weltschmerz, die, ja, Isolation. Der Schweiß tropft der Band vom Gesicht, vom Mikrofon, die Fans grölen begeistert die Lyrics mit: "Ich hab endlich keine Träume mehr / Ich hab endlich keine Hoffnung mehr".
"Joy Division!", ruft dann jemand aus dem Publikum, entweder als Musikwunsch oder als prinzipielles Statement. Tobi hört das und reagiert: "Joy Division? Wer ist das. Kenn ich nicht." Die Leute kichern aufgeregt. Statt Hits anderer Bands spielen Isolation Berlin dann auch eher ihre eigenen: "Alles Grau", natürlich, "Isolation Berlin" und dann am Ende, wie schon am Nachmittag angekündigt "Wahn". Und dann war's das auch schon, eine knappe Stunde später.
Radio FM4
Als kleiner Bonus kommt dann nach dem Konzert noch ein bisschen Primal Scream durch die Anlage: "We wanna be free, we wanna be free to do what we wanna do / And we wanna get loaded and we wanna have a good time." Mit Isolation Berlin kann man das gleich heute wieder machen: Im Weekender in Innsbruck und dann morgen im Cinema Paradiso in St. Pölten.