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Gersin Livia Paya

Limonaden-trinkendes, unbändiges Faible für Abenteuer

5. 5. 2016 - 15:56

Die neuen Österreicher, die neuen DJs

Musik als Medium der Integration war in den letzten Monaten ein großes Thema. Vor allem weil DnB-, Hip Hop- und Techno-DJs jungen Flüchtlingen das Auflegen mittels DJ-Workshops beigebracht haben.

Richtig "Bock auf Kreativität" hatte Sami Ahmedi und so heißt auch das musikalische Integrationsprojekt unter seiner Leitung. Sami ist mit 16 Jahren nach Österreich gekommen und heute, 7 Jahre später, hat er mit "Bock auf Kreativität" junge und gezielte Integration nach Wien gebracht. Mit dieser Plattform hilft er Flüchtlingskindern und Jugendlichen, in ihren oft tristen Alltag, mit DJ-Workshops etwas Kontrast ins Leben zu bringen.

Julian Undt

Mehrmals die Woche, über die letzten Monate, organisierte Sami Ahmedi in den Clubs "Das Werk", "Das Loft" und "Grelle Forelle" DJ-Workshops für jugendliche Flüchtlinge zwischen 16 und 25 Jahren, in denen sie gemeinsam mit DJs der österreichischen Musikszene die Musikkultur und das Auflegen erlernten.

Refugee Active Party

5. Mai @ WERK
Ab 17.00 Uhr
DnB, HipHop, Techno

Ein wichtiges Projekt, das nur eines von vielen von Sami Ahmedi ist. In "Bock auf Kreativität" geht es generell um kulturelle Integration, er bietet unter anderem auch Skate- und Malkurse an. Mithilfe des Ute Bock-Vereins und Oliver Kellerberger (auch DJ Salem) organisierte er diesen DJ-"Refugee Active"-Workshop.

Julian Undt

Die jungen Männer sind ambitionierte DJs, die meisten unter ihnen haben fast nur Popmusik und House gekannt, Drum and Bass ist den meisten neu. Mit ihrem meist Instrumenten-lastigen Musikvorwissen bringen sie jedoch ganz gutes Rhythmus-Gefühl mit. Auch das Wiener Nachtleben sagt ihnen zu, die wichtige Musikkultur der Österreicher, elektronische Clubs und neue Freunde über die Leidenschaft zur Musik zu finden, ist eine stärkende Sache im jungen und bereits gezeichneten Leben eines Teenager-Flüchtlings.

Oliver Kellerberger, der Mitorganisator und DJ erzählt von seiner schönsten persönlichen Erkenntnis aus dem Workshop: "Unsereiner hätte schon längst den Geist aufgegeben aber diese Jungs lassen sich auch von zaghaften und schwierigen Anfängen beim Auflegen einfach nicht unterbringen, immer wieder sind sie gekommen, kein einziges Mal wurde aufgegeben".

Warum gibt es eigentlich keine weiblichen DJs beim Workshop?

Der Versuch, eine Mix-Gruppe zu gründen, ist gescheitert. Daran, dass sich die jungen Frauen in der Minderheit nicht getraut haben, gemeinsam mit den Jungs auflegen zu lernen. Allerdings sei das Interesse der jungen Frauen vorhanden. Eine reine Frauengruppe, geleitet von weiblichen DJs und organisiert von einer Frau, meint Sami Ahmedi, wäre die wahrscheinlich einzige Möglichkeit zurzeit. Nach ebendiesen freiwilligen Helferinnen wird übrigens gesucht.

refugee dj workshop

Julian Undt

Der Fotograf Julian Undt, der den Workshop durchgehend fotografisch begleitete, erzählt von dem Problem-Begriff "Refugee": "Nachdem wir schon die Flyer gedruckt haben, erzählten uns die Jungs, dass sie nicht ganz zufrieden mit dem Namen waren. Sie wollen definitiv nicht als Flüchtlinge wahrgenommen werden, sondern als DJs und die Menschen, die sie sind". Der Name wird für das nächste Mal geändert, das steht für alle fest. An einer konkreten Idee wird, wie auch an den einzelnen DJ-Namen, gemeinsam gegrübelt.

Außerdem hält Julian Undt diese Integration für die wahre Integration, "denn die Jungs sind dieselben 18-jährigen Teenager wie wir, sie fahren gerne Skateboard und hören Drum and Bass".

Oliver Kellerberger spricht von noch einer ganz anderen (technischen) Problematik: "USB-Sticks! Weil das Problem ist, dass die Jungs ihre eigene Musik nicht mitbringen können, weil sie die technischen Vorraussetzungen nicht haben und es ist schwierig für einen DJ-Musik zu spielen, die er nicht kennt. Jetzt wäre es cool gewesen, wenn wir USB-Sticks gehabt hätten, damit die Jungs sich die Musik daheim anhören hätten können, vor allem um die Musik auch besser zu verstehen. Aber es hat diesmal auch so super geklappt!"

Die Stimmung untereinander ist sehr friedlich, jeder bekommt im DJ-Workshop seine 10-15 Minuten, in denen er gemeinsam mit dem DJ an dem mittlerweile schon "Finetuning" arbeitet. Die DJs der Wiener Szene wechseln sich ab und halten den Workshop freiwillig ab. Mittlerweile sind Freundschaften entstanden und die jungen Flüchtlinge haben Beschäftigung und Freude daran und "kommen auf keine blöden Ideen aus Langeweile", wie es Sami Ahmedi erzählte.

Zum Abschluss-Event des DJ-Workshops gäbe es die Möglichkeit alte oder neue USB-Sticks mitzubringen. Vor allem geht es aber darum, die Sprache zu sprechen, die uns alle eint, nämlich Musik.

Refugee DJ Workshop

Julian Undt

  • Refugee Active Line Up

DNB - HIP HOP - TECHNO
ab 22 Uhr Indoor + ab 17 Uhr Outdoor @ WERK

1.Floor
Pandora
Jay Rome
Paul SG
Blind Judge
Shifty
Kid Kodama
Salem
ivoree
Despo

2.Floor
Nat Fogl - Thomas Manhart
Neubaukind - N.O.T
Daniel Feber B2B Ninek
Fresh Otis

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