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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

4. 5. 2016 - 11:01

Adam und die Wunderlampe

Mit "Aladdin" nimmt uns Adam Green mit auf eine Reise in die Welt seiner endlosen Kreativität.

"Ich glaube, dass moderne Kunst komplett ironisch geworden ist. Da ist nichts Schlimmes daran. Ich glaube nur, dass Ironie nach der Moderne gekommen ist", sagt Adam Green auf die Frage nach seinem eigenen Sinn für Ironie. "Viele Sachen sollten einfach als ironische Kunst bezeichnet werden." Ironic Art. Falls Adams weitgestreuter Output, von Musik über Malerei bis zum Film, eine künstlerische Schublade brauchen würde, dann wäre es wohl die der ironischen Kunst.

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Adam Green

Irmi Wutscher

Schon mit den Moldy Peaches gelang es dem Singer-Songwriter die Komplexitäten des Lebens auf ein simples, verspieltes Bild zu reduzieren. Solche Songtexte zu schreiben wie "Up, up, down, down, left, right, left, right, B, A, start / Just because we use cheats doesn't mean we're not smart." Und das Ganze in zugängliche Folksongs zu verpacken. Oder eben als Anti-Folk, wie das coole Kids gerne nennen, was die Moldy Peaches so gemacht haben.

Adams kreatives Schaffen zeichnet sich dabei schon immer durch zwei Merkmale aus: eine gewisse Do-It-Yourself-Ästhetik und eine Kompromisslosigkeit in der eigenen Freiheit. Damit gelingt es dem Musiker, mit seinen Songs entzückend-absurde Welten zu erschaffen, in die man sich gerne mal für ein paar Stunden hineinsetzen will. Und mit Adams neuestem Werk, dem surrealen Abenteuerfilm "Adam Green's Aladdin", ermöglicht er uns das jetzt nicht nur per Audio, sondern auch in visueller Form.

Adam Green spielt heute, 4.5.2016, bei der FM4 Indiekiste im Flex in Wien.

Dabei ist "Aladdin" ja gar nicht Adams erster Film: Schon im Jahr 2011 veröffentlichte er eine Art Prototyp-Version davon mit "The Wrong Ferrari", einer Sammlung bizarrer Sketches und Szenen. "Aladdin" ist aber ein viel konsequenteres Werk als sein Vorgänger: Das existiert nicht nur als Film, sondern auch als Ausstellung in New York und als Soundtrack-Album mit 13 Liedern drauf.

Zur Unterstützung und als Darsteller hat Adam eine schöne Auswahl seiner Freunde um sich geschart. Und die besteht aus ziemlich superen Menschen: Alia Shawkat (Arrested Development) ist da dabei genauso wie Natasha Lyonne (Orange Is The New Black). Har Mar Superstar taucht auf, Devendra Banhart, Zoë Kravitz und Binki Shapiro. Und vor allem Adams alter Kumpel Macaulay Culkin, der mit erstklassiger Lethargie den Rebellenanführer Ralph mimt.

"Ich hab das Gefühl, dass ich gerade mit meinem neuen Film zeigen will, in welcher Welt meine Songs existieren. Vielleicht ist das eine Möglichkeit für die Leute meine Songs besser zu verstehen. Wenn ich also über die Prinzessin singe, ist es gut sie abzubilden und zu zeigen, wie sie aussieht. Ich hab das Gefühl, dass ich in Cartoons denke und dass sich meine Songs immer nach einer Art Cartoon anhören."

Adam Greens Aladdin Cast

Adam Green

Diese Liebe zum Zeichentrick zeigt sich auch im Bühnenbild von "Aladdin", das aus bunt- und handbemalten Pappkulissen besteht. Erinnert an The Mighty Boosh und Michel Gondry - sehr großartig und sehr low-budget also. Ein Produktionsmerkmal, das sich konsequent durch den ganzen Film zieht. Wie soll es auch anders sein für den Prinzen des DIY. Also kein Blockbuster-Movie im herkömmlichen Sinn.

Aber so eine Art von Film möchte "Aladdin" auch gar nicht sein. Vielmehr ist das eine Reise durch Adams wunderliche Gedankenwelt, auf die wir mitgenommen werden. Der Nostalgietrip eines Träumers, voll mit Verweisen in Richtung einer typisch amerikanischen Kindheit. Die bliependen 8-Bit-Geräusche von Nintendo-Konsolen dürfen da genauso wenig fehlen wie Baseball, Disney und kindlich-naive Erklärungsversuche der Welt.

Szene aus Adam Greens Aladdin Prinzessin fährt mit rotem Sportwagen

Adam Green

Die Charaktere geben sich poetisch und werden in ihrem Traumwandeln von Adams eigens für den Film geschriebenen Soundtrack unterstützt. Mit Liedern über Liebe, Sex und die Suche nach dem Glück abseits des Geldes. Da sind am Soundtrack dann schon Lieder drauf, die "Do Some Blow" und "Life In A Videogame" heißen. Mit Lyrics wie "Your breasts are like two wrists, that I've hand-cuffed to my dick in a subculture of love".

Am Ende stellen sowohl Film und auch Album mehr Fragen, als Antworten gegeben werden: Ist das eine Art Selbsttherapie für Adam? Eine abstrakte Version der eigenen Biografie? Oder nur ein Spaßprojekt für nebenbei? Aber vielleicht ist das auch alles absichtlich so. Denn "Adam Green’s Aladdin" schafft es, sich trotz all seiner Absurdität als emotionales, unterhaltsames und persönliches Projekt zu präsentieren, das uns die seltsame Welt des Barden ein Stückchen näher bringt.