Erstellt am: 4. 5. 2016 - 18:02 Uhr
Wortlautjurorin Teresa Präauer
Während sie Malerei und Deutsche Philologie studierte, hat man ihr mehrfach geraten, eines von beiden aufzugeben. Heute aber vermengen sich die beiden Bereiche mehr und mehr im Leben und der Arbeit der Autorin und Künstlerin Teresa Präauer.
So beantworte sie Anfragen von Zeitungen manchmal mit Bildern und schreibe immer öfter - etwa für Museen - über Kunst. Es gäbe zwar viele Autoren, die über bildende Kunst schreiben, aber nur wenige, die das von der Produktion her kennen. "Man muss nicht in der Pfanne gelegen haben, um über Schnitzel zu schreiben. Also, man muss nicht alles erlebt haben, über das man schreibt. Aber ich habe einen sehr haptischen und pragmatischen Zugang zur Kunst und weniger einen kitschigen oder mystisch-sakral verbrämten. Das tut der Kunst, glaub ich, gut."
Inspiration – Bilderbuch
Inspiration findet Teresa Präauer in vielem: Bilder, Filme, Youtube-Videos, Kunst und Mode. "Aber auch viel Müll und Dreck, der auf der Straße liegt." Eigentlich interessieren sie Oberflächen. "Oberflächen sprechen ganz direkt und bergen ja auch etwas. Da gibt es auch keinen qualitativen Unterschied. Man kann ganz tiefgründig mit Oberflächen umgehen, glaube ich."
Sehr wichtig für Teresa Präauer ist Musik. "Mich interessieren viele Musikrichtungen - auch gern klassische Musik und elektronische." Manchmal besuche sie Konzerte von neuer klassischer Musik, "wo nur drei quietschende Töne das Konzert ausmachen. Das finde ich auch gut."
Dass sie, die mit Text, Bild und Buch arbeitet, auch gern Bilderbuch hört, ist nur ein billiges Wortspiel. Tatsächlich hat sie sich die Nummer "Willkommen im Dschungel" medikamentös verordnet, erklärt sie lachend. "Ich find das geil - so obergscheit und sprachspielerisch mit dieser gleichzeitig trashigen poppigen Ästhetik - das inspiriert mich ziemlich."
Arbeit - Leben
"Ich hab mir eine Wohnung gesucht, wo der größere Teil das Atelier ist und der kleinere ist essen, schlafen, wohnen, duschen, kochen." Da arbeite sie täglich und Beruf und Privates, Atelier und Wohnung sei nicht getrennt und wabere ineinander. Das sei zwar nicht immer von Vorteil, aber sie habe aber trotzdem das schöne Gefühl, "als wäre immer Urlaub." Klassischen Urlaub brauche sie nicht. "Weil das einfach schon ein schönes Leben ist, wenn man seine eigene Arbeit machen kann und selber entscheiden kann, was man machen möchte und gut findet."
Wallstein Verlag, Teresa Präauer
Gut finden auch andere ihre Arbeit: ihr erster Roman "Der Herrscher aus Übersee" wurde mit dem Aspekte Literaturpreis ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman "Johnny und Jean" war auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises.
Bei Preisen sei aber das Allerwichtigste, "dass man selber weiß, was man in seiner Arbeit tut oder sich selbst die Preise verleiht und dabei selbstkritisch bleibt."
Preise wird sie heuer auch vergeben müssen - als Jurorin für Wortlaut. Als solche kriegt man sie sofort mit einer ungewöhnlichen Sprache, "die vielleicht gar nicht unbedingt darauf Wert legt, was sonst so vorgeschrieben wird." Teresa macht Mut für Ausgefallenes: "Ich würde nicht dazu raten, dass man sich vorher durchliest, welche Ingredienzien wichtig sind für eine Kurzgeschichte. Sondern, dass man auf seine Stimme hört und dass man seine Sprache kühn benutzt und vielleicht Klischees vermeidet oder verstärkt - wie auch immer. Dass man schräg und lustvoll und geil mit Sprache umgeht."
Allfälliges über Teresa Präauer
ORF/Johannes Puch
Wohnhaft in:
Wien
Beruf:
Schriftstellerin und Bildende Künstlerin
Berufswunsch als Kind:
Eigentlich das, was ich jetzt bin.
Aber manchmal sage ich: 'Ich wollte Agentin meiner Schwester werden und die wollte Hüpfertänzerin (das hat die erfunden) werden.
Fällst du gerne auf?
Ja. Nicht, wenn ich einkaufen gehe oder in Ruhe gelassen werden möchte. Aber sonst schon.
Wie wichtig ist dir Beifall?
Beifall ist mir zumindest lieber als nur Fallen.
Bei welcher Prüfung bist du mal durchgefallen?
Ich muss das Klischee bestätigen - ich war in Mathematik und in Physik nicht besonders gut in der Schule.
Wenn du vom Fallen träumst, dann …
versuche ich zu fliegen. Aber meistens sind ja die Muskeln eingeschlafen und man stürzt nur ab - auch im Traum.
Glaubst du an Zufälle?
Ja. Durchaus.
Dein letzter guter Einfall?
Einen großen Braunen zu trinken.
Wobei kannst du dich richtig fallenlassen?
Beim Muskhören und manchmal auch beim Arbeiten.
Bist du schon mal in eine Falle geraten?
In keine Fliegenfalle oder Falle in der Natur aber vielleicht in eine Marketingfalle als Teenager.
Was fällt dir lästig?
Aufs Finanzamt zu gehen.
Der schönste Wasserfall
Vielleicht die Niagarafälle. Die stelle ich mir eigentlich schon ganz schön vor.
Was würdest du dir nie gefallen lassen?
Da gibt es vieles. Mich blöd anreden lassen.
Was macht eine gute Kurzgeschichte aus?
Eine, die man zu Ende lesen möchte.
Eine gute Kurzgeschichte beginnt …
mit einem guten ersten Satz, der einen nicht raushaut.