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Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

3. 5. 2016 - 15:13

Fast überall und fast unsichtbar

Im Alltag und in der Politik: anti-muslimischer Rassismus nimmt zu und wird zum ernsten Problem. Zeit darüber zu reden.

FM4 Auf Laut: Anti-muslimischer Rassismus

Wie erleben MuslimInnen den Rassismus im Alltag?
Welche Rolle spielt dieser Rassismus in Politik und Gesellschaft? Was kann dagegen unternommen werden? Wir diskutieren live ab 21 Uhr.

Islamfeindlichkeit, Islamophobie oder anti-muslimischer Rassismus. Das Phänomen hat viele Namen, bekannt ist es fast allen MuslimInnen. Insbesondere in Europa erleben sie zunehmend Diskriminierungen und Anfeindungen. Beleidigungen auf der Straße, Schweineköpfe vor der Moschee und Hetze im Netz. Diese Fälle hält in Österreich die Doku-Stelle für Muslime fest. Die vier ehrenamtlichen MitarbeiterInnen haben für ihren ersten Bericht 156 Fälle gesammelt - die Dunkelziffer liegt weit höher. In Deutschland will die Bundesregierung ab 2017 islamfeindliche Straftaten erfassen.

Islamfeindliche Schmierereien in Wien

APA/HELMUT FOHRINGER

Der Alltagsrassismus äußert sich in unmittelbaren verbalen und physischen Attacken, doch es gibt auch größere politische Entwicklungen, die beunruhigend sind. In Deutschland konnte sich die intern zerstrittene AfD zunächst mal auf einen großen Nenner einigen: zuerst mal gegen den Islam. Nicht sehr überraschend, schließlich ist der Anti-Islam-Kurs zum Joker geworden, mit dem man ohne große Risiken einzugehen, politische Erfolge erzielen kann.

In London kämpft derzeit Sadiq Khan, Kandidat der Labour Party, nicht nur ums Amt des Bürgermeisters, sondern auch gegen islamfeindliche Ausfälle seines konservativen Konkurrenten Zac Goldsmith. In einem Artikel für die "Mail On Sunday" behauptete Goldsmith, dass Khan Terroristen gegenüber freundlich eingestellt sei. Die Boulevard-Zeitung ergänzte den reißerischen Kommentar noch mit dem passenden Foto, das jenen zerstörten Doppeldecker zeigt, der am 7. Juli 2005 bei einem Terrorangriff in die Luft gejagt wurde. Die Botschaft ist klar, ein Muslim im Amt des Bürgermeisters ist suspekt.

Islamfeindliche Transparente bei einer Demonstration der Pegida in Linz im Februar 2015

APA/RUBRA

Dass Islamfeindlichkeit von rechter Seite kommt, ist schließlich wenig überraschend. Besorgniserregend ist eher, dass unter dem Namen "Islamkritik" und mit dem Argument, dass man die "Diskussion nicht den Rechten überlassen darf" der anti-muslimische Rassismus zunehmend im Mainstream salonfähig gemacht wird.

Stern Sachbuch-Bestseller

Katharina König

Die Sachbuch-Bestseller im "Stern": An erster Steller Thilo Sarrazin, dicht gefolgt von "Mein Kampf".

Kürzlich hat der Presserat den "Falter" wegen dem umstrittenen Cover zu den Ereignissen von Köln gerügt. Der Senat erkannte in der Illustration eine Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung. MuslimInnen (und nicht nur sie) hatten das ebenfalls erkannt, doch häufig bleiben sie mit ihrer Erkenntnis allein.
Die Gegenargumente kennen sie gut: MuslimInnen seien ewig beleidigt und es könne gar keinen Rassismus gegenüber MuslimInnen geben, weil sie ja keine Rasse seien. Oder eben, dass man die "Diskussion" nicht den Rechten überlassen dürfe. Was könnte die Existenz und Dimensionen des anti-muslimischen Rassismus besser verdeutlichen als diese "Argumente"?

FM4 Auf Laut: Anti-muslimischer Rassismus

Antimuslimische Ressentiments sind so Mainstream wie noch nie.

Wie erleben MuslimInnen den Rassismus im Alltag?
Welche Rolle spielt antimuslimischer Rassismus in der Politik und in der Gesellschaft und was kann dagegen unternommen werden?

Über diese Fragen diskutieren wir mit der Rassismusforscherin Fanny Müller-Uri. Heute live ab 21 Uhr in FM4 Auf Laut und im Anschluss im 7-Tage-Player nachzuhören. Die Nummer ins Studio: 0800 226 996. Anrufen und mitdiskutieren!