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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

1. 5. 2016 - 18:18

A Mörder-Gschicht

Der leiwande Wiener Lied- und Moritaten-Sänger Voodoo Jürgens ist der FM4 Soundpark Act des Monats. Zu seinen Fans zählen Pete Doherty, der Nino aus Wien, Marco Michael Wanda - und vielleicht auch du?

Was sucht Pete Doherty auf einem Friedhof in Wien?

Nein, nicht das Grab von Falco und auch keine billige Absteige.

Doherty sucht den Mann mit dem besten Bandnamen Österreichs - nämlich

Daniela Derntl

Die beiden Musiker haben sich 2006 bei einem Solo-Konzert von Doherty im Wiener Flex backstage kennengelernt und Voodoo Jürgens erinnert sich mit einem Schmunzeln daran:

"Wir haben damals den Abend miteinander verbracht und es war ziemlich lustig. Er hatte damals eine Österreich-Connection in Graz und ist dann ein halbes Jahr oder Jahr später noch einmal da gewesen und hat sich an die Geschichte erinnern können, die ich ihm damals erzählt habe wie wir unterwegs waren: Nämlich, dass ich und meine Freundin die Wild Cats sind und dass ich am Friedhof hackl. Die zwei Sachen hat er sich gemerkt. Und deswegen ist er dann losgezogen, hat sich in einem Taxi zu einem Friedhof bringen lassen und hat dort gesucht, ob er mich findet. Das ist aber nix worden.
Wir haben uns an dem Abend aber dann doch noch getroffen."

Die Bekanntschaft mit Pete Doherty war auch der Grund, warum Voodoo Jürgens Ende März die Vorband von The Libertines in der Wiener Stadthalle war:

Alle FM4 Soundpark Acts findet ihr hier.

"Des ist natürlich eine Mörder-Gschicht gewesen für mich. Hätt ich nicht geglaubt, dass ich überhaupt mal in der Stadthalle spiele - oder, dass es so schnell geht in der Stadthalle zu spielen. Aber wir haben sich das mal ausgemacht, dass wir gemeinsam spielen. Die Poster waren ja relativ früh plakatiert und ich hab dann eben gesehen, ah, die Libertines spielen. Dann hab ich ihm eine E-Mail geschrieben, ob ihm das passen würd, wenn ich dieses Mal mitspielen würd und hab ihm ein paar aktuelle Lieder von mir geschickt und ihm ein bisschen erklärt, um was es dabei geht. Und ihm hat das von Anfang an getaugt. Und so ist es dazu gekommen. Und für mich ist es natürlich eine super Erfahrung gewesen. In die Stadthalle kommt man nicht alle Tage. Es spielt sich aber so wie jedes kleine Tschocherl im Endeffekt auch. Es sehen mehr Leute, was natürlich super ist, aber ich kann ja nur meine Lieder spielen. Ich hab auch lange überlegt, ob ich da was Special-mässiges machen soll und so, aber im Endeffekt haben mich die Lieder dort hingebracht - also genauso runterreißen wie immer und dann passt das schon!"

Voodoo Jürgens

Voodoo Jürgens, Michelle Karussell und Pete Doherty nach dem Stadthallen-Konzert

Voodoo Jürgens ist das Solo-Projekt von David Öllerer, mit dem er seit Jänner 2015 die Wiener Beisl- und Kleinkunstszene unsicher macht. Sein Pseudonym stammt von Die Eternias, einer Wiener Indie-Band, die er zusammen mit Rocko Basserati, Ludwig von Shingeren und Laura LaPiDar aka Laura Landergott, die mittlerweile bei Ja,Panik spielt, gegründet hat.

Das Quartett schmückte sich mit edlem Zwirn und beseeltem Boulevard-Indie-Rock mit englischen Texten, doch mittlerweile ist der Wiener Dialekt das saloppe Sprachrohr von Voodoo Jürgens:

"Der Dialekt hat mir immer schon getaugt. Die Gschicht ist eher so gewesen, dass ich mir das mit 20 nicht so zugetraut hab, weil ich mir gedacht habe, ich hab noch nicht soviel erlebt, dass ich das im Dialekt glaubhaft rüberbring. Da haben noch ein paar Jahre vergehen müssen und da hat es auch Die Eternias gegeben und da hat das Englische auch gepasst, das hätt ich mir auch gar nicht im Dialekt vorstellen können. Mit 30 ist dann die Dialekt-Zeit angebrochen."

Seine Songs sind Alltagsbeobachtungen, Moritaten und Milieustudien, die er selbst die "Voodoo-Jürgens-Wahrheit" nennt. Er erzählt treffsicher von Außenseitern und Aufschneidern, Kleinkriminellen und Kuschelrockern, von zwiespältigen Zeitgenossen, die mit solidem schwarzen Herzen und gemütlicher Niedertracht durch die Straßen von Wien und seiner Heimatstadt Tulln schleichen. Es sind tragische bis kabarettistische Portraits von überzeugender Eindringlichkeit, für die ihm Kritiker schon zahlreiche Rosen gestreut haben. Der Musikexpress spricht gar vom "Austro-Pop-Hype der Stunde" und zu seinen prominenten Fans zählen Der Nino aus Wien und Marco Michael Wanda - und weil die beiden Hawara sind, spielt Voodoo Jürgens auch im Wanda-Video "Gib Mir Alles" mit.

Das Debüt-Album von Voodoo Jürgens kommt im Herbst. Der Titel steht noch nicht fest - entweder es heißt schlicht "Voodoo Jürgens" oder "Die Ansa Woa". Produziert wurde die Platte in Berlin mit dem Ja, Panik-Schlagzeuger Sebastian Janata sowie in Graz mit Wolfgang Möstl (Sex Jams, Mile Me Deaf, Goldsoundz*) und Fuzzman von Naked Lunch.

*Apropos Goldsoundz: Voodoo Jürgens hat drei Goldsoundz-Nummern gecovert. Die EP "Schlecht Schaust Aus" kann man sich hier anhören.

Stimmliche Unterstützung kommt vom Nino aus Wien, Katie Trenk (Sex Jams, Maria aus Nitz) und eventuell feiert die "Schöbinger Eveyln", die nicht nur kulinarisch wertvolle Femme Fatale aus dem Film "Muttertag", ihre Wiederauferstehung auf dem Album. Samma gspannt!

Voodoo Jürgens Live:

MQ Summer Opening
zusammen mit A Life, A Song, A Cigarette, Ash My Love und Bulbul
12. Mai 2016, Museumsquartier Wien

"Tulln"-Debütsingle-Release
26. Mai 2016 - DasWerk, Wien