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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

30. 4. 2016 - 06:00

Die Götter müssen verrückt sein

Das digitale Kartenspiel "Hearthstone" weckt die Götter und läutet in seiner dritten großen Erweiterung neue Zeiten ein.

Vor kurzem hat "Hearthstone" die 50-Millionen-User-Marke geknackt. Das Game ist, mit Ausnahme von "League of Legends", das derzeit populärste Online-Multiplayerspiel, mit unzähligen Streamern, Pro-Gamern (und solche, die es werden wollen) sowie Enthusiasten, die sich auf Community-Seiten wie Hearthpwn rund um die Uhr austauschen.

Das Spiel ist mittlerweile rund zwei Jahre alt und vom Konzept her weiterhin einsteigerfreundlich - allerdings gibt es mittlerweile über 1.000 Karten, was die Sache dann doch wieder kompliziert macht.

Spielkarten aus "Hearthstone: Whispers of the Old Gods"

Blizzard Entertainment

Neu dabei: C'thun und Co. Diese drei Karten gibt es übrigens als Bonus, nachdem man seine erste "Old Gods"-Kartenpackung geöffnet hat.

Standard

Vergangenen Mittwoch ist die dritte große Erweiterung "Whispers of the Old Gods" online gegangen, mit über 130 neuen Karten. Das ist aber nicht alles, denn ab sofort gibt es auch einen neuen Spielmodus, und zwar: Standard. Im Standard-Modus können nur Grundkarten und Karten aus aktuellen Erweiterungen gespielt werden; also solche, die höchstens ein Jahr alt sind. Das zwingt Spieler_innen einerseits dazu, von ausgetretenen, aber zuverlässigen Pfaden abzuweichen und sorgt darüber hinaus für mehr Übersicht. Wer nostalgisch ist, kann aber die alten Karten bzw. alle Karten immer noch spielen: im sogenannten "Wild"-Modus, in dem - eben ganz wild - alles möglich ist.

Kraken

"Whispers of the Old Gods" führt das Jahr des Kraken ein, und dementsprechend sind die meisten Figuren auf den neuen Karten Unterwasserweichtiere. Oder besser: Unterwassermonster. Die "Old Gods" sind Tiefseegiganten und haben vereinzelt ziemlich unkonventionelle Effekte.

C'thun etwa wird während einer Partie von anderen Figuren immer stärker gemacht. Wird er in Runde 10 (oder später) schließlich gespielt, feuert er oft bis zu 25 Salven in Richtung Gegner ab. Yogg Saron ist hingegen der Meister der Zaubersprüche. Wird er gespielt, werden bis zu 15 zufällige Zaubersprüche in Serie gezaubert. Das kann übrigens auch nach hinten losgehen. Yogg Saron ist ein klares Zugeständnis an die lebendige "Hearthstone"-Streaming-Gemeinde auf Twitch und Youtube, denn sie treibt das Amüsement durch unverhoffte Zufallseffekte auf die Spitze und sorgt für jede Menge Lacher, Kreischer, lange Gesichter und offene Münder.

Wow!

"Hearthstone" ist "free to play" für Windows, Mac, Android und mobile Apple-Geräte erhältlich.

Nebenher wurden auch einige der Grund- und Standardkarten in ihrer Wirkung geschwächt, darunter notorische Quälgeister bzw. Lieblinge (je nachdem, ob sie der Gegner oder man selbst spielt) wie Knife Juggler oder Big Game Hunter. Auch eines der sechs Emotes (die einzige Möglichkeit, während eines Spieles mit dem jeweiligen Gegner zu kommunizieren) wurde ausgetauscht. Statt dem so gut wie immer ironisch verwendeten "Sorry" kann man jetzt (mäßig unironischer) Varianten von "Wow!" sagen.

"Whispers of the Old Gods" ist sowohl für "Hearthstone"-Neulinge als auch Kenner_innen eine erfreuliche Abwechslung. Der Standard-Modus mischt die Karten buchstäblich neu, und auch ohne Geld zu investieren, kann man etwa mit C'thun und seinen Anhängern eine Weile gut experimentieren.