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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

29. 4. 2016 - 16:39

The daily Blumenau. Friday Edition, 29-04-16.

Befreiungsschlag-Vorschlag. Es kommt Bewegung in die dringend nötige Ligen-Formatreform. Deshalb noch ein Schäuferl drauf.

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

Eigentlich wollte ich den heutigen Tag der Lizenzbescheide und den da zu erwartenden Einblick ins ökonomische Elend für einen konkreten Vorschlag zur Liga-Reform nutzen. Und dann kommt mir die Bundesliga da quasi zuvor

ES ist sowas von kein Zufall, dass Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer in der heutigen Kurier-Ausgabe eine Diskussion rund ums Ligen-Format im österreichischen Profi-Fußball aufmacht. Heute Mittag nämlich gab es die Lizenzbescheide der Bundesliga, quasi die wirtschaftlichen Reifezeugnisse für die Profi-Klubs der Bundesliga und der Ersten Liga. Und es stand zu erwarten, dass einigen Vereinen die Lizenz in erster Instanz verweigert werden würde. Was ein bezeichnendes Licht auf die Zustände wirft, und traditionell eine kurze Erschütterung auslöst, und sich so eine freier Debatten-Raum auftut, in den Ebenbauer mit seiner Ansage hineinpasst wie ein großer Regisseur.

VON 25 Antragstellern wurden 6 abgewiesen; sollte es dabei bleiben, kriegt die Bundesliga nicht einmal ihre beiden 10er-Ligen voll. Die Liga zwingt sich da quasi selber ihre Problemkinder wie die Admira, die Lustenauer Austria oder Svetits Klagenfurt doch noch zu pardonieren, um für 2016/17 einen Spielbetrieb zu garantieren, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben.

Für alle, die bei Austria Lustenau überrascht sind: 2014 stand man vor ganz ähnlichen Problemen.

ZUKUNFTSTRÄCHTIG ist nichts davon. Denn auch in Neustadt, Kapfenberg oder Wien-Floridsdorf wackelt die ökonomische Basis. Und da sich aus den Regionalligen auch künftig nicht mehr drei Kandidaten, die zumindest die Übergangsbedingungen erfüllen, hervortun werden, ist die Nennzahl 20 mittelfristig sowieso nicht zu halten. Denn neue Verordnungen wie die Registrierkassenpflicht oder die Verpflichtung die Profi-Bereiche in Kapitalgesellschaften auszugliedern, werden nur bereits gesunde Vereine bewältigen.

Lizenz erteilt:
FC Red Bull Salzburg
SK Rapid Wien
SCR Altach
SK Sturm Graz
Wolfsberger AC
FK Austria Wien
SV Grödig
SV Mattersburg
SV Ried (bestehende Auflage: quartalsmäßiger Reorganisationsprüferbericht)

Lizenz verweigert:
FC Admira Wacker Mödling

Lizenz erteilt:
FC Liefering
LASK Linz
SKN St. Pölten
FC Wacker Innsbruck
FAC Wien
Kapfenberger SV 1919 (bestehende Auflage: quartalsmäßiger Reorganisationsprüferbericht)
SC Wiener Neustadt (Auflage: Überarbeitung Budget/Liquiditätsplan im Herbst 2016)

Lizenz verweigert
SC Austria Lustenau
SK Austria Klagenfurt

Lizenz erteilt
SV Horn
FC Blau Weiß Linz
WSG Wattens

Lizenz verweigert
First Vienna FC
TSV Hartberg

Lizenzantrag zurückgewiesen
SC Ritzing

Keinen Antrag gestellte hatten der insolvente SV Austria Salzburg, die Lizenzworkshop-Teilnehmer SKU Amstetten, SC/ESV Parndorf, Vorwärts Steyr sowie der USk Anif und der FC Dornbirn.

BISLANG schafften es Liga und Verband trotz dieses Wissens die Realitätsflucht und ließen nur die Debatte rund um den Flaschenhals zu, nämlich den ungelösten Übergang zwischen wildwucherndem Semi-Profitum in den Regionalligen und immer präziser strukturiertem Semi-Profitum in der Ersten Liga. Daran lässt es sich trefflich abarbeiten - österreichischer Föderalismus at it's worst. Und keine Lösung in Sicht.
Die logische und leicht machbare Lösung um die sieche zweite Leistungsstufe abzustoßen, die 16er-Profiliga nämlich, wurde hingegen von allen Beteiligten als Hirngespinst abgetan - vor allem von den oberen 10, die fürchten kurzfristig um TV- und Zuschauer-Gelder umzufallen und lieber den mittelfristigen Konkurs in Kauf nehmen anstatt systematisch zu gesunden.

EBENBAUER tritt nun die Flucht nach vorne an, und überholt die radikalen auf dem Tisch liegenden Vorschläge in einem Zug: er spricht von nur 12 bis 14 Vereinen, die über Sportplätze mit HD-TV-Bedingungen entsprechendem Flutlicht verfügen und somit lizenzfähig sind. Und will eine einzige Profi-Liga dieser Elite. Mit - weiter ungeklärtem - Auf/Abstieg aus den - weiter ungeklärten - regionalen Ligen darunter.

12 bis 14 Klubs, das wurde bislang immer mit dem Hinweis einer zu kurzen Saison (mit zu wenigen Einnahmen) abgeschmettert - Ebenbauer spricht jetzt von einem Play-Off-System im Frühjahr, da stehen wohl Belgien oder Griechenland oder Schottland Pate

SO weit, so gut - vor allem für die zuletzt massiv ins Stocken und ohnmächtige Schulterzucken geratene Debatte.

ICH denke, dass Ebenbauer die 12 bis maximal 14 Vereine hauptsächlich deshalb ventiliert, weil so gerade noch genügend TV-Gelder auf die einzelnen Klubs kommen. Mit innerhalb von ein, zwei Jahren durchzuführenden Adaptionen lassen sich selbstverständlich 16 bis 18 Bundesliga-taugliche Stadien aufstellen - man müsste Linz, Kapfenberg, Lustenau oder Neustadt halt bei den Verhandlungen mit Gemeinden, Ländern oder anderen Geldgebern unterstützen; weil selbst für eine 12er-Liga mittelfristig keine 13 Stadien ausreichen.

WIE hoch auch immer die Anzahl der Teilnehmer der einzigen offiziellen Profi-Liga sein wird (denn von einer mittelfristigen Liquidierung der Fehlkonstruktion Erste Liga gehe ich seit dem Ebenbauer-Interview definitiv aus; und stehe damit nicht alleine da): es bleibt das Übergangs-Problem.

DAZU ein Vorschlag: es ist egal worauf sich die neun ehrenamtlich geführten, politisch beeinflussten, den meisten anderen spinnefeind gegenüberstehenden Ländervertreter da einigen (eine höchste Quasi-Amateurliga, zwei oder drei Regionalligen oder gar neun Landesligen...). Wichtig ist das Aufstiegs-Play-Off; und das wird wohl deshalb organisatorisch in der Hand der Bundesliga liegen, weil daran nur Bewerber teilnehmen können, die sich via Lizenzanforderungen qualifiziert haben.

SPIELBERECHTIGT in diesem Lizenz-Playoff wären die sportlich Qualifizierten des wie auch immer gearteten Unterbaus (der zweiten Leistungsstufe halt), sofern sie die Lizenzbedingungen erfüllen. Dazu kommt der Letzte einer 12er oder 14er-Liga bzw der Vorletzte einer 16er-Liga. Und dazu auch der/die Absteiger des Vorjahres, die nach einem Jahr unten (Lizenzerfüllung vorausgesetzt) eine Art Recall-Chance erhalten. Das als nötige Maßnahme um Stürze ins Bodenlose aufzufangen. Denn mehr als insgesamt vielleicht 18 Vereine mit halbwegs seriösen Profi-Ambitionen wird es auch in drei, vier Jahren nicht geben.

DAS Lizenz-Playoff erspart auch Peinlichkeiten wie den womöglich komplett überflüssigen Abstiegskampf in der Erste Liga: nur weil ökonomisch fit genug ist, nimmt teil. Das Play-Off würde parallel zum Play-Off der neuen 14er-Profi-Liga stattfinden.

WENN Ebenbauers Vorstoß mehr ist als eine Rauchbombe, wenn die Bundesliga das Heft des Handelns tatsächlich in die Hand nimmt, sollte sie neben der Installation der neuen höchsten Spielklasse nämlich auch schnell und bündig für klare Verhältnisse im Übergangsbereich sorgen.