Erstellt am: 28. 4. 2016 - 10:57 Uhr
Abchillen im Distortland
Es ist das Stigma einer Band, die einen der größten Indie-Rock-Hits der letzten zwanzig Jahre geschrieben hat: Auf ewig damit verbunden zu bleiben. "Bohemian Like You" ist der Fluch der Dandy Warhols, der Track, der die Band aus Portland für einen Großteil immer zu der Gruppe machen wird, die "dieses eine Lied aus der Werbung geschrieben hat. Das aus dem Fußballspiel auf der PlayStation mit 'Oh-Oh-Wooo' im Refrain".
Damit definieren sich die Dandys heutzutage hauptsächlich dadurch was sie nicht mehr sind: Eine Hitfabrik, die es schafft an massentaugliche Erfolge wie die beiden Alben "Thirteen Tales of Urban Bohemia" und "Welcome to the Monkey House" anzuknüpfen. Folgt man dem Output der Band der letzten Jahre, bekommt man aber auch den Eindruck vermittelt, dass das gar nicht mehr im Sinne der Band ist. Die machen nämlich einfach sowieso irgendwie nur was sie wollen.
"I don’t really care who else likes it and who doesn’t", sagt Dandy Warhols Frontmann Courtney Taylor-Taylor. "If people like it then that’s because they need it in their lives emotionally and they feel what I do, and if they don’t like it that’s because they don’t relate to it and that’s great, that’s fine. They have other things, other kinds of music that they can have. Maybe they don’t need music - although I have a hard time believing that anybody doesn’t need music. That’s a great feeling."
Das ist irgendwie das Mantra der Dandy Warhols der letzten Jahre, Musik zu machen, die sie selbst cool finden. Und vielleicht gibt es ja andere Leute da draußen, denen das auch gefällt. Denn je nach individuellem Geschmack sind es sowieso die weirden Stoner-Rock-Ausflüge, die die Band viel mehr auszeichnen als die stadionrocktauglichen Hymnen.
Scott Green.
"The Dandy Warhols Are Back", schreibt ein begeisterter User in seinem Review zu "Distortland", der neuen Platte der Dandys auf iTunes. Und hat damit teilweise auch recht. Denn Anknüpfungen an die frühen Erfolge finden sich tatsächlich auf dem neunten Album der Band, allen voran die große Single, "You Are Killing Me", inklusive Mitsing-Chorus: "I don't look before I leap. Then I drag you in with me. And you just can't seem to take it anymore. And so you're killing me."
Die Oberhand haben aber auch auf "Distortland" wieder die eigensinnigen Kompositionen, Tracks wie das brüchig-rohe "All The Girls In London" oder das im eigenen Hall herumklimpernde "Pope Reverend Jim". Das sind jetzt nicht die großen Ohrwürmer wie "Get Off" oder "We Used To Be Friends", aber Tracks, die in ihrer Gesamtheit ein abwechslungsreiches, spannendes Album konstruieren.
Dine Alone Music Inc.
"Distortland" von den Dandy Warhols ist auf Dine Alone Records erschienen.
Der Output der Dandy Warhols war immer schon "tongue in cheek", mit ironischem Unterton. Musik zum im Gras herumliegen und vor sich hinträumen und zum coolen Mitwippen für Leute, die nicht gerne tanzen. Das macht einerseits die immer sehr spannende Produktion der Alben der Band möglich, die zum Hören mit guten Kopfhörern einlädt, andererseits die Chill-Out-Repetition der Rhythmen der Dandys, die jeder kennt, der schon mal versucht hat, Tracks wie "Godless" selbst auf der Gitarre nachzuspielen.
Auf "Distortland" sind diese Elemente genauso vorhanden, wie das reverbige Falsett, das Courtney Taylor-Taylor an sich selbst so gern hat. Und mit seinen zehn Tracks und nur mal knapp über 30 Minuten schafft es das Album damit auch überraschend lange im Gedächtnis zu bleiben. Wo man gar nicht anders kann als bei jedem Anhören zufrieden mit dem Kopf mitzunicken. "It's all good, man. You know, whatever".