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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

26. 4. 2016 - 18:22

Beautiful Noise

"Gore" heißt das experimentierfreudige neue Album der Deftones.

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"Anders", so beschreibt Deftones-Sänger Chino Moreno das neue Album "Gore". Anders als die letzten Alben, anders als der Rest, aber doch ganz klar im eigenen Sound der Band beheimatet. In dieser Welt irgendwo zwischen Melancholie und Aggression, die in den 90ern aus diesem Ding namens Nu-Metal herausgewachsen ist.

"Ich denke, wir haben von Anfang an gewusst, dass wir dieses Album etwas anders als die letzten beiden machen wollten. Und ich glaube, dass wir das auch definitiv geschafft haben. Es ist immer noch eine Deftones-Platte - da haben wir nicht wirklich neue Einflüsse gehabt, die das ändern würden - aber es ist eine Erweiterung der Dinge, die uns angenehm waren", sagt Chino über das Album.

Die Deftones spielen am 12. Juni am Novarock Festival.

"Prayers/Triangles", "Hearts/Wires" und "Acid Hologram" heißen die Tracks auf "Gore". Namen, die Liedern der großen Mystiker Deftones gerecht werden. Lyrics, die in ihrem eigenen Hall verschwimmen, atmosphärische Hintergrundakustik zwischen Glockenspiel und Regentropfen. Und darüber immer die Gitarre von Stephen Carpenter: verzerrt, dicht, überwältigend. Das ist der Sound der Band aus Sacramento, auch auf dem neuen, achten Album.

Deftones Bandfoto

Frank Maddocks

"Wenn man den Titel und das Artwork miteinander vergleicht, dann ist das ein Widerspruch. Und das ist für mich wunderschön", sagt Moreno über das visuelle Design von "Gore", über den Schwarm pinker Flamingos, der über das Albumcover fliegt.

"Ich denke, dass die Deftones immer mit dieser Dynamik geflirtet haben. Mit einem Yin und Yang der Dinge, die provokativ sind und der Dinge, die schön sind. Während unsere letzten beiden Alben viel optimistischer waren, ist dieser Titel absichtlich anders. Das ganze Album ist anders."

And now we face the sky

Die Lautstärke und Distortion der Deftones, die Stimmgewalt wird umso bedeutender, wenn die Band mal leiser wird. Wenn Effektpedale die Gitarrensounds in nicht zuordenbare Ambientklänge verwandeln. Wenn das sanfte Brummen des Verstärkers zum eigenen Instrument wird. Nur um dann von Schlagzeug und Verzerrung aus der Ruhe geworfen zu werden. "(L)MIRL" ist so ein Höhepunkt auf dem Album. Ein Akronym für "(Let's) Meet In Real Life": "When I re-awake, I'll re-awake in the waves, In a new realm. Catch this dream on film, You might just get used to it. And you'll smile, smile, and dive deep", singt Chino darauf und erinnert musikalisch und lyrisch an das große Album aus dem Jahr 2000, "White Pony" und Songs wie "Change" und "Back to School".

Deftones Gore Album Cover

Warner Bros. Records

"Gore" von den Deftones ist auf Reprise erschienen.

Eins ist schon beim allerersten Hören der Platte klar: "Gore" ist das Album, das die Deftones machen wollten. Da gibt es keinen Druck durch die Musikindustrie darauf zu spüren, kein Bedürfnis Erwartungen zu erfüllen oder Leute zufriedenzustellen. Und dadurch entsteht ein Stück Musik, das frei ist von äußeren Zwängen und das bei jedem Hören andere Emotionen transportiert. Mal macht es traurig, mal glücklich, ein musikalischer Wunschbrunnen, der genau die Gefühle erweckt, die man gerade fühlen willen. Aber eine Konstante bleibt immer: "Gore" ist unmissverständlich ein Werk der Deftones. Kompromisslos, experimentierfreudig, einzigartig.