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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

30. 4. 2016 - 08:00

FM4 Videopremiere: Scarabeusdream - "Leave Home"

Durch Reduktion nah an der Realität. Das grenzgeniale burgenländische Duo Scarabeusdream begeistert mit neuer Platte und neuem Video. Gefeiert wird mit überraschenden Konzerten.

Es ist die "beste burgenländische Band der Welt" ist oft zu lesen. Und wahrscheinlich auch die Verrückteste. Scarabeusdream ist das Schlagzeug-Klavierduo von Bernd Supper und Hannes Moser, geboren aus dem brachialen Hardcore der 1990er Jahre. Dabei war das Freisetzen ihrer Energie durch Musik und Performance immer schon das Wichtigste.

Vor acht Jahren haben sie ihr Debüt mit dem schönen Titel "Sample Your Heartbeat to Stay Alive" veröffentlicht. Dass ihr zweites Album nun "tacet tacet tacet" heißt, also "stille stille stille", liegt nicht daran, dass Hannes und Bernd die letzten Jahre in Stille und Einsamkeit verbracht hätten. Vielmehr ist man verschiedene Phasen durchlaufen, von Euphorie über Reibereien bis zur gewohnten Sinnsuche.

Scarabeusdream

Daniel Terier

Das Resultat der vielen Jahre liegt im Weg, den die zwei Musiker beschritten haben, der sie schließlich zu so einem wundervollen Moment wie der ersten Single "Don't Waste Your Tears" gebracht hat, den das Duo poppiger denn je klingen lässt. Als Grund geben die beiden an, erstens nichts dafür zu können - sie machen einfach nur das, wonach ihnen ist und was sie machen müssen, und zweitens seien diese Aufnahmen ja nicht die Wahrheit, sondern nur eine Momentaufnahme.

Das zweite Stück, das die Veröffentlichung des neuen Albums begleitet, nennt sich "Leave Home" und ist laut Bernd "das emotionale Herzstück des Albums". Ungewohnt ruhig und extrem reduziert bieten uns hier die beiden Burgenländer einen tiefen Einblick in ihre Seele, sowohl musikalisch als auch textlich.

Scarabeusdream live:

  • 30.04.: Arena, Wien
  • 12.05.: ppc, Graz (mit Doomina)
  • 13.05.: Röda, Steyr (mit Hearts Hearts)
  • 08.07.: mukuku, Kremsmünster
  • 15.07.: Open Air, Ottensheim
  • 23.09.: Redbox, Mödling (mit Fuck Up Electonic Madness)
  • 14.10.: pmk, Innsbruck

"In diesem Stück geht es um die bittere Erkenntnis: Wenn nur mehr Mist übrig ist, dann kann man daraus kein Zuhause mehr bauen. Dann muss man irgendwie - so schwer es auch fällt - den Standort wechseln. Es ist für mich ein furchtbar trauriges Lied", meint Bernd.

Gedreht wurde am Sportplatz Pinkafeld, bei eisigem Wind und grauem, wolkenverhangenem Himmel. Wie die Nummer selbst, die für zweieinhalb Minuten nur mit zerbrechlichem Gesang und einsamen Klavierakkorden auskommt, transportiert das Video durch seine Einfachheit große Realitätsnähe. Man kann den Wind in den Haaren regelrecht spüren, die Kälte auf der Haut fühlen, die unter die Bettdecke am Sportplatz kriecht. Und auch wenn man es nicht möchte, kann man sich - während sich der unglaublich tröstliche Refrain erhebt - sogar die Asche auf der eigenen Zuge schmecken.

Dieses Stück ist nur eines von wilden und großartigen Songs des neuen Scarabeusdream-Albums "tacet tacet tacet". Präsentiert werden die neuen Songs mit einigen Konzerten, wobei man bei dem Duo nie weiß, was man an dem Live-Abend tatsächlich bekommen wird. Leise Stücke können zu Lärmextasen werden, hardcore-mäßige Songs fallen plötzlich in sich zusammen und werden zu kontemplativen Ruhepolen auf der Bühne. Alles passiert so, wie es für Bernd und Hannes in genau diesem Moment sein muss. Und auch das macht Scarabeusdream zu einer der unberechenbarsten und somit spannendsten Bands, nicht nur im Burgenland.