Erstellt am: 24. 4. 2016 - 17:00 Uhr
#BPW2016: Klarer Sieg für Norbert Hofer
Um Punkt 17:00 Uhr haben die letzten Wahllokale geschlossen, und um Punkt 17:00 Uhr ist das gewohnte politische System in Österreich gehörig durcheinandergewirbelt worden: Der Freiheitliche Norbert Hofer hat bei einem überraschend klaren Sieg im ersten Wahlgang zur Präsidentschaftswahl sogar die Umfragewerte seiner eigenen Partei übertroffen und (wahrscheinlich noch entscheidender): die Kandidaten beider Regierungsparteien landen abgeschlagen bei jeweils knapp über 11% der Stimmen.
Ergebnis inklusive Wahlkarten-Prognose
Norbert Hofer | 1.499.971 | 35,1% |
Alexander Van der Bellen | 913.218 | 21,3% |
Irmgard Griss | 810.641 | 19,0% |
Rudolf Hundstorfer | 482.790 | 11,3% |
Andreas Khol | 475.767 | 11,1% |
Richard Lugner | 96.783 | 2,3% |
Wahlberechtigte | 6.382.486 | |
Wahlbeteiligung | 4.371.912 | 68,5% |
ungültige Stimmen | 92.742 | 2,1% |
gültige Stimmen | 4.279.170 | 97,9% |
#BPW16
FM4 begleitet die Wahl ausführlich mit KandidatInnenporträts, Wahlkampfanalysen und natürlich den Ergebnissen der Wahl am 24. April und der Stichwahl am 22. Mai.
Aus dem erwarteten Dreikampf um die beiden Plätze in der Stichwahl am 22. Mai wurde ein Duell zwischen der parteilosen Kandidatin Irmgard Griss und dem offiziell ebenso parteilosen Kandidaten der Grünen Alexander Van der Bellen, den nach aktuellen Zahlen Alexander Van der Bellen mit 21,3% der Stimmen für sich entscheiden konnte.
APA/GEORG HOCHMUTH
Norbert Hofer ist - allen Umfragen zum Trotz - den beiden deutlich davongezogen und hat auf den ersten Blick nun beste Chancen, nach dem 22. Mai als neuer Bundespräsident in die Hofburg einzuziehen. Mit Sicherheit ist er aber jetzt schon für das bisher beste bundesweite Wahlergebnis der FPÖ verantwortlich. Front-National-Chefin Marine Le Pen und auch der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders gratulierten via Twitter bereits ganz herzlich.
Die beiden Kandidaten der Regierungsparteien verpassen den Einzug in die Stichwahl klar und kommen jeweils nur auf etwa 11%. Nach Auszählung der Briefwahlstimmen ist auch klar, wer von beiden am Ende sogar am desaströsen 5. Platz zu liegen kommt: Andreas Khol liegt nochmal etwa 7.000 Stimmen hinter den SP-Kandidaten Rudolf Hundstorfer.
Damit ist auch klar, dass erstmals in der Zweiten Republik keine Regierungspartei den Bundespräsidenten stellt; und dass - spätestens nach der Stichwahl, vielleicht aber sogar früher - auch innerhalb von SPÖ und ÖVP einiges an Gesprächs- und Erklärungsbedarf herrschen wird.
APA/GEORG HOCHMUTH
Bereits am Wahlabend hat so beispielsweise SP-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid "zwar keine personellen, wohl aber inhaltliche Konsequenzen" angekündigt. Sehr wohl solche Konsequenzen und die schnellstmögliche Einberufung eines Bundesparteivorstandes fordert die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, Julia Herr: "Das heutige Ergebnis ist Faymann zuzurechnen." Die SPÖ brauche einen Kurswechsel und eine personelle Neuaufstellung.
In der ÖVP sieht sich der Klubchef Reinhold Lopatka den Grund für das schlechte Abschneiden von Andreas Khol nicht zuletzt bei den Meinungsforschern: Die Umfragen seien an der Grenze zur Manipulation gelegen. Auch VP-Chef Reinhold Mitterlehner sieht seinen Kandidaten als "Opfer der Meinungsforscher", sprach von einem "enttäuschendes Ergebnis" und kündigt "organisatorische Konsequenzen" an. Die Koalition will er nicht auflösen, allerdings einen "Relaunch" durchführen.
Eine erste personelle Konsequenz gibt es aber auch in der ÖVP bereits: Andreas Khol will sich nach diesem Ergebnis aus der Politik zurückziehen.
Der sechste Kandidat, Richard Lugner, zeigte sich aber enttäuscht: "Das ist sehr, sehr wenig." Im ORF-Interview kündigte er an, dass das sein letztes Antreten bei einer Wahl war.
Wen haben die Jungen gewählt?
Seinen Einzug in die Stichwahl verdankt Alexander Van der Bellen laut ISA/SORA-Wahltagsbefragung vor allem seinen jungen Wählern und Wählerinnen. Bei den Unter-30-Jährigen liegt Van der Bellen deutlich vor Irmgard Griss.
ISA/SORA
Bei den "Männern unter 30" hätte Norbert Hofer laut Wahltagsbefragung sogar bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geholt. 51% dieser Bevölkerungsgruppe haben ihm ihre Stimme gegeben. Allerdings nur 21 % der unter 30-jährigen Frauen. Damit ist der Geschlechterunterschied in keiner Gruppe so groß wie bei den jungen WählerInnen des FP-Kandidaten.
Neue Polit-Karte so bunt wie nie
Wie untypisch diese Wahl verlaufen ist, zeigt sich auch daran, dass - abgesehen von Richard Lugner - alle fünf weiteren KandidatInnen zumindest einzelne Gemeinden als jeweils Stimmenstärkste für sich gewinnen konnten. Eine nach den jeweils stärksten Kandidaten eingefärbte Landkarte zeigt sich nach diesem Wahlgang blau mit grünen, roten, schwarzen und Griss-farbenen Sprenkeln.
APA
Bei den Bezirken lichtet sich das Kandidatenfeld dann deutlich. Neben Norbert Hofer konnte nur Alexander Van der Bellen ganze Bezirke für sich gewinnen. Neben Feldkirch, Innsbruck und Graz gleich mehrere Bezirke in Wien. In der Bundeshauptstadt hat Van der Bellen insgesamt die Nase vorne.
Alle Ergebnisse und die ersten Reaktionen der KandidatInnen und Parteien auf orf.at/wahl.
Am Montag in FM4 Connected
Wer hat eigentlich wen gewählt? Waren wirklich die Meinungsumfragen Schuld am schlechten Ergebnis von Hundstorfer und Khol oder war das doch eher "die Abrechnung mit rotschwarzer Überheblichkeit", wie der steirische FP-Chef Mario Kunasek heute meinte?
Meinungsforscherin und Politikwissenschaftlerin Eva Zeglovits analysiert im FM4-Studio das Ergebnis der Wahl.