Erstellt am: 22. 4. 2016 - 16:33 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 22-04-16.
#musicalnostalgia
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Siehe auch:
Prince hat mein Leben zerstört und ich bin ihm dankbar dafür. Er hat mir ein besseres ermöglicht - Kristian Davidek beschreibt das wahrlich genregrenzensprengende Wien-Konzert von 1987.
Dave Dempsey, wie Prince in Minneapolis aufgewachsen sagt Good-night, sweet Prince und weitere gesammelte Reaktionen
Für eine kurze Zeit in der Mitte der 80er war Prince der wichtigste Popmusiker des Planeten, Meister aller Klassen, bewundert von Underground, dessen DIY er entstiegen war, verehrt vom Mainstream, den er mit seiner spielerischen Intelligenz um den kleinen Finger wickelte, geliebt von den Frauen, die er in seinen Songs aufmerksam umgarnte, geachtet von den Männern (die sich auf Gitarrensoli, Autos und Ego berufen konnten, um die homoerotischen Untertöne ihrer Interesses verdrängen zu können), angebetet von der gay/lesbian community, verehrt von Unterprivilegierten jeglicher Art, geschätzt von Mittelstand und Aufsteigertum und selbst von den Bildungsbürgern als eine Art erratischer Elfenbeinturm-Künstler alter Schule anerkannt. Auf Prince konnte man sich weltweit einigen, so 82/3 bis 87/8.
Jetzt ist er gestoben; und anlässlich dieses Todes erfahre ich gerade viel zu viel, Dinge, die ich allesamt nicht wissen wollte: Opiat-Sucht, save shots, OD (ich weiß nicht, warum ich an Dr. John Thackery aus The Knick denken muss), aber auch verschwörungstheoretischer Schwachsinn aller Art - sicher eine logische Folge eines Graceland-Schicksals, das den Besitzer des Paisley Parks wie einen Virus umfasst hatte.
Das ist der entscheidende Gegensatz zu Stars, die heute eine vergleichbare Rolle als Popstar einnehmen: Kanye West zb, über den wir alles wissen, wo jeder private Furz einmoderiert, wo jede Äußerung als Objekt ausgestellt wird. Über Prince wusste man nicht arg viel mehr als das, was eine recht restriktive PR an Image nach außen dringen ließ. Um damit eine musikalische Persona aufzubauen, genügte das.
Prince ist auch einer der Vorreiter der Popkünstler, die für ihre Copyrights gekämpft haben. Entsprechend lückenhaft muss eine auf Videos basierende Auswahl bleiben.
I Wanna Be Your Lover
Prince begann als One-Man-Soulband auf der Suche nach einem neuen zeitgemäßen Sound. Und als Botschafter einer neuen, zwar hochschlüpfrigen aber durch Liebe angetriebenen Sexualität.
I wanna be your Lover - Prince, vom zweiten, selftitleten Album 1979
Die weiteren Entwicklungsschritte manifestieren sich in When You Were Mine vom 80er-Album Dirty Minds oder Little Red Corvette vom 82er-Album "1999", seinem Szene-Durchbruch, hier in einer acoustic-live-Version.
I Would Die 4 U
I Would Die 4 U aus dem Purple Rain-Film, dem Durchbruch von 1984. Mit Film, Platte, Let's Go Crazy, When Doves Cry und Purple Rain katapultiert sich Prince an die Spitze von allem.
"Around the World in a Day" von 1985 zementiert ihn dort, vor allem, weil das Album künstlerisch hochgepriesen wird. Hits wie Raspberry Beret mit der gloriosen Eröffnungszeile: "I was working part time in the Five&Dime", Arbeiterlyrik sozusagen oder Pop LIfe, das beste Selbstbild des Popstardaseins in Poplyrik-Form, bringen Prince in jede Party und jede Disco des Planeten.
Sign o' the Times
Getoppt wird das, nach einem leichten Durchhänger mit dem fragilen Album Parade und dem verkitschten Film "Under the Cherry Moon" vom imposanten 87er-Album Sign o' the Times.
Sign o' the Times, das Titelstück von gleichnamigen Album, revolutionär in Herangehensweise, Artwork, Video und Inhalt etc - wie zb auch in The Cross.
Prince hält sich bis zum Black Album 1995 noch in der Spitzenklasse der Aufmerksamkeits-Ökonomie, warum er mich so rund um 1990 verliert zeigt Cream aus Diamonds & Pearls von 1991, alles ist bereits in eine Glätte getaucht, die meine Welt schon verlassen hatte, wo öd-austauschbare Models komplexe Side-Ladies wie Wendy & Lisa ersetzt haben.
Starfish and Coffee ft The Muppets
Zum Schluss das vielleicht schönste Prince-Video ever. Prince ist third in line, kommt direkt nach Kevin und Lucy: Starfish and Coffee, Prince und die Muppets mit einer nachgespielten Kindheiterinnerung an die Schulkantine, eine Ode an den Individualismus. Prince als großer Erzähler, feiner Tänzer, sensibler Erspürer von Zwischentönen, Prince als spaßiger Ernstmeiner; in seiner besten Rolle eben.