Erstellt am: 23. 4. 2016 - 15:00 Uhr
Entfremdete Geschwister
"Alvas Stimme war leise, doch ihre Augen funkelten, und das mochte ich sehr. Ich erzählte ihr von meinen Ferien in München und wie ich das Haus aufgesucht hatte, in dem ich aufgewachsen war."
Bogenberger Autorenfotos
"Sie haben jetzt alles renoviert. Sogar die Schaukel und das Baumhaus im Garten sind verschwunden, da wachsen jetzt Blumen. Es sieht so anders aus, so fremd. Als ich da war, habe ich mich beobachtet gefühlt wie ein Dieb."
Diogenes
"Vom Ende der Einsamkeit" ist der bereits vierte Roman von Benedict Wells. Sein erster vor acht Jahren war ja "Becks letzter Sommer" und wurde letztes Jahr mit Christian Ulmen für das Kino verfilmt. In "Vom Ende der Einsamkeit" geht es es um drei junge Menschen, nämlich um Geschwister, die als Kinder bei einem Unfall ihre Eltern verloren. Obwohl alle drei im selben Internat sind, verlieren sie sich aus den Augen, ja, sie entfremden sich.
"'Was ist eigentlich mit deinen Geschwistern', fragte sie? 'Wie oft siehst du sie noch?' Ich nahm einen tiefen Zug und überlegte, ob ich von der Fremdheit erzählen sollte, die sich zwischen meine Geschwister und mich geschlichen hatte. Doch ich zuckte nur mit den Schultern. 'Meine Schwester lebt gerade in London, glaube ich. Und mein Bruder in Wien.'"
Meisterstück
Als Meisterstück bezeichnen LiteraturkritikerInnen diesen neuen Roman von Benedict Wells, und seine Fans tun das sowieso. "Vom Ende der Einsamkeit" ist eine packende und wirklich berührende Geschichte, ein Roman fast wie ein Film - wieder. Eine Lovestory auch. Traurig, fröhlich, voller Details, aber nie überladen, und niemals laut und marktschreierisch.
Ein Plattenspieler und die Plattensammlung, die der junge Hauptprotagonist Jules besitzt, sind von seiner Mutter, die er, wie gesagt, als Kind verloren hat. Sie haben eine besondere Bedeutung für ihn.
"Ich legte Pink Moon von Nick Drake auf. Früher hatte ich mich kaum für Musik interessiert, nun war es jedes Mal ein Glücksmoment, wenn die Nadel knisternd auf dem Vinyl aufsetzte."
Kürzlich wurde bekannt, dass der in Berlin lebende Münchner Benedict Welss mit "Vom Ende der Einsamkeit" den European Union Prize For Literature gewonnen hat. Den Roman gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Robert Stadlober.