Erstellt am: 21. 4. 2016 - 19:05 Uhr
"I'm not Hollywood, I'm Hollyhood"
Wenn man hierzulande Florida erwähnt, flimmern hauptsächlich Urlaubsklischees wie weißer karibischer Strand oder pastellfarbene Art-Deco-Häuschen vor dem inneren Auge. Florida, der südöstliche Zipfel der USA, ist aber auch der Bundesstaat, der großteils auf Sumpf gebaut ist und deshalb von den steigenden Ozeanen am stärksten betroffen ist. Ein seltsamer Ort mit beträchtlicher Alligatorenpopulation, der aber mit dem Miami Bass auch die Mutter aller Bassmusiken hervorgebracht hat. Derselbe Staat, in dem unbewaffnete, schwarze Teenager von verängstigten Bürgern schon mal in "vorbeugender Notwehr" abgeknallt werden. Genau aus diesem vermeintlichen Sunshine State kommt auch der junge Rapper Kodak Black, genauer gesagt, aus einem housing project an den nördlichen Ausläufern Miamis.
Kodak Black
Auf Pressefotos sieht der 19-jährige Sohn haitianischer Immigranten eigentlich noch wie ein Kind aus - wenn man von den Tattoos und dem vielen Gold am Körper und im Mund absieht. Tatsächlich hatte der junge Mann aber wegen Raubüberfällen schon mehrere Aufenthalte im Jugendgefängnis hinter sich, bevor er sich doch für die Rap-Karriere entschloss - inspiriert übrigens von seinem Idol Boosie. In seinem Fall trifft die oft zitierte Mobb Deep-Zeile I'm only 19, but my mind is old also definitiv auch zu.
Ähnlich wie auch Chief Keef in Chicago verpackt er diesen Mindstate, der natürlich auch ein Produkt der Hoffnungslosigkeit dieser Generation junger Afroamerikaner ist, in sehr verdrogte Rap-Musik. Und deutet die kaum vorhandene Perspektive raus aus dem Elend als Loyalität zu seiner 'Hood um:
Fuck the industry, I'm in the streets
I ain't never been to Hollywood
I'm not Hollywood, I'm Hollyhood
I don't wanna go to Hollywood
Der FM4 HipHop-Lesekreis (Natalie Brunner, Mahdi Rahimi und meine Wenigkeit) hat über Kodak Black, der auch dank Instagram-Dad Dance von Drake (was diesem wiederum als Vereinnahmung vorgeworfen wurde) tatsächlich zum Hoffnungsträger aufgestiegen ist, gesprochen: