Erstellt am: 19. 4. 2016 - 18:07 Uhr
Körpernormen brechen
World Famous *BOB* ist nicht nur eine New Yorker Burlesque-Performerin und Trainerin, sondern auch eine der lautesten Stimmen weltweit, wenn es um das ultimative Selbstbewusstsein geht. World Famous *BOB* ist ständige Gast-Rednerin in Harvard und Yale, wurde von den Fotografen Martio Testino und David LaChapelle, ob ihrer Figur und dem selbstbewussten Umgang damit, nackt fotografiert. Sie gibt Selbstbewusstseins-Workshops, unter anderem auch bald in Wien auf dem Boylesque-Festival.
Aber wer ist Sie und wie ist sie so selbstbewusst?
Amy Touchette/ClampArt
Ursprünglich ist sie in Kalifornien geboren und hat sich selbst und ihr zu Hause in der Neo-Burlesque-Szene in New York in den Anfängen der 90er Jahre gefunden.
Fakt ist auch, dass sie ein Unikat als weibliche Burlesque-Performerin ist. Ihr männlicher Name verwirrt, *BOB* ist aber ihr legaler und offizieller Name, den sie vor 10 Jahren gerichtlich änderte. Sie ist auffällig, ihr Stil ist von der Drag-Kultur beeinflusst, sie ist over the top und wird oft als männliche Drag assoziiert. Aber das ist, obwohl sie auch als Drag Queen in Drag Clubs auftritt, falsch.
"I have my own gender journey, which is seperate, I actually identify as gender non conforming"
Damit meint sie, die herrschende Norm zu brechen. Denn so wie sie ist, passt sie nicht zu der Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Sie stellt sich ihrem Körper und kämpft bewusst gegen das mediale Idealbild einer Frau.
"I feel like making people feel bad about their bodies is a businnes. People make a lot of money making people feel bad about their body and the only thing we can do to fight back, is not give them our money."
Adieu, Körpernorm!
Claus Pirschner spricht mit Boylesque-Tänzer Jacques Patriaque über die emanzipierte Körperlichkeit im Boylesque sowie mit AnruferInnen über Körpernormen und ihren Umgang damit. Am Dienstag, den 19. April, in FM4 Auf Laut (21-22h) und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.
Um es nach *BOB*'s Regel zu beschreiben:
Auf globalem Level rät sie dazu, Zeitschriften die ein genormtes Idealbild des Körpers zeigen, nicht mit dem Kauf zu unterstützen. Sie spricht von Magazinen, die mit Titeln wie "Schnellen Gewichtsverlust" oder "Dieser Star hat so und so viel Kilos verloren" prangern. Es geht ihr um die Werte, die jeder Mensch für sich finden und wahrnehmen soll.
"The industry is messed up, it's not us. And those are the people that I am interested in having come to my class so I can help them, to help themselves."
Es liegt regelrecht in unserer Macht, ob wir die Industrie weiter sponsern wie das Bild auszusehen hat, ob wir zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein oder sonst einer Norm entsprechen.
Auf persönlichem Level rät *BOB* dazu, sich selbst nicht anzulügen, denn der eigene Körper weiß, wenn man diesen anlügt. Vielmehr sollte man sich bei dem nicht so geliebten Part des eigenen Körpers bedanken, dass dieser da ist und Gesundheit wünschen.
Amy Touchette/ClampArt
In ihren Workshops hilft sie das Selbstbewusstsein einzelner zu stärken. Aber woher hat sie es selbst?
"I was surrounded by these really empowered women who also have the courage to not have good days or to feel weird about their body, they had all the same set of issues that I did but they were still these amazing over the top creatures that celebrated their sexuality and took on the challenges of the world and created their own value instead of having society say what was valuable."
Sie erzählt, dass es nicht der Applaus ist, der sie stark macht. Ein bisschen sind es die einzelnen Komplimente von anderen Frauen, die ihren Mut ihren Körper so selbstbewusst zu inszenieren, oft bewundern. Aber vielmehr ist es ihre Umgebung, die *BOB* so selbstbewusst machten und halten.
"I only got that courage and self confidence when I started Burlesque and the interesting part of my story is, it wasn't from the audience that I got confidence, it was from the other people backstage. And I feel like, if you want be something, hang around the thing you want to be."
"I feel like burlesque pleases all of the sense, including the brain, there is something very smart about it."
Ein Leben ohne Burlesque würde sie womöglich nicht so selbstbewusst machen. Burlesque ist aber nicht nur das Bild des Striptease, hinter Burlesque steht eine lange Geschichte, voll Zirkus und Akrobatik und Show und Entertainment.
"The reason why people are so drawned by Burlesque. Yes it is sex, we are taking off our clothes but it's doing it in a way where people don't have access to. You can watch a porn. Ok, I just watched a porn. You can take off your clothes. Ok, I just took of my clothes. But to watch something that tells you a story in such a phantastical way and have sexualtiy be a part of it but also have playfulness and narrative and visual and costumes. I feel like burlesque pleases all of the sense, including the brain, there is something very smart about it."
Der ehrliche Blick in die Welt dieser Frau
Amy Touchette/ClampArt
Amy Touchette ist eine New Yorker Fotografin, die von *BOB*, der Bombe als Frau, sehr begeistert war und sich dazu entschied, sie 6 Jahre lang fotografisch zu begleiten. Es dauerte weitere 4 Jahre all die tausenden Fotos zu sortieren und auszuwählen, bis das Buch "Shoot The Arrow: A Portrait of The World Famous *BOB*" fertig war. Somit ist es ein 10-jähriges Projekt geworden, es gibt wohl kaum jemand anderes, der einen exklusiveren Zugang zu *BOB* bekam als Amy Touchette, die Fotografin. Amy Touchette sagt über *BOB* und die Ausstellungen zu ihrem Fotobuch: "I love it when she comes to events because then people can get to know her. After all, that’s what it’s all about."
Alle Infos zum Workshop am 19. Mai 2016 während des Boylesque Festivals in Wien findet ihr hier.
FM4 Auf Laut - Adieu, Körpernorm!
Jacques Patriaque ist Boylesque-Tänzer. Seine Performances sind parodierend und erotisch. Boylesque- wie auch Burlesque-Darbietungen fallen insbesondere durch die Vielfalt der Körper der TänzerInnen auf - abseits der aktuellen diskriminierenden Schlankheits- und Fitnessnorm in der Gesellschaft. Boylesque lebt vom Spiel mit Kostümen und der Parodie von Stereotypen- und Geschlechterrollen. Der Künstler Jacques Patriaque lädt nun zum dritten Mal zum immer beliebter werdenden Boylesque Festival in Wien ein. Claus Pirschner diskutiert mit Jacques Patriaque über die emanzipierte Körperlichkeit im Boylesque sowie mit AnruferInnen über Körpernormen und ihren Umgang damit. Am Dienstag, den 19. April, 21-22 Uhr.
Anrufen und mitdiskutieren unter 0800-226 996 oder international unter 0043-1-5036318.