Erstellt am: 18. 4. 2016 - 15:50 Uhr
We are down with it
Jazzige Soulmelodien, eine unverkennbar weiche Stimme, lässige Instrumentalparts – das waren die Markenzeichen von Songs wie "Four by Four" oder "Salute". Schon der Name ROBB klingt fast genauso smooth wie die erste EP "Clay", die die Wiener Band im Herbst 2014 veröffentlicht hat.
Jetzt: nicht all new, aber much different. "Heat", die zweite EP, ist da.
Patrick Domingo
Chchchchanges
Bevor nun das Debütalbum im Herbst erscheinen soll, legt das Wiener Quintett noch eine EP vor, die doch ein bisschen mehr aus der Reserve locken soll. Die erste EP konnte man schon sehr, naja, entspannt anhören, schmunzelt Sänger Robert Summerfield, da wollten wir diesmal schon ein bisschen mehr ins Extreme gehen.
ROBB freuen sich nämlich ehrlich auch mal über negatives Feedback. Lieber eine ehrliche Meinung, dass diese neuen vier Songs total für den Eimer sind, als der gefällige Mittelweg, der dann gern zu jeder vollen Stunde landesweit im Airplay landet. Mit der neuen EP wollte die Band mal sehen, wohin das Album gehen soll. Ein bisschen polarisieren.
"Goldmind" heißt die erste Single und ist ein prasselnd-fetziges Ungetüm mit zischenden Riffs, Uptempo, Grooves, die die Füße zappeln machen. Dazu wurde ein im besten Sinne verrücktes Video gedreht, das auch sehr schön zur Philosophie der neuen Songs passt: Sich ein bisschen dem inneren Nerdtum hingeben. Zu sehen ist eine Flipperhalle, bzw. die Leute, die sich dort richtige Battles liefern. Eine Underground-Szene, die weitgehend unbekannt ist, aber eine richtige Subkultur hervorgebracht hat. Ähnlich funktioniert auch der Song: Robert erzählt, während der Arbeit an den neuen Stücken durften mal alle so richtig ihren eigenen, inneren Nerd – den produktiven Schweinehund? – rauslassen. Tüfteln, tüfteln.
Lieber im Wohnzimmer
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Im Zuge dessen wurden große Teile der Produktion ins Homestudio verlegt. Erstmals wurde so gut wie alles in Eigenregie aufgenommen und produziert, was das Klangbild, so Robert, sicher deutlich geformt hat. Außerdem ist die Band jetzt in der glücklichen Lage, sich wirklich schon sehr gut zu kennen – menschlich wie musikalisch. Ob Michi an den Drums eine Idee in die Runde wirft oder Ross am Bass ein paar Hooklines zaubert - beim gemeinsamen Jammen entstehen die besten Songs.
Alte, neue und topaktuelle Anspieltipps von ROBB gibt es hier.
Das Verständnis als Band war von Anfang an die Prämisse, der wir nach wie vor folgen. Gemeint ist die Liveumsetzung: Es soll keine Beats geben, die auf der Bühne nicht wiedergegeben werden können. Alles soll im Großen und Ganzen auch live so wie im Studio funktionieren. Eine hybride Umsetzung des Albums ist die beste Liveperformance, so Robert. Straff und starr soll es aber natürlich überhaupt nicht sein, lieber eins draufsetzen als tiefstapeln. Da darf die Gitarre dann schon einmal die Line des Synthesizers zupfen. Improvisation ist die Königsdisziplin im Jazz. Und ROBB sind scharf auf die Thronfolge.
Live sind ROBB das nächste Mal am 23. 4. in der Linzer Stadtwerkstatt – gemeinsam mit Johann Sebastian Bass – zu sehen.
Was ist also neu auf "Heat"?
ROBB
Die EP "Heat" von ROBB ist via 2A Records erschienen.
Die Attitüde der Band, die Herangehensweise, das Selbstverständnis ihres "eigenen" Sounds. Wer sind denn eure Vorbilder? Die Frage - oder besser noch die Suche nach dem eigenen Sound ist die spannendste, aufreibendste und wichtigste Challenge einer jungen Band. Mittlerweile ist es weniger der musikalische Output an sich als das professionelle Handwerk ihrer Idole, auf das ROBB sich berufen. Oder: das sie sich zum Vorbild nehmen.
"Heat" ist eine vierfärbige Diskokugel. Sie ist nicht mehr nur smooth, sie ist ausgefallen, fast ein bisschen schräg geworden. Das macht aber gar nichts. Was sich nicht geändert hat: am bandinternen Plattenteller laufen noch immer am liebsten alte Motown-Scheiben auf Dauerrotation. Den Soul nach wie vor tief in den Knochen, funktioniert der jetzt dazugemischte Spacefunk ohnehin dann am besten, wenn alle ein bisschen verrückt werden.