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Gersin Livia Paya

Limonaden-trinkendes, unbändiges Faible für Abenteuer

16. 4. 2016 - 10:46

Schallplatten Brigitte

Es war einmal 1959 und "Schallplatten Brigitte" eines der ersten Schallplattengeschäfte Wiens. Bald muss es dem breiten Straßenausbau zum Hauptbahnhof weichen. Bis dahin schwelgen wir noch ein letztes Mal in vergilbtem Vinyl.

Gersin Livia Paya

Heute ist Record Store Day - der Tag um deinem liebsten unabhängigen Plattenladen einen Besuc abzustatten! Und auch im FM4 Radioprogramm kommen geliebte Platten nicht zu kurz!

Franz Senolt ist der Mann, der hinter dem Tresen von "Schallplatten Brigitte" steht und Platten aus den Sechziger und Siebziger Jahren verkauft. Alles begann damit, dass seine Schwester Brigitte mit 19 Jahren das leere Geschäftslokal füllen wollte. Im Besitz der Eltern wechselte es von Restaurant zu Zoohandlung und bevor es zur Institution der DJs der Stadt wurde, war es noch ein kleines Kafeehaus.

Gersin Livia Paya

Brigitte Komarek starb 2013 und vererbte den Schallplattenladen mit dem Wunsch, dass ihre Geschwister diesen weiter betreiben. Der Bruder hat schon mit 14 Jahren im Geschäft der Schwester mitgeholfen und erinnert sich gerne an die "goldenen Zeiten".

"Es sind Discjockey's gekommen und haben nachgefragt, was sie Neues hat. Denn sie wussten, dass Brigitte immer up to date war."

Die Nächte verbrachten Brigitte und ihr Mann damit, amerikanische und britische Radiosender zu hören, um immer am Puls der Zeit zu sein mit ihrer Musikauswahl. Mittlerweile gibt es schon seit ein paar Jahren keine Neuerscheinungen mehr im Sortiment.

Gersin Livia Paya

Senolt erinnert sich an Tage zurück, an denen seine Schwester 300 Stück von einer Platte einkaufte und diese binnen zwei Tagen ausverkaufte. Sogar Roy Black und der Schlagerstar Georges Dimou zählten zur Kundschaft von Schallplatten Brigitte.

Gersin Livia Paya

Ein Potpourri aus gut erhaltenen Platten und vergilbten Covern

In einem Jahr schließt der Laden und bis dahin wird ausverkauft, von Modern Talking über Prince bis hin zu den Beatles ist alles dabei. Nur das laute Abspielen der Platten, verrät Franz Senolt, macht er heutzutage nicht mehr. Das war damals so üblich, dass man nur 40 Sekunden maximum angespielte und dann konnte der Kunde sich für oder gegen einen Kauf entscheiden.

Nicht besonders einfach, wenn man sich an das Jahr 1960 in Wien zurück erinnert. Da kostete eine Langspielplatte bei Brigitte um die 150.- Schilling, wohingegen das Gehalt in der Woche um die 450.- Schilling betrug. "Das waren aber schon die ganz guten Verdiener."

Gersin Livia Paya

Franz Senolt hält den Download von MP3s für eine "Fadität" und nicht als ein Ritual, welches er dem typischen Plattenliebhaber zuschreibt. Er selbst erholt sich mittlerweile von den Rock'n'Roll Zeiten der Sechziger und Siebziger Jahre mit "Die Wut über den verlorenen Groschen" oder einem Klavierkonzert von Mozart. Während im Hintergrund Radio Burgenland Oldies Musik läuft, weil wie Senolt selbst sagt "Da gibt's keine Werbung, das spielt's nur Musik."