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Susi Ondrušová

Preview / Review

14. 4. 2016 - 18:00

Goodbye Good Wife

Mit der 7.Staffel endet nach 7 Jahren die vielleicht beste TV-Anwalts-Serie. Zeit Abschied zu nehmen. #spoilerfree

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Die Geschichte von "The Good Wife" ist schnell erklärt: Chicago´s Staatsanwalt Peter Florrick (Chris Noth) ist in einen Sex-Skandal verwickelt und muss hinter Gitter. Seine Ehefrau Alicia Florrick (Julianna Margulies) steigt nach 13 Jahren Politiker-Ehefrau- Hausfrau-Dasein ins Berufsleben ein: als Rechtsanwältin in der Kanzlei ihres ehemaligen Studienkollegen und Ex-Loverinterests Will Gardner (Josh Charles). Pro Folge gibt es stets einen Fall zu lösen, während sich die Charaktere in der Serie mit Themen wie Familie, Treue, Macht, Politik, Intrigen, Liebe und Sex beschäftigen.

CBS

All das, was am Papier nach einer 08/15-Schnarch-Drama-Serie klingt, ist in Wirklichkeit genau das Gegenteil: "The Good Wife" ist unglaublich clever gut geschrieben. Wenn man einmal der Langzeit-Beobachtung verfallen ist, ist das einzige, was einen an "The Good Wife" stören könnte, vielleicht die SexSells-Fotos am Cover der Staffel-DVDs oder, dass man bei der ersten Staffel der Hauptdarstellerin am liebsten ein RiotGrrrl-Buch um die Ohren hauen möchte, und natürlich dass die Serie nach sieben Staffeln aufhört. Brilliant bleiben bei "The Good Wife" die Charaktere und ihre Entwicklung - die Hauptrollen, die immer wiederkehrenden Nebenrollen, die kurzweiligen Guest Appearances - niemand fällt nervig auf. Selbst die, die im Plot nerven, passen genau dort hin, wo sie sind: der schleimige Junganwalt Cary Agos (Matt Czuchry) und der gefallene und wiederauferstandene Politiker Peter Florrick (Chris Noth). Peter´s Mutter (Mary Beth Peil) oder Alicia´s Mutter (Stockard Channing!)

Gleich im ersten Serien-Jahr ist Julianna Margulies mit einem Golden Globe für "Best Actress in a Television Series" ausgezeichnet worden, es folgten zwei SAG Awards, Emmy Awards für Best Actress, Support Actress, Guest Actress. Nach sieben Staffeln wird Anfang Mai die letzte Folge von "The Good Wife" ausgestrahlt. Auch wenn ich kein Fan von Endlosserien bin und mich ein bisschen auch freue, dass die Serienmacher Michelle King und Robert King die Geschichte von "goodwife-gone-bad-ass-lawyer" zu Ende schreiben werden, wird mir die Serie ziemlich abgehen. Die Vorfreude darüber, mit welchem Twist die Serien-Autoren versuchen werden, die Spannung und das Interesse an "The Good Wife" aufrecht zu erhalten, weicht langsam der Neugier "wie" das Ende der Serie überhaupt ausschauen wird. (Mein Tipp: Gefängnis)


Was in einer Arztserie die plötzlich auftretenden (meist seltenen oder spektakulären) Krankheiten oder Unfälle sind, scheint bei "The Good Wife" eine oder gleich mehrere ineinander verknüpfte Intrigen zu sein. Jeder kann sich eher mit einem zwischenmenschlichen und beruflichen Problem identifizieren als mit einem "Wir werden sie jetzt bei vollem Bewusstsein am Gehirn operieren"-Tumor-Talk. Bei "The Good Wife" geht es von Anfang an um Status. Der gefallene Ehemann, die Ehefrau, die den Weg in eine Selbstständigkeit sucht und in einer streng hierarchischen Kanzlei ihren Platz sucht. Die Geschichte vom Aufstieg, Fall, Neuanfang. Und immer irgendwo ein Wahlkampf. Der von Alicia Florrick oder von ihrem Ehemann. Am besten war die Serie aber immer dann, wenn die Kameras im Gerichtsaal verankert waren. Wenn Alicia Florrick oder die Anwälte der Kanzlei ihre Prozesse gewinnen, verlieren und Vergleiche ausverhandeln. In den 152 bislang ausgestrahlten Folgen (nur mehr VIER bis zum Ende der Serie!!!) waren die Themen der Rechtsstreite ziemlich vielfältig und auch höchst aktuell an der realen Wirklichkeit orientiert. Nicht nur Raub oder Überfall, Mord oder Totschlag. Es gibt Klienten, die Milliardäre sind, sich aber als Teil der 99% Prozent sehen. Dissidenten und ihre Menschenrechte. Überwachung und die NSA. Die fiktive Suchmaschine Chumhum. Es geht um Künstler und ihre Urheberrechte. Hacker oder das Darknet. Vergewaltigungen, Selbstmord, Scheidung. In vielen Folgen geht es um "racial profiling" oder auch die Frage "Was darf Satire!" Pro Fall, pro Folge auch gerne eine ethische Grundfrage, die es zu beantworten gibt.

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Welche Rollen in der Serie am meisten brilliert haben? Natürlich Julianna Margulies, die als Alicia Florrick zu Anfang der Serie noch zerbrechlich und unsicher wird und sich dann - sagen wir mal - weiterentwickelt. Und endlich beginnt für sich einzustehen oder endlich in einen "Ist mir doch egal"-Modus verfällt. Den größten Spaß liefert auf dem Bildschirm Archie Panjabi, die die Wunderwaffe-Detektivin Kalinda Sharma spielt. ("You wanna get me to talk, just say talk. Don't play games!") Christine Baranski als Diane Lockhart - eine der beiden Main-Partner in der Kanzlei, in der Alicia Florrick zu Beginn der Serie tätig ist. Hart und herzlich. Die Beste. Und zu guter Letzt: Eli Gold. ("I am the smartest person I know!") Gespielt vom schottischen Schauspieler Alan Cumming, der als skrupelloser Krisenmanager und politischer Stratege die Florricks auf Trab hält.


Eli Gold sorgt bei "The Good Wife" für die traurigsten aber auch unterhaltsamsten Momente. Nicht unerwähnt bleiben sollten drei immer wiederkehrende Nebenrollen: der skrupellose, hinterhältige Scheidungsanwalt David Lee (Zach Grenier), die höchst unterhaltsame Anwältin Elsbeth Tascioni (Carrie Preston) oder Louis Canning - brilliant von Michael J.Fox verkörpert.

Am 8.Mai wird am amerikanischen Sender CBS die letzte Folge von "The Good Wife" ausgestrahlt. Zeit also jetzt schon anzufangen Abschied zu nehmen. Einfach ein paar alte Folgen mit den obenerwähnten Darsteller_innen anschauen oder gleich bei S1E1 beginnen.