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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

13. 4. 2016 - 11:56

Zehn Notizen zu Noel Gallagher

Noel Gallagher und seine High Flying Birds waren gestern im Rahmen der FM4 Indiekiste zu Besuch im Wiener Gasometer.

FM4 Indiekiste mit Florence & The Machine

Gestern fand auch eine andere, große Indiekiste statt: Florence Welch und Band spielten in der Wiener Stadthalle.

"What the fuck's a Wonderwall anyway?" Das ist mein liebster Interviewmoment aus der Karriere von Noel Gallagher. Gefragt nach der Bedeutung des großen Oasis-Tracks, der Hymne für die Sperrstunde im Pub, war das die Antwort, die Noel in mehreren Interviews dazu geben konnte und wollte. "I really don’t know, but I can safely assume that I was on drugs when I was writing that", so Noel zum Beispiel im Interview mit dem FAQ Magazine.

Mittlerweile ist der Gallagher-Bruder clean und mit seinen High Flying Birds unterwegs. Der "elephant in the room", die große Oasis-Reunion ist aber trotzdem nie ganz wegzubekommen und so tauchen alle paar Monate mal wieder diverse Gerüchte um ein Comeback von Noel und Liam als Einheit auf. Gestern waren Noel Gallagher und die High Flying Birds mit der Vorband Augustines live im Wiener Gasometer zu sehen. Und Oasis-Tracks durften natürlich auch an diesem Abend nicht fehlen.

Eva Umbauer hat Noel Gallagher in ihrem Interview vor der Show auch vorsichtig auf Oasis angesprochen.

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Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Der Sound

Die Hypesongs, die das Publikum vor Konzertbeginn in Fahrt bringen sollen, waren gestern besonders divers und vor allem laut ausgelegt. Da gab es richtig überwältigende In-Your-Face-Soundwände und ruhigere Schunkelsongs. Die High Flying Birds waren mit ihrem eigenen Live-Sound dann genau in der Mitte dazwischen. Und schafften es auch, das schwierig zu bespielende Gasometer ganz gut klingen zu lassen. Was nicht selbstverständlich ist.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Visuals

Man wird nicht Millionär, wenn man sein Geld für Sachen wie exklusives B-Roll-Footage für teure Visuals ausgibt. Das scheint zumindest die Devise von Noel zu sein, dessen Videowand über den Lauf des Konzerts diverseste Variationen von Stock Footage abspielte. Angefangen bei einem 3D-Animationsflug durchs Weltall, über Highwaystraßenaufnahmen bis zu 8mm-Filmeffekten und Slow-Motion-Karussellsequenzen. Ein lustiges Spiel namens "Guess the next stock footage visual!" konnte man auch mit seiner Begleitung zwischen den Songs dazu spielen.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Band

Noel Gallagher's High Flying Birds sind eine sehr gute Band und bespielten auch gestern die Halle mit einem vollen, fast schon zu tighten Sound. Bassist Russell Pritchard sieht dabei im Dunkel der Bühne so aus wie der britische Episodes-Schauspieler Stephen Mangan, Gitarrist David McDonnell sieht aus wie Noel Gallagher.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Das Publikum

Folgende Band-T-Shirts konnten gestern im Publikum erspäht werden: Pink Floyd, Queen, Arcade Fire, Kasabian, Rolling Stones, Nova Rock Festival, Morrissey, Eläkeläset, Bob Marley, Guns'n'Roses, John Lennon, Oasis und Noel Gallagher's High Flying Birds. Wobei die Oasis-T-Shirts drei zu eins in der Überzahl zu denen von den High Flying Birds waren.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Onstage-Ansprache

Noel Gallagher zierte sich gestern ein bisschen mit dem Hallosagen von der Bühne: Ganze fünf Nummern dauerte es bis es den On-Stage-Klassiker: "Hello, how are you, you're alright? Thanks for coming to see us!" zu hören gab. Genausolang dauerte es übrigens bis die erste Person neben mir im Publikum "Oasis! Oasis!" Richtung Bühne schreit.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Leinwände

Noels Ego gerecht waren gleich drei Leinwände zur Bebilderung der Show in der Halle aufgehängt, zwei neben der Bühne, eine hinter der Band. Wobei die beiden links und rechts das ganze Konzert über ausgeschaltet blieben. So groß ist die Venue dann nämlich auch nicht.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Handys und Feuerzeuge

So ganz scheinen die guten alten Feuerzeuge immer noch nicht weg zu sein von den Live-Konzerten. Während "Champagne Supernova" ("What the fuck's a Champagne Supernova anyway?") wurde eines davon in die Luft gehalten, jede Menge Handys aber auch. Und tatsächlich auch ein Paar Krücken aus der Mitte des Publikums. Und da soll noch wer sagen, Oasis-Lieder hätten keine Heilkräfte.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Bar und das Merchandise

An der Bar in der Eingangshalle der Venue wurde lustigerweise Radiohead statt Oasis gehört. Dort waren auch jede Menge Ausgaben des planet.tt-Magazins zu finden, auf denen Noel extra grumpy aussieht. T-Shirts und Poster am Merchandise-Stand hatten übrigens besonders schöne zeitgemäße Designs, von leichten Glitch-Effekten bis zu bunt-leuchtenden VHS-Style-Spielereien.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Die Zugabe

Drei Lieder wurden als Zugabe gespielt und die müssen bei so einem Portfolio, wie es Noel hat, vorsichtig ausgewählt werden: Zuerst "Wonderwall", dann "What A Life" und dann natürlich "Don't Look Back In Anger". Die Version von "Wonderwall" singt Noel deutlich anders und trauriger als das Original. Da ist jemand vermutlich müde von dem Song. Oder von Liam. Oder beides.

Noel Gallagher's High Flying Birds im Wiener Gasometer

Radio FM4 / Patrick Wally

Nach dem Konzert

Im Freien vor der Halle gibt es dann auf dem Weg zur U-Bahn einen der schönsten Momente des Abends: Mit Verstärker im Reisekoffer spielt ein (Straßen-)Musiker ein paar der klassischen Hadern von Oasis. Ein ganz ordentliches Publikum hat sich auch eingefunden, hier werden schließlich die Songwünsche erfüllt, die es drin nicht zu hören gab. "Wonderwall" wünscht sich aber trotzdem wer. Der Musiker ist davon genauso müde wie Noel, spielts aber trotzdem. Es wird geklatscht und gejubelt und Kleingeld in den Gitarrenkoffer geworfen. Eine andere Art den guten, alten Indie-Rock'n'Roll zu feiern, statt nur in der großen Halle. Im kleinen Rahmen, mit einer Handvoll tanzender, lachender Menschen. Und da funktioniert die Musik auch irgendwie am besten.