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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

12. 4. 2016 - 16:00

Das kleine Ich bin ich

Den Kinderbuchklassiker von Mira Lobe gibt es jetzt auch in der dreisprachigen Ausgabe Arabisch, Farsi und Deutsch. Ein Kniefall vor Mira Lobe und Susi Weigel.

Ein kleines, buntes, namenloses Wesen freut sich des Lebens und "freut sich, dass sich’s freuen kann", bis ein Laubfrosch fragt "Wer bist denn du?"

Weil das Tier das nicht wirklich weiß, quakt der Frosch:
"'Wer nicht weiß, wie er heißt,
wer vergisst, wer er ist,
der ist dumm!'
Bumm."

Ich bin Ich mit Frosch

Jungbrunnen Verlag

Um das herauszufinden fragt sich das kleine Etwas im Tierreich durch und stellt traurig fest, dass zwar alle Ähnlichkeiten mit ihm erkennen, dass es aber nicht zu ihnen gehört. Schließlich aber erkennt es:
"Sicherlich
Gibt es mich:
Ich bin ich!"

Und das erkennen dann auch alle anderen Tiere und rufen freudig "Du bist du!"
"Auch der Laubfrosch quakt ihm zu:
'Du bist du!
Und wer das nicht weiß,
ist dumm!'
Bumm."

Diese herrlich einfache Identitätssuche stärkt seit 1972 das Selbstbewusstsein von Kindern (und Erwachsenen). Als "Jahrhundertwerk" bezeichnete Renate Welsh den großartigen Bilderbuchklassiker des ebenfalls großartigen Künstlerinnenduos Mira Lobe und Susi Weigel.

In vielen Büchern haben die Beiden Kinder dazu bekräftigt, Ängste und Vorurteile abzubauen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Ob "Lollo", "Die Omama im Apfelbaum", "Die Geggis" oder "Das Städtchen drumherum" – von Randgruppen, Generationsunterschieden bis zu Umweltproblemen – immer wieder wurde Toleranz und Solidarität thematisiert und gestärkt.

Das wohl bekannteste Werk der beiden ist "Das kleine Ich bin ich" – über eine Million wurden allein von der deutschsprachigen Ausgabe verkauft. Die Idee zum Buch stammt von der Illustratorin Susi Weigel.

Ich bin Ich Bücher in verschiedenen Sprachen

Jungbrunnen Verlag

Wir haben zwei Exemplare der neuen, dreisprachigen Ausgabe zu verschenken.

Allerdings wollen wir von euch wissen, wem ihr daraus vorlesen möchtet? Und das hätten wir gern in einer kurzen gereimten Form.

Herzlichen Dank!
Euch für die Reime und dem Jungbrunnen Verlag für fünf weitere Bücher!
Wir hoffen, dass "Das kleine Ich bin ich" Freude bringt.
Die GewinnerInnen wurden via mail verständigt.

In Japanisch, Ungarisch, Chinesisch, Koreanisch, Slowenisch, Niederländisch, Griechisch, Afrikaans, Spanisch, Weißrussisch/Ukrainisch, Englisch, Russisch, Kroatisch, Serbisch und Türkisch kann man den Kinderbuchklassiker nachlesen. Seit 2011 gibt es eine viersprachige Ausgabe von Türkisch, Kroatisch, Serbisch und Deutsch. Die Erfahrungen mit dem Buch seien durchwegs gut, meint Geschäftsführerin Hildegard Gärtner vom Verlag Jungbrunnen. Das Werk würde von vielen KindergärtnerInnen, LehrerInnen und Multiplikatoren bei der Begleitung von Kindern mit Migrationshintergrund eingesetzt.

Seit 12. April gibt es auch eine dreisprachige Ausgabe in Arabisch, Farsi und Deutsch. Arabisch und Farsi sind derzeit die am häufigsten gesprochenen Sprachen unter den Flüchtlingen im deutschen Sprachraum.
"Weil die Kinder von Flüchtlingen, die zu uns kommen, sicher weder Bücher noch Spielzeug mitbringen konnten, die ihnen in ihrer Heimat am Herzen lagen und uns wichtig schien, dass sie ein Buch bekommen, das ihnen gehört," erklärt Hildegard Gärtner - etliche Bücher wurden durch Spenden verschenkt.

Seite 2 in Arabisch, Farsi, Deutsch von Das kleine Ich bin Ich

Jungbrunnen Verlag

Wie bereits bei der viersprachigen Ausgabe wurden auch hier die Übersetzungen auf Klappseiten zugefügt. Beim Machen mussten dennoch viele Dinge neu bedacht werden. Vom richtigen Umbruch zu den Hervorhebungen - in beiden Sprachen gibt es keine Großbuchstaben. Und ganz wichtig – wer überprüft die Qualität der Übersetzung? Der Text wurde wortwörtlich übersetzt - die Reime fehlen daher.

Kennst du die bunten Mira-Susi-Bücher? Plakat

Jungbrunnen Verlag

Das geniale Duo Mira Lobe und Susi Weigel

"Kennst du die bunten Mira-Susi-Bücher?" war der Slogan des Jungbrunnenverlags. Hinter den Mira-Susi-Büchern stecken zwei bemerkenswerte Frauen.

Mira Lobe

Jungbrunnen Verlag

Mira Lobe

Mira Lobe (1913-1995), eigentlich Hilde Mirjam Rosenthal, musste mit ihrer Familie 1936 nach Palästina fliehen. Als ihr Mann, der Schauspieler und Regisseur Friedrich Lobe, 1950 ein Angebot beim kommunistischen "Neuen Theater in der Scala" in Wien bekam, übersiedelten sie nach Österreich.

Mira Lobe, die bereits in Israel ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht hatte, begann für die erste Kinderzeitung Österreichs, die kommunistische Kinderzeitung "Unsere Zeitung" zu schreiben. Dort lernte sie die Illustratorin Susi Weigel kennen.

Susi Weigel (1914-1990) arbeitete immer schon aufklärerisch mit ihren Illustrationen. In Wien geboren, zog sie als junge Frau nach Berlin, um dort Trickfilme zu machen. Nach Kriegsende kehrte sie nach Wien zurück und zeichnete ebenfalls für "Unsere Zeitung". Unter anderem fertige sie auch Comics zu "Die Schatzinsel" oder "Gullivers Reisen" an. Beim Skifahren am Arlberg lernte sie einen Skilehrer kennen und lieben und übersiedelte nach Vorarlberg, wo sie fast vierzig Jahre lang in Bludenz lebte, mehr oder weniger abgeschieden von der Öffentlichkeit und kaum gewürdigt oder geehrt.

Als ihr 1986 der Berufstitel "Professor" verliehen wird, soll sie nach der Verleihung auf die Frage, ob sie stolz sei, geantwortet haben: "Frau Professor? Ach nein, wissen Sie, ich lege auf Titel keinen großen Wert. Mir ist das Menschliche näher als jeder Titel."

Susi Weigel

Jungbrunnen Verlag

Susi Weigel

Erst 2010 widmete ihr das ebenso kleine wie wichtige Frauenmuseum Hittisau die Ausstellung "SUSI WEIGEL Ich bin Ich". Erstmals wurden damals Skizzen, Briefe und diverse Arbeiten aus ihrem Nachlass gezeigt. Beeindruckend, wie aktuell und modern ihre Arbeiten immer noch sind.

2014 zeigte das Wien Museum diese in der Schau Mira Lobe und Susi Weigel "ICH BIN ICH".

Eine Adaption davon ist noch bis 1. Mai 2016 im Vorarlberg Museum in Bregenz zu sehen: Mira Lobe und Susi Weigel

Plakat Wien Museum Ausstellung Ich bin Ich

Wien Museum / Jungbrunnen Verlag