Erstellt am: 11. 4. 2016 - 12:22 Uhr
Poolinale 2016
Poolinale
Zum 6. Mal findet in Wien die Poolinale - das Film-Festival für Musikfans statt. Keine Bands auf der Bühne sondern auf der Leinwand. Eröffnet wird die Poolinale am Donnerstag, 14. April mit Diskussionen über die "Zukunft der Verwertung von Film&Musik im digitalen Zeitalter" - beendet wird die Poolinale am Sonntag, 17. April im Gartenbaukino mit D.A. Pennebaker's Konzertfilm "Ziggy Stardust and the Spiders from Mars".
Das gesamte Programm der Poolinale findest du hier.
Die Tage dazwischen kann man es sich im Top Kino bequem machen und sich mit den musikalischen Karrieren und Lebenswegen von Amy Winehouse, Janis Joplin, Daft Punk, A Tribe Called Quest auseinandersetzen - oder andere dokumentarische Perlen entdecken.
Imagine Waking Tomorrow And All Music Has Disappeared
Bill Drummond's Kinder sind mal verschreckt nach Hause gekommen und haben den Vater gefragt ob es denn stimmt, dass er mal 10.000 Pfund verbrannt hat. Er hat gelacht und gemeint "I wish". Es war nämlich eine Million Pfund, die er mit seinem KLF-Partner auf Isle of Jura verbrannt hat und damit das Ende seiner Musikkarriere eingeläutet hat. Der Musik ist er als Künstler treu geblieben. Drummond hat zum Beispiel den "No Music Day" ins Leben gerufen und Bücher wie "17" geschrieben. Die Dokumentation "Imagine Waking Tomorrow And All Music Has Disappeared" begleitet Drummond bei seiner Arbeit mit dem "17 Choir". Drummond erklärt "Once we could listen to music at any time - music lost its meaning!" - er prangert die ständige Verfügbarkeit von Musik an und reagiert darauf mit Aufnahmen eines auf Reisen aufgenommenen "Chores". Der natürlich kein Chor im klassischen Sinn ist. So wie vieles, was Drummond macht, alles andere als klassisch oder üblich ist. Drummond irritiert und inspiriert zu gleichen Teilen. Ein kurzer aber guter Einblick in das Leben und Arbeiten eines außergewöhnlichen Querdenkers. Der einzige Spoiler, den man hier nennen darf: der Film ist ein eher stiller Film.
Krieg und Frieden und Musik
Heuer gibt es bei der "Poolinale" ein Thema, das sich bei eingen Filmen durchzieht und diese Festivalausgabe besonders spannend macht: "Musik als elementare gesellschaftliche Kraft". In der Doku "They Will Have to Kill Us First" zeigt die Regisseurin Johanna Schwartz Musiker_innen aus Mali im Exil. "It's not life without music" heißt es im Film. Aber genau das verbieten 2012 die Jihadisten im Norden des Landes: Keine Musik. Der aufwühlende und berührende Film portraitiert verschiedene Musiker_innen aus Mali und zeigt ihre Geschichte der "Auflehnung und Courage".
Neben der Österreich-Premiere von "They Will Have To Kill Us First" wird auch der Film "Song Of Lahore" während der Poolinale erstmals in Österreich gezeigt. Darin geht es um Musiker aus Lahore, Pakistan, die nach einem überraschenden Erfolg ihrer Jazz-Neu/Interpretationen für ein Konzert nach New York eingeladen werden.
Neben Pakistan oder Mali ist auch Kambodscha ist Thema beim Musikfilm-Festival Poolinale. "Don't Think I've Forgotten: Cambodia's Lost Rock&Roll" - der Filmtitel beschreibt es eigentlich ganz gut. Es geht um die kambodschanische Musikszene der 60er und 70er Jahre vor, während und nach dem Krieg.
Die Menschen hinter der Band
Heuer mit einem Oscar für "Best Documentary Feature" ausgezeichnet, kann man "Amy" nicht oft genug loben. Eine beeindruckende Doku über den kurzen Lebensweg von Amy Winehouse. Wer den Film beim regulären Filmstart nicht gesehen hat, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen "Amy" auf Kino-Leinwand zu sehen.
Einen weiteren Blick hinter die Kulissen bietet eine andere Amy: 46 Jahre nach dem tragischen Tod von Janis Joplin setzt die amerikanische Filmemacherin Amy Berg der Musikerin ein filmisches Denkmal und erzählt ihre Geschichte anhand von Interviews mit Familienmitgliedern, Kollegen und Freunden. Sieben Jahre hat Amy Berg an "Little Girl Blue" gearbeitet.
Dank der Unterstützung der Familie und Nachlassverwalter sind in "Little Girl Blue" viele unveröffentlichte Aufnahmen von Joplin zu sehen. Jam Sessions, Studioaufnahmen, Interviewsituationen. Als Dokumentar-Filmemacherin hat sich Amy Berg in ihren bisherigen Arbeiten z.B. mit institutionalisiertem Machtmissbrauch beschäftigt. In "Deliver Us From Evil" geht es um sexuellen Missbrauch in der Kirche und in "An Open Secret" um sexuellen Missbrauch in Hollywood - "Little Girl Blue" ist ihre erste Musik-Doku. Ihre Arbeit beschreibt die Filmemacherin als "emotional storytelling". Selbst wenn "Little Girl Blue" einen chronologischen Aufbau hat - es beginnt bei ihrer Geburt und endet mit ihrem Tod - legt der Film eine ähnliche Intensität an den Tag und hat eine emotionale Tiefe, die auch Joplin´s Musik zugesprochen wird. Erreicht wird das mit den Briefen, die Joplin an ihre Familie geschrieben hat und die im Film von Chan Marshall aka Cat Power vorgelesen werden. Es geht um Liebe, Anerkennung, um Identifikation und Erfolg. Wo komm ich her, wo will ich hin.
Um Erfolg geht es auch in "Monsterman" - die finnische Heavy Metal Band Lordi gewinnt 2006 den Eurovision Song Contest, aber ein paar Jahre später ist die Band verschuldet und fragt sich "Wie weitermachen" und "Warum"? Große Empfehlung und Gelegenheit, die Künstler hinter den Masken kennenzulernen!
Verlosung:
Wir haben zwei 5er-Filmpässe für die diesjährige Poolinale verlost. Die GewinnerInnen wurden informiert.