Erstellt am: 10. 4. 2016 - 14:52 Uhr
Ich hol mich hier raus
Was macht ihr so, mit euren Freunden in eurer Freizeit, wenn ihr Lust aufs Spielen habt? Paintball oder Lasertag, Online-Mulitplayer-Games, Geocaching, oder doch einen klassischen Spieleabend? Seit einiger Zeit hat sich zum üblichen Spieleangebot in Österreich ein neues Genre hinzugesellt. Meist in kleinen Teams verbringt man dabei seine Zeit eingesperrt in Kellern oder dunklen Räumen und versucht unter Zeitdruck viele Rätsel und Aufgaben zu lösen, um wieder herauszukommen. Escape-Gaming heißt dieses Sub-Genre von Adventure-Games. Meist sind die Spiele in bestimmte Szenarien mit bestimmten übergeordneten Aufgabenstellungen eingebettet wie: "Finde das Heilserum für die Zombieapokalypse", "Brich aus dem Gefängnis aus", "Verhindere den dritten Weltkrieg", etc. Escape-Games gibt es mittlerweile in ganz Österreich, aber nirgends so viele wie in Wien. Mittlerweile kann man aus über 15 verschiedenen Anbietern in der Preisklasse von 15 - 25 Euro pro Person wählen. In zwei Tagen haben wir uns 6 verschiedene Anbieter aus Wien angesehen.
Adventure Rooms
Unsere Keller-Odyssee könnte nicht besser beginnen. Nach einer kurzen Einführung in die Spielregeln werden wir von Ines, der Betreiberin von Adventure Rooms Wien, in einen Kellerraum geführt und mit Handschellen an ein Metallgitter gekettet. Den Schlüssel wirft sie vor unseren Augen durch das Gitter hindurch in unerreichbare Ferne. Das Spiel beginnt.
adventurerooms.at
Anders als die meisten Escape-Games in Wien verzichtet das aus der Schweiz kommende Franchise auf eine Hintergrundgeschichte. Es geht schlicht darum, einen Ausweg zu finden. Hier lernt man das grundlegende Spielprinzip von Escape-Games ganz pragmatisch kennen. Wir müssen versteckte Schlüssel, Zahlenkombinationen oder Hilfsmittel, wie Taschenlampen, Fernbedienungen oder Greifarme finden. Aus einer Lösung ergibt sich meist auch die nächste Aufgabe. Wie in den meisten Escape-Games liegt die Schwierigkeit nicht unbedingt darin, beispielsweise ein Zahlenrätsel zu entschlüsseln, sondern die Aufgaben an sich zu erkennen. Dazu ist es hilfreich alle Informationen und Hinweise, die man im Raum entdeckt, mit seinen Teammitgliedern zu teilen. Nach ca. 40 Minuten haben wir es in die Freiheit geschafft. Wir hatten Spaß, die Rätsel waren leicht zu lösen. Für uns als Einsteiger ins Escape-Gaming also genau richtig.
Sherlockd
sherlockd.at
Die nächste Station führt uns zu Sherlockd: Wir schlüpfen in die Rolle von Sherlock Holmes und fühlen uns zum ersten Mal überfordert. Im hellen und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Raum im viktorianischen Stil prasseln die Hinweise nur so auf uns ein, während sich die Zimmerdecke immer weiter senkt. Wir haben Schwierigkeiten zu ordnen und die weitere Vorgehensweise zu erkennen. Über einen Lautsprecher bekommen wir aber Hilfe von Betreiber Balázs, der die Räume gemeinsam mit seinem Bruder gebaut hat. Das Besondere an diesem Escape-Room sind die technisch aufwändigen Überraschungen, die hier eingebaut wurden und die nach der anfänglichen Überforderung für beträchtlichen Spielspaß sorgen.
Open the door
Danach dürfen wir zum ersten Mal in einen Raum einbrechen. "Nachts im Museum" heißt das Spiel von "Open the door", in dem wir vom Büro des Direktors ins Museum gelangen müssen, um eine Halskette zu stehlen. Es ist das erste Spiel, in dem die Rätsel-Dramaturgie nicht linear ist. Wir verlieren einige Minuten, bis wir darauf kommen, für ein Weiterkommen nochmal in einen Raum, der bereits hinter uns liegt, zu gehen. Was uns hier zum ersten Mal begegnet: Manche Rätsel und Aufgaben passen zur Hintergrundstory und könnten auch tatsächlich, wäre das ein reales Szenario und man selbst Einbrecher, vor einem liegen. Gerade mal drei Minuten sind noch übrig, als wir die Mission erfolgreich abschließen.
openthedoor.at
Exit the room
Effektvoll geht es auch bei den anderen Anbietern weiter und wir merken, wie viel Spaß es machen kann, wenn das Setting, die Hintergrundgeschichte und die Aufgaben aufeinander abgestimmt sind. Wie bei Exit-the-Room, wo wir die Heilformel für die Zombie-Apokalypse finden müssen. Das Franchise ist schon seit einigen Jahren in Wien und schickt uns in eine unterirdisches Geheimlabor. Die Ausstattung der Räume ist stimmig, die Aufgaben logisch und linear strukturiert und eine Mischung aus Kombinatorik, Geschicklichkeit und Logik. Wir arbeiten sie Schritt für Schritt ab und kommen auf unsere Erfolgserlebnisse.
time-busters.at
Time Busters
Großes Plus bei Time Busters ist der Schwerpunkt auf Story und das authentische Setting. Wir erfahren nur wenig in der Einführung durch den Spielleiter, stattdessen werden wir in den dunklen Bergwerksstollen geführt, die Tür wird verschlossen und wir wissen erstmal nicht, wie es weitergeht.
Dann läutet ein altes Stollen-Telefon und wir erfahren von einem aufgeregten Kumpel an der Oberfläche, dass die Ausgänge gerade durch eine Sprengung verschüttet wurden und wir uns nun selbst freisprengen müssen. Mit Helm und Stirnlampe bewegen wir uns durch die Stollen, erfahren im Zuge auch persönliche Hintergrundinfos von ehemaligen Bergwerksangestellten, die uns beim Lösen der Aufgaben helfen und fühlen uns zum ersten Mal so richtig im Abenteuer.
Hint Hunt
hinthunt.com
In einem verlassenen U-Boot finden wir uns bei Hint Hunt wieder. Neben dem Setting von Time Busters eines der authentischsten, die wir in den beiden Tagen kennenlernen durften. Anspruchsvoll, kreativ und story-bezogen sind die Aufgaben, die hier auf uns zukommen. Wir müssen uns gegen ein angreifendes U-Boot verteidigen, einen Tropedo abschussbereit machen und das in vielen Arbeitsschritten vom Herausfinden und Einstellen der richtigen Druckverhältnisse angefangen, über das Finden des Torpedekopfes bis zum Ermitteln der Zielkoordinaten und vieles mehr. Ohne Hinweise schaffen wir es nicht. 7 Minuten vor Ablauf der Zeit haben wir's geschafft. Was hier besonders ist: Man kann mehrere Missionen in einem Raum spielen.
Abschließend zu sagen ist, dass ein gutes Escape-Game vor allem das Zusammenspiel aus Story, Setting und Aufgaben ausmacht, die nicht zu schwer aber auch nicht zu einfach sind, vor allem aber logisch aufgebaut sein sollten. Seine freie Zeit verbringt man dann gerne gefangen im Escape-Room.