Erstellt am: 7. 4. 2016 - 18:40 Uhr
#HowToBeAustrian
Man würde glauben, dass es fad wird, aber nach dem billionsten Mal wo ich gefragt worden bin, woher ich eigentlich komme und welche kulturelle Dazugehörigkeit ich verspüre (ist grad gestern wieder mal passiert), finde ich es nach wie vor echt leiwand zu erklären, dass ich halb Österreicherin bin, halb Ägypterin, und in Kanada aufgewachsen.
Ich finds leiwand, weil ich stolz drauf bin.
Nicht so auf "mein Land ist besser als dein Land" sondern einfach, weil ich mich als gutes Beispiel nehme, dafür dass Leute aus verschiedene Kulturen und von verschiedenen Religionen echt was leiwandes zusammen machen können.
Ha ha aber wahr.
Dirk Stermann für #HowtobeAustrianDirk Stermann sagt, er habe bei Rainhard Fendrichs „I am from Austria“ nach 30 Jahren in Österreich noch immer keine Tränen in den Augen. Dafür sorgten schon die Österreicher: „Du musst als Fremder halt ein dickes Fell haben, du musst solange dableiben, dass die Leute das Gefühl haben, du bist so wie Regen oder Gatsch, das musst du durchhalten, das ist ein Kampf“, erzählt er für #HowtobeAustrian. Als Stermann beim ORF Radio anfing, musste er übrigens durch einen „Entpiefkenisierungskurs“.
Posted by Ö1 on Montag, 4. April 2016
Anyways, Kollegin Nadja Hahn bei Ö1 hat mich gebeten ein bisschen was zu machen für die #HowToBeAustrian Aktion die gerade bei Ö1 läuft und so hab' ich ein paar Geschichten aus meiner Erinnerung zusammen geschrieben und aufgenommen. Geschichten, die meiner Meinung nach volle Kanne demonstrieren wie ich halt Österreicherin bin.
Poldi Tant'
Die ältere Schwester meiner Großmutti, also die österreichische Großmutti, war sehr religiös und hatte sehr viel Zuneigung für mich und meinen kleinen Bruder.
Poldi Tant‘ machte sich extrem große Sorgen, dass wir nicht getauft waren und so, um uns zu schützen, hat sie ihren Daumen ein bisschen abgeschleckt, um uns dann Weihwasser-mäßig ein kleines Kreuz auf die Stirn zu malen. Poldi Tant‘ hat auch mörder-gut gekocht. Sie hat mir den ausgezogenen Apfelstrudel beigebracht und - das Wichtigste - "sei ned sparsam mit den Bröseln Riemchen…"
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Rock Me Amadeus
Anno 1986. In der kanadischen High School, wo ich nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen hab, weil ich nicht wirklich ein popular kid war, hat es sich herum gesprochen dass ich die DEUTSCHE Version von the number one hit in Canada auswendig kann und ich war plötzlich popular (für ein paar Wochen) und ich war IRRE stolz österreichische Vorfahren zu haben. Er war Superstar. Er war populär. Er war so exaltiert - come on and rock me Amadeus!
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Marillenknödelmaschine
Zu den besten Tagen meiner Kindheit gehörten die, wo der Großvati, der nie besonders spendabel war, weich geworden ist, weil mein Bruder und ich so ausgezuckt sind vor Freude - beim Kirtag in Spitz an der Donau. Die Marillenknödel-"Maschine" die eigentlich eine Holzhütte war wo eine arme Seele Knödel aus einem als Mund gemaltem Fenster geschoben hat. Großvati hat gelacht während er seine Schaumrolle gegessen hat und uns immer wieder zehn Schilling zugesteckt hat für zwei weitere Marillenknödel. Mein Bruder und ich haben echt gedacht, dass die Marillenknödelmaschine die beste Erfindung aller Zeiten war und das hat den Großvati total amusiert.
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CC-BY-2.0 / flickr.com/alfreddiem
My name is Birgit
Es passiert immer wieder:
Wie heißt Du?
Riem.
Irene?
Riem.
Iris?
Riem.
Maria?
Nein, Riem. Es ist einer der häufigsten Namen für Mädchen und Frauen in Ägypten, Syrien, und Libanon. Dort ist es wie Birgit hier.
Aso. Birgit!
Ok. Von mir aus, sagen’s halt Birgit zu mir.
London
Ich hab in London gelebt, so rund um das Jahr 2000 und hab in einer Firma gearbeitet die Kinder-TV-Serien produziert hat. Meine Kollegas waren kreative und durchaus sympathische junge Leute und ich hatte echt viel Spaß dort, bis auf die Woche in der Jörg Haider an die Macht gekommen ist. Da haben mich ein paar Kollegen, in der Teeküche im Büro, mit Hitlergruß begrüßt. Mir ist das Maul offen g’hängt und ich hab‘ ziemlich laut gesagt, „That is NOT funny.“
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Onkel Ludwig
Der Onkel Ludwig ist von Stalingrad nach Hause marschiert im zweiten Weltkrieg und dabei sind ihm die Zehen abgefroren. Um sein eigenes Fußwerk zu gestalten, wurde er dann Schuster und hatte eine kleine Werkstatt im Waldviertel. Mein Bruder und ich waren urgern auf Besuch beim Onkel Ludwig. Er hat für uns Zither gespielt und wie wir gerufen haben, "Onkel Ludwig!! Zeig uns deine Zehen!!", hat er seine Schlapfen abgelegt, seine Socken ausgezogen, und seinen Fuß ohne vorhandene Zehen auf seine Werkbank gelegt und hat mit dem Stumpfen wo seine Zehen waren gewackelt. Das war zu viel für mein Bruder und der Onkel Ludwig und ich haben uns abgehaut wie mein Bruder dann ein bisschen geweint hat.
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