Erstellt am: 7. 4. 2016 - 17:29 Uhr

FM4 Filmgeschichten mit Christian Petzold

Dem herausragenden deutschen Autoren und Filmemacher Christian Petzold widmet sich das Österreichische Filmmuseum ein Monat lang. Petra Erdmann hat mit ihm in Berlin über seine liebsten Filmmomente gesprochen.

Wenn das Österreichische Filmmuseum ein ganzes Monat lang einem zeitgenössischen Regisseur eine Plattform für seine cineastischen Einfälle und cinephile Leidenschaft gibt, dann bedeutet das viel Ehre und vor allem Relevanz im Kino-Diskurs. Der 55-jährige Christian Petzold ist ohne Zweifel einer der besten Autoren und Filmemacher Deutschlands. In seinem Kinodebüt "Die Innere Sicherheit" (2000) über ehemalige RAF-Terroristen hat er die Gespenster der deutschen Vergangenheit gejagt. So auch zuletzt in seinem Nachkriegsdrama "Phoenix" (2014) mit Nina Hoss. Zum sechsten Mal spielt da Nina Hoss die Hauptrolle in einem Petzold-Film, als Jüdin Nelly, die das KZ überlebt hat. Subtile Abgründe zwischen dem Poltischen und dem Privaten tun sich in Christian Petzolds Schaffen auf.

Anette Skrzydlo

Petra Erdmann mit Christian Petzold in Berlin.

Spannende Anekdoten und sein unendliches Wissen über Filme, die das Auge des Regisseurs geprägt haben, wird Christian Petzold nicht nur im Rahmen seiner Werkschau und Carte Blanche im Österreichischen Filmmuseum vom 7. April bis 4. Mai 2016 verraten. Wir haben uns vorab in Berlin getroffen und Christian Petzold hat in FM4 Filmgeschichten über das Kino und die Songs, die ihm viel bedeuten, gesprochen, und auch darüber, dass er als obsessiver Filmschauer auch schon mal die deutsche Synchronfassung dem Original vorzieht - so auch bei Alfred Hitchocks "Psycho" (1960):

"Alexander Horwath (Anm.: der Direktor des Österreichischen Filmmuseums) macht sich immer lustig darüber, dass ich Filme in der Synchronfassung angucke. In dem Interview, das François Truffaut mit Alfred Hitchcock geführt hat, sagt Hitchcock selbst, dass er untertitelte Filme hasst. Und ich auch. Genau wie Hitchcock muss ich auch im cinematografischen Stream sein. Mir ist es egal, welche Sprache darunter steht. Es darf natürlich nicht zu lausig synchronisiert sein. Ich finde die Synchronstimme von Anthony Perkins echt besser als das Original."

Christian Petzold über diesen Filmausschnitt "The Shining" von Stanley Kubrick (1980):

"Diese Szene macht so unglaublich viel Spaß beim Zuschauen, weil der Kubrick die Kamera bewegt. Mit jedem Ausholen der Axt von Jack Nicholson (als Ehemann Johnny Torrace) geht die Kamera die Ausholbewegung mit. Die Kamera schlägt mit in die Tür. Auf der anderen Seite hat man die völlig zerstörte Ehefrau Wendy (Shelley Duvall) in vollkommener Angst. Wir haben eine brutale männliche Gewalt, die noch dazu die Regiegewalt von Kubrick ist. Die Frau auf der anderen Seite hat nur eine feste Einstellung. Für eine ganz kurze Zeit stellt sich Kubrick mit seiner ganzen Apparatur in die Wut dieses Mannes Johnny. Das ist schockierend!"

FM4 Filmgeschichten

Christian Petzold und seine intesivsten Filmerfahrungen. Am Donnerstag, den 7. April, in der FM4 Homebase (19-22h) und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player. Und mit ganz viel Musik: