Erstellt am: 31. 3. 2016 - 11:53 Uhr
Swound Sound wird 1000 - Wie alles begann
von Wolfgang Bachschwöll
1000. Swound Sound
Am Samstag, den 2. April, live aus dem Wiener Celeste. Mit Makossa und Sugar B und vielen Freunden: Functionist, Slack Hippy und Pulsinger & Tunakan .
Ab 22 Uhr live im Radio und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.
Es muss im Sommer 1991 gewesen sein, als wir (Florian Kehrer und Wolfgang Bachschwöll, damals noch junge, ambitionierte Ö3-Redakteure) begannen, eine unkonventionelle Samstagabendshow zu entwickeln, die für damalige österreichische Radioverhältnisse unerhört war. Schnell, spaßig, schräg sollte das neue Format werden, mit cooler Club-Musik jenseits von Dr. Alban, 2 Unlimited, Snap und Ace of Base. Eine tolle DJ-Mix-Show zum Vorglühen auf eine Saturday Night Party.
Dafür brauchten wir den besten DJ Österreichs und einen MC, der jede Norm sprengen sollte. In unserem Freundeskreis wurden wir fündig. Marcus Wagner (DJ Makossa) und Martin Forster (Sugar B) sollten künftig die Aushängeschilder einer Ö3-Sendung mit dem idiotischen Titel "Silly Solid Swound System" (Copyright: Sugar B) sein.

Swound Sound / Radio FM4
Nach der Produktion einer Pilotsendung mussten wir nur noch die Ö3-Führung von unserem Konzept überzeugen. Die Präsentation vor den versammelten Ö3-Granden verlief dann so:
Schon die Signation der Show "Sesam, öffne Dich!", einer alten Märchenplatte aus den Siebziger Jahren entnommen (Ali Baba und die 40 Räuber), löste Kopfschütteln bei der Kollegenschaft aus. Als Sugar B dann sein unvergleichliches "Wiiiiiiiiiicked!" durch den Vocoder brüllte, Makossas treibender funky Groove von einem Höhepunkt zum nächsten jagte, seltsame Tonschnipsel aus Blaxploitation-Filmen der Ö3-Mannschaft um die Ohren flogen und auch noch Biene Majas fauler Freund Willi fragte: "Bist du die Oberfliege?", schien alles verloren. Nach ungefähr fünfzehn Minuten wurde das Tonband gestoppt. Man hatte genug gehört.
Swound Sound System 2016
Sendungsinfo und die aktuelle Sendung im FM4 Player
Während die meisten Anwesenden betreten auf den Boden starrten, warf mir Florian Kehrer einen verschwörerischen Blick zu, der mir unmissverständlich signalisierte: "Damit ist unsere Radiokarriere wahrscheinlich beendet". Die Stimmung war frostig, das Schweigen eisig. Alle waren gespannt, was Ö3-Chef Edgar Böhm dazu sagen würde. Der schmunzelte in die Runde und meinte: "Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Also, ich finde das super! Wir machen das!"
Ein kleines Radiowunder war geschehen.
Da in den Neunziger Jahren alle Aufnahmestudios des Wiener Funkhauses mit STUDER EMT 948 Rundfunk Plattenspielern ausgestattet waren, die zwar hervorragend klangen, aber für unsere Zwecke völlig ungeeignet waren (keine Pitch-Control-Funktion), wurden umgehend zwei TECHNICS 1210er Plattenspieler sowie ein PIONEER DJM-500 Professional Mischpult angeschafft.
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Radio FM4
Von nun an schleppten wir gute drei Jahre lang, Woche für Woche, jeden Donnerstag Abend unser komplettes Sound-Equipment von unserem Redaktionszimmer ins Aufnahmestudio.
Der "2er DJ", oder auch "alter DJ-Tisch" genannt, war ein ungefähr acht Quadratmeter großes Besenkammerl im hintersten Eck im vierten Stock des Wiener Funkhauses. Hier nahm Dominic Heinzl nachmittags seine berüchtigten Telefonverhöre mit Rick Astley und Thomas Anders auf.
Im heutigen FM4-Refugium existiert dieser Raum nicht mehr. Unsere Recording-Session war immer nach Walter Richard Langers Termin disponiert, der hier seine Ö3-Sendung "Round Midnight" produzierte. Der verdiente Walter Richard Langer war nicht nur ein Jazz-Aficionado sondern auch passionierter Kettenraucher. Regelmäßig hinterließ er uns volle Aschenbecher mit filterlosen Gitanes-Stummeln und Zigarrenresten. Das Mini-Studio war dermaßen verqualmt, dass jeder Brandschutzbeauftragte die sofortige Evakuierung des gesamten Funkhauses veranlasst hätte - wäre jemals einer aus dieser Zunft dort aufgetaucht. Elektronische Brandmelder, wie sie heute allerorts üblich sind, waren in diesem Raum natürlich nicht vorhanden. Sie waren entweder nie installiert oder von anarchistischen Ö3-Mitarbeitern abmontiert worden.
Im Laufe der Zeit mutierten die "Silly Solid"-Aufnahmen immer mehr zu gutbesuchten Happenings. Es kam nicht selten vor, dass zwischen kolossalen Didgeridoos, Bass Drums und Hammonds sich bis zu fünfzehn Personen in dieses winzige Kammerl quetschten und das Wiener Funkhaus in seinen Grundfesten erschütterten. Die Gesichtsmuskelentgleisungen der bedauernswerten ORF-Portiere, die mitternachts in dieses Szenario hineinplatzten, waren legendär.
Am Samstag, 18. Jänner 1992 ging "Silly Solid Swound System" erstmals um 22:00 auf der Frequenz von Ö3 on Air. 1995 wechselten Makossa und Sugar B zur neuen "Jugendwelle" FM4. Florian Kehrer und ich stellten uns neuen Herausforderungen. Unser "Kind" konnte nun allein "Radfahren". Es brauchte keine Stützen mehr.
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Radio FM4
Live Broadcasting Swound #1000
Die 1000. Ausgabe des Swound Sound geht am Samstag, den 2. April, von 22 bis 0 Uhr im Wiener Celeste über die Bühne. Live vor Ort und live on air. Im Anschluss ist die Sendung für 7 Tage im FM4 Player zu hören.
Gleich darauf startet der Swound in die nächste Tausender-Runde mit Functionist, Slack Hippy, Pulsinger & Tunakan und den Live Recording Swound Ausgaben #1001 und #1002.
Vor Ort wird es auch das FM4 Swound Sound Shirt in streng limitierter Auflage zu kaufen geben!
Der Eintritt ist frei!