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Lisa Schneider

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1. 4. 2016 - 06:00

Traumseefahren

Like Elephants veröffentlichen mit "Oneironaut" ihr geheimnisvoll-verwobenes Debütalbum, das sich aus New Wave, Shoegaze und Dreampop das Beste herauspflückt. Sie sind der FM4 Soundpark Act im April.

Like Elephants

Christoph Koch

Ums Träumen geht’s

Alle FM4 Soundpark Acts findet ihr hier.

Welche Gute-Nacht-Lieder sich Like Elephants anhören, hat man schnell erraten. Sandmann war dabei Robert Smith, ab und zu auch Bernard Sumner. Und wenn The Cure und New Order zu müde geworden sind, dann auch gern Shoegaze aus den frühen 90ern und diverse andere Postpunk-Götter der 80er oder contemporary Dreampop. Slow Dive, Wild Nothing und Konsorten.

"Unsere Musikrichtung nennt sich wohl am ehesten Indie- bzw. Dreampop. Die Einflüsse haben wir aber aus verschiedenen Genres, unbedingt auch aus der Shoegaze- und New Wave-Ecke."

Cover Oneironaut

Like Elephants

Das Debütalbum "Oneironaut" von Like Elephants erscheint am 7. April via Noise Appeal Records.

Sänger Viktor formuliert überlegt. Diese Einordnungen aber auch! Das Wichtigste für ihre Musik, und da nicken alle im Studio zustimmend, ist Hall. Verhallte Gitarren, verhallte Stimmen, ein verhalltes Debüt: dicht, einnehmend, sphärisch. Wie aus einem Guss.

Hybrid

Like Elephants, das sind Viktor Koch (lead vocals, Gitarre), Martin Wührer (vocals, Gitarre), Roland Gugerbauer (Bass), Manuel Hauer (Synths) und Christian Luger (Schlagzeug). Vor gut einem Jahr, im Mai 2015, ist ihre die Debüt-EP "Home" erschienen. Jetzt steht der Release ihres Debüt-Albums bevor. Stressen lassen wollte sich die Band nicht mit dem Album, lieber ein bisschen länger Tüfteln, den Bogen zwischen Alt und Neu spannen.

Vor ungefähr sechs Jahren hat die Band begonnen, sich zu formieren - damals noch unter anderem Namen. Zuerst war die Band als Trio unterwegs. Viktor und Manuel sind erst ein bisschen später dazugestoßen, als man sich dazu entschlossen hatte, das Projekt noch einmal grundsätzlich zu resetten, Synthesizer einzubauen, den Sound flächiger und breiter anzulegen. Vor gut zwei Jahren wurde schließlich Like Elephants gegründet - in der Formation, in der die Band bis heute auf der Bühne steht.

Like Elephants

Christoph Koch

Alle Bandmitglieder spielen mittlerweile ein völlig anderes Instrument, als sie ursprünglich gelernt haben, erzählt Gitarrist Martin. Er selbst kann Trompete spielen, war früher Leadsänger, jetzt ist Viktor ganz vorne. Roland zum Beispiel hat eigentlich Klavier gelernt, jetzt zupft er die Basssaiten. Also alles einmal durchgewürfelt! "Und das", meint Martin, "funktioniert einfach super!" Auch wenn Viktors Musikschullehrerin ihn eigentlich als den unmusikalischsten Menschen überhaupt bezeichnet hat.

Grieskirchen: place to be

Die Bandmitglieder kennen sich aus Oberösterreich, alle sind dort aufgewachsen und genau dort finden auch die Proben statt. Manuel wirft zwar kurz skeptisch ein, "dass man eben mit sich was anzufangen wissen sollte, wenn man in Oberösterreich am Land, in einem kleinen Kaff, groß wird." Wenn dabei aber solche Projekte rauskommen, sollte man das Landleben nicht nur wegen der frischen Luft und den glücklichen Hühnern in Betracht ziehen.

Kollaborationen in Oberösterreich? Mit anderen Bands? Nicht so wirklich, so Like Elephants. Man kenne sich zwar und fände sich gegenseitig super, es sei jetzt aber nicht so, dass man mit allen tollen Jungmusikern aus Oberösterreich schon mal das Studio geteilt habe. "Aber es motiviert einen auf jeden Fall zu sehen, was sich tut, welch gute Musik in den letzten Jahren vor Ort produziert wurde", erzählt Martin. Da wolle man natürlich mithalten.

Fünf Musiker, fünf Zugänge: die Songs von Like Elephants entstehen großteils spontan und intuitiv. Die Grundidee: jemand wirft einen Grundakkord in die Runde und dann wird einfach drauflos gejamt. Es ist aber nicht so, dass stundenlang an einem Song gebastelt wird, vielmehr entstehen die Stücke oft während einer Probe. Und die dauert meist nicht länger als zwei Stunden, so Sänger Viktor.

Ein Waldstück

Es ist auch eigentlich immer so, dass die Melodie steht, bevor dann der Text zu Papier gebracht wird. Eine wunderbare Ausnahme ist "Forest", die erste Single des Albums. Viktor ist zwischen den Bäumen spaziert, und plötzlich waren die Lyrics da. Das ruhige, ursprüngliche Gefühl spiegelt sich nicht nur im Text, sondern im charmant-trägen Gitarrenspiel, im erwähnt sphärisch-verhallten Synthie-Sound. "Back to the roots klingt so blöd", sagt Viktor. "Aber irgendwas ist halt dann doch dran." Weg von der Hektik, der Unruhe, dem Überfluss. Hinein in den rauschenden, geheimnisvollen Wald.



Gefeiert wird das Debütalbum natürlich auch. Nämlich hier:

  • 9. 4., Kirchdorf, GH Rettenbacher
  • 12. 4., Wien, B72
  • 13. 4., Graz, Postgarage
  • 14. 4., Innsbruck, Live Stage
  • 15. 4., Dornbirn, Schlachthaus
  • 16. 4., Salzburg, Denkmal
  • 18. 5., Linz, Posthof
  • 21. 5., Passau, Tabakfabrik
  • 22. 10., Wels, Alter Schlachthof

Das Debütalbum heißt Oneironaut, übersetzt "Traumseefahrer". So, wie ein Astronaut das Weltall erkundet, erkundet der Oneironaut die Traumwelt. Dabei geht es um luzide Träume, das sind die, in denen man weiß, dass man träumt, und die man auch beeinflussen kann.

"Wir wollten einfach genau diese Stimmung vermitteln. Eine Traumwelt kreieren, in die man hineinkippen, in die man eintauchen kann."

Diese Idee hat sich im Laufe der Produktion, während des Entstehungsprozesses des Albums heraus kristallisiert. Träumt man sich durch das Debütalbum, holt einen nur das letztplatzierte Stück, konzeptuell "Wake up" genannt, zurück in die reale Welt. Gut, dass man auch ein Album auf Repeat stellen kann.

Like Elephants zaubern mit ihrem Oneironaut ein Debütalbum hervor, das einen zum Träumen, aber nicht zum Schlafen bringt. Das eine wunderbar-traurige, kraftvolle, einnehmende Atmosphäre schafft, die wie ein Sog funktioniert: einmal hineingezogen ist man gefangen.

Aufwachen? Nein, danke. Lieber Traumseefahren.