Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "French Pop von Francoiz Breut "

Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

29. 3. 2016 - 11:06

French Pop von Francoiz Breut

Die französische Musikerin Francoiz Breut veröffentlicht mit "Zoo" ein neues Album. Es ist in Zusammenarbeit mit Portishead-Mann Adrian Utley in Bristol entstanden.

Der Name Francoiz Breut sagt Fans französischer Popmusik schon länger etwas. Die aus Cherburg stammende und in Belgien lebende Sängerin und Songschreiberin veröffentlicht seit fast zwanzig Jahren Alben. Das neueste, "Zoo", hat sie zusammen mit Adrian Utley von der englischen Band Porthishead gemacht. Die Songs kommen von Francoiz und wurden von ihr und zwei Mitmusikern zusammen mit Adrian Utley in der englischen Stadt Bristol produziert. Letzterer hat bei "Zoo" viel Einfühlungsvermögen gezeigt und subtil das Beste aus Francois Breut herausgeholt: Indie-Pop, Electronic Music, Nouvelle Chanson. Einmal zart durch den Mixer gedreht und heraus kam "Zoo", das vielleicht schönste, coolste, internationalste Album, das Francoiz Breut je gemacht hat.

Francoiz Breut im Gespräch

Francoiz Breut singt alle elf Songs am Album "Zoo" in ihrer französischen Muttersprache, außer den Song "Deep Sea Diver", der auf Englisch ist. Französisch, so sagt Francoiz Breut, ist nun einmal die Sprache, mit der sie am besten umgehen kann.

Francoiz Breut im Interview über ihr neues Album

Albumcover französische Musikerin Francoiz Breut "Zoo" März 2016

Le Pop

"Zoo" von Francoiz Breut ist bei Le Pop Musik/Groove Attack erschienen.

Wie kam es zum Albumtitel "Zoo"?

"Dieses Wort, das nur aus drei Buchstaben besteht, soll die spielerische Vielfalt, die die Songs des Albums ausstrahlen, zusammenfassen. Einen thematischen roten Faden gibt es nicht. Der Titelsong 'Zoo' beschreibt so etwas wie eine Reise über unseren Körper, der mit Tieren aller Art bevölkert ist. Man könnte auch sagen, dass er davon handelt, dass wir uns, obwohl wir in einer rationalen Welt leben, animalische Instinkte bewahrt haben. Diese Rationalität trocknet uns regelrecht aus, weil wir uns immer weiter von unseren Ursprüngen entfernen, von unserem animalischen Instinkt."

Francoiz Breut

Jerome Sevrette

Wie hast du Adrian Utley von Portishead kennengelernt?

"Ich habe Adrian Utley kontaktiert, um zu fragen, ob er mein Album produzieren würde, weil ich wusste, dass er meine Musik kennt. Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt, als Portishead in England das Festival All Tomorrow´s Parties kuratierten. Anfang letzten Jahres habe ich Adrian Utley dann per E-mail angeschrieben und seine Reaktion war prompt."

Kannst du uns ein wenig von den Aufnahmen erzählen?

"Wir haben den größten Teil live aufgenommen, aber alles haben wir dann doch nicht geschafft. Viele Spuren sind später noch eingespielt worden, weil wir beim ersten Mal nicht genug Zeit hatten. Wir mussten eine Pause von fünf Monaten zwischen dem Aufnehmen und dem Abmischen der Songs einlegen. Und diese Zeit war auch nötig, um den Aufnahmen den letzten Schliff zu verpassen. Die Arbeit am Mix war für mich dann eine echte Offenbarung. Ich hatte noch nie ganze Tage beim Mixen assistiert, und ich habe dabei erstmals wirklich verstanden, dass entscheidende Dinge in solchen Momenten entstehen können. Die Wahl des Verstärkerklangs etwa. Es ist schon ziemlich beeindruckend, die Veränderung der Songs zu beobachten, in einem Ausmaß, das sich ganz plötzlich ergibt. (…) Ein sehr leidenschaftlicher Aspekt war, mit den Instrumenten von Adrian zu arbeiten, nämlich etwa auch mit analogen Klavieren."

Gibt es Platten von anderen KünstlerInnen, die Einfluß auf "Zoo" hatten?

"Ja, etwa "Mala" vom US-Musiker Devendra Banhart, "Silent Shout" vom schwedischen Duo The Knife, "Salon Des Amateurs" vom deutschen Musiker Hauschka oder "Coming On Strong" von der britischen Band Hot Chip."

Wovon handelt der Song "La Conquete"?

"In "La Conquete" - die Eroberung - geht es darum, dass die Liebe etwas sehr Zerbrechliches ist."

Kannst du uns über den Song "Loon-Plage" etwas erzählen?

"Loon-Plage ist ein Ort, den es tatsächlich gibt. Es ist ein alter Urlaubsort in der Nähe von Dunkerque, wo die Menschen in den Ferien hinfuhren. Ein wunderbarer Strand, umgeben von wilden Dünen, eine Landschaft, die sich über die Jahre nicht verändert hat. Ich habe diesen Ort Anfang der 90er Jahre entdeckt, als ich in Dunkerque studiert habe. Jahre später hat mich ein Fotograf kontaktiert, als dort dann plötzlich ein Methan-Terminal gebaut wurde. Er wollte, dass ich einen Text zu einer Fotoausstellung dazu mache."

Wie kam es zum Song "La Danse Des Ombres"?

"Ich hatte die Idee zu "La Danse Des Ombres" - Schattentanz - als ich ein Video sah, in dem es um ein Mädchen ging, das vor seinem eigenen Schatten erschrickt. Das Mädchen versteht nicht, dass es sie selbst ist, die diese Schatten um sich wirft. Das Lied handelt davon, dass man sich vor den Schatten nicht fürchten soll, sondern lieber mit ihnen tanzen und sich von ihrem Spiel tragen lassen soll. Dass man immer daran denken sollte, dass Schatten auch genug Licht brauchen."

Und worum geht es im Song "Deep Sea Diver"?

"Dieser Song handelt eigentlich von einem Traum, den ich sehr oft habe. Ich bin in einem Auto eingeschlossen und dieses Auto fällt in einen Hafen, oder gleich auf den Meeresboden. In diesem Traum bin ich in einem Tiefseetaucheranzug eingeschlossen. In dieser Art erzwungenen Kapsel denke ich dann an die Liebe und stelle mir ein langes Bad mit einem fremden Geliebten vor."

Francoiz Breut arbeitet auch als Kinderbuchillustratorin.

Eine Frage noch: Du bist früher, als du noch studiert hast, von Nordfrankreich oft nach England gefahren. Die neuen Songs hast du in Brüssel geschrieben, und diesmal bist du dann wieder nach England gefahren - um sie fertigzustellen. War das eine Art "Heimkehr" für dich?

"Dass die Wahl auf Bristol fiel, war nicht unerheblich. England hat einen großen musikalischen Einfluß auf mich. Gute Musik ist dort allgegenwärtig. Auch die musikalische Bandbreite ist dort ja so groß. Nach England zurückzukehren, war tatsächlich so etwas wie eine Heimkehr. Klima und Landschaft sind außerdem ja sehr ähnlich zur Normandie, jener französischen Gegend aus der ich komme."