Erstellt am: 30. 3. 2016 - 10:36 Uhr
At the Drive-In Spezialsendung
FM4 House of Pain Spezial:
At the Drive-In
Christian Fuchs, Doc Nachtstrom & Alexandra Augustin widmen der Band aus El Paso, Texas, zwei Stunden Radiozeit.
Mit Interviews und Musik der Bands und sämtlichen Nachfolgeprojekten wie The Mars Volta und Sparta.
Mi, 30. März 2016
Radio FM4 ab 22 Uhr und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player
Vor einigen Monaten der Knaller: At the Drive-In sind zurück. Am 5. April spielen sie ein Konzert in der ausverkauften Wiener Arena. Es ist ein lange erwartetes Wiedersehen. 2001 haben sie vor ihrem Konzert im Flex Kollegen Boris Jordan ein Interview gegeben. Hier sind Omar Rodriguez-Lopez und Jim Ward und die ganze Story von At the Drive-In.
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At the Drive-In: Ein Rückblick
El Paso, Texas, 1993. Ein paar Jungs beginnen in der Garage gemeinsam Musik zu machen. Eine Band von vielen, allerdings eine, die so gar nicht ins konservative Texas passt. Girattist Jim Ward und Sänger Cedric Bixler-Zavala sind Schulfreunde. Den Namen für ihre Band finden sie im Werk ihrer großen Vorbilder. "At the Drive-In": Diese Zeile stammt aus dem Refrain des Songs "Talk Dirty To Me" von der Glam-Metal Band Poison.
Mit Glitzer & Glam haben At the Drive-In aber wenig am Hut: Roher Punkrock als Möglichkeit, der Tristesse in El Paso zu entfliehen. "Hell Paso" an der US-amerikanischen/ mexikanischen Grenze ist ein musikalisches Niemandsland. Nicht einmal Band aus dem - theoretisch - nahe liegenden Austin, wie die Butthole Surfers oder The Dicks, verschlägt es in die 500 Meilen entfernte Wüste.
Welcome to Hell Paso
Keine Szene, keine Labels, nothing. Jim Ward will unbedingt Musiker sein. Und so steckt er die für's College gesparte Kohle lieber in die Musik, anstatt in seine Ausbildung. Die allererste At the Drive-In EP "Hell Paso" erscheint 1994 in Eigenregie auf dem selbstgegründeten Label Western Breed. Um schnelle Gigs zu erhaschen behauptet die Band, eine Polka Band mit religiösem Hintergrund zu sein, ihre Shows stellen sie unter das gefakte religiöse Motto "Let’s Get Real". Die erste EP der Band kann man für 1.50 Dollar kaufen. Heute wird "Hell Paso" für 150 Dollar und mehr gehandelt. So wie die Folge-EP "¡Alfaro Vive, Carajo!" von 1995.
Klarerweise ist das noch lange vor Social Media und auf Tour gehen, das ist die einzige Möglichkeit um Menschen zu erreichen. Vor gerade einmal neun Menschen spielt die Band in einem abgefuckten Club in Los Angeles. Unter diesen wenigen Menschen befinden sich aber auch die Betreiber des Labels "Flipside". Eigentlich war Flipside einst ein Punk Rock-Fanzine, doch seit den späten 70ern entstanden dort in D.I.Y.-Eigenregie auch Tonträger. Unter anderem die allererste Platte von Beck. Flipside Records geben At the Drive-In die Möglichkeit, für 600 Dollar ihr erstes Album in L.A. aufzunehmen. "Acrobatic Tenement" erscheint 1996.
Darauf findet man schon den unverwechselbaren Sound von At the Drive-In: Komplexe Gesangsstrukturen, mitreißende Grooves, gekoppelt mit einem lautstarken Tritt ins Beuschel. Bei At the Drive-In regiert vor allem auf der Bühne ein unfassbare Energie: 1998 erscheint das zweite Album "In/Casino/Out": Live eingespielt, ohne nennenswerte Overdubs. Gottheiten der Szene wie Fugazi, Sonic Youth und Rage Against The Machine sind begeistert und laden At the Drive-In auf Tour ein. Mike D von den Beastie Boys, der damals sein - mittlerweile pleite gegangenes- Label Grand Royal Records besitzt, nimmt die Jungs aus Texas unter Vertrag.
In einem unterhaltsamen Promovideo kann man auf YouTube heute nachsehen, wie Mike D höchstpersönlich das neue Album "Relationship of Command" bewirbt: In Sabotage-Uniform, mit Krawatte und Nerdbrille.
At the Drive-In: Die beste Band der Welt
Auf dieser Platte hat sogar Iggy Pop zwei Gastauftritte, die der legendäre Produzent Ross Robinson eingefädelt hat – der sonst bahnbrechende Alben von Korn, Slipknot, Limp Bizkit und Sepultura aufgenommen hat.
Mit "Relationship of Command" erscheint im Herbst 2000 ein Album, das den angeschlagen Nerv der Zeit trifft: Die Aufbruchsstimmung des Millenniums, die geplatzte Dotcom-Blase, die 54. Präsidentschaftswahl in den USA, die George W. Bush gewinnt. Der rebellische Sound der Platte wird zum Soundtrack einer grantigen Generation. At the Drive-In landen auf MTV in Heavy Rotation und in den Charts. "Die beste Band der Welt!", schreiben die Gazetten – wenn sie ein Interview ergattern können.
Völlig zu Recht gilt "Relationship of Command" heute als eine der besten Platten des Jahrzehnts: Eine kluge US-amerikanische Band, mit Message. Und auch ihrer eigenen Szene gegenüber kritisch: At the Drive-In entziehen sich den altbackenen Ritualen der Punk- und Hardcoreszene. Kein Stagediving, kein Crowdsurfing, kein Moshpit. So lauten die Regeln bei ihren Shows. Zuhören anstatt sich die Fresse polieren.
Weitere Termine:
7.4., Fabrique, Milan, Italy
8.4., Impetus Festival, Lausanne, Switzerland
10.4., Razzmatazz, Barcelona, Spain
Auflösung und Reunion
Doch der Hype wird der Band aber bald zu viel. Nach einem vergeblichen Versuch, ihr Stagediving-Verbot tausenden Menschen auf einem Festival in Australien zu vermitteln, bricht die Band die chaotische Show genervt ab. Interne Streitigkeiten geben dem Ganzen den Rest: Noch auf Tour verkünden At the Drive-In 2001 eine Bandpause. Kurz darauf werden die Folgeprojekte bekannt: Jim, Paul und Tony gründen Sparta. Cedric und Omar The Mars Volta. Die Auflösung wird im Herbst 2001 bestätigt.
2012 spielten At the Drive-In überraschend einige Auftritte auf großen Festivals und Gerüchte um eine Wiedervereinigung kursieren. Nun ist es endlich soweit: At the Drive-In sind auf Welttour 2016! Jedoch: Ohne Gründungsmitglied Jim Ward. Wie und ob At the Drive-In im Jahre 2016 funktionieren, das kann man am 5. April in der ausverkauften Arena sehen.
At the Drive-In Festspiele:
30. März, ab 22 Uhr: Das House of Pain-Team widmet der Band aus El Paso die ganze Sendung! Mit Interviewperlen und viel Musik. Tune in!